FerienstartExperten erwarten kein Stau-Chaos in Köln und der Region
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Leverkusen – Branco Seromenho (52) arbeitet an zwölf Bildschirmen in der fensterlosen NRW-Verkehrsleitzentrale in Leverkusen. Sein Job ist es, Staus in NRW zu verhindern. Kaum jemand kennt die 2200 Kilometer Autobahn im Land so gut wie der gebürtige Portugiese und seine Kollegen. Wenn am Freitag (2.7.) nach Schulschluss das bevölkerungsreichste Bundesland in die Sommerferien startet, rechnet der Experte nicht mit Stau-Chaos und Zusammenbruch: „Ich glaube nicht an Vollstau, die Leute bleiben lieber vor Ort“, sagt er.
Eineinviertel Jahre nach dem ersten Corona-Lockdown spüren die Fachleute immer noch deutlich die Folgen der Pandemie. „Wir haben jetzt wieder 90 bis 95 Prozent der Vor-Corona-Belastung“, sagt Seromenhos Chef, der Abteilungsleiter Verkehrssteuerung bei der Autobahn-Gesellschaft, Thomas Wietholt. „Aber das bedeutet nur etwa 50 Prozent Stau.“ Denn Verkehrszusammenbrüche entstünden eben vermehrt bei Vollauslastung oder Überlastung der Strecken - und das sei derzeit eher nicht zu erwarten.
A3 bei Köln ist neuralgischer Punkt bei Staus
Bei Seromenho zeigt sich das auf den zwölf Bildschirmen: Fast überall in NRW grünes Licht an den Strecken - und das an einem Werktag im Nachmittagsberufsverkehr. „Vor Corona hätten wir jetzt um die 200 Kilometer Stau in NRW gehabt“, sagt der Operator. Aktuell sind es an diesem Donnerstagnachmittag 81.
Neuralgische Punkte sehen die Verkehrsexperten natürlich trotzdem - vor allem da, wo gebaut wird. Beispiele sind die Brückenbauarbeiten an der A 1 zwischen Volmarstein und Dortmund/Unna - ein „stauanfälliger Engpass“, sagt Wietholt - die wichtige Nord-Süd-Autobahn A3 unter anderem wegen der Arbeiten an Lärmschutzwänden in Köln und die A2 am Kreuz Bad Oeynhausen, wo schon seit Sommer 2020 bis zum Ende der diesjährigen Sommerferien die Weserbrücke repariert wird.
A1, A2, A3, die „Sauerlandlinie“ A45, die A 61 und die Autobahnen rund um Köln - das sind die Klassiker bei den alljährlichen Ferien-Stauwarnungen auch des ADAC. Doch auch der ADAC ist in diesem Jahr optimistisch. „Wir rechnen mit vollen Autobahnen, ein Stau-Chaos wie in den Jahren vor der Corona-Pandemie erwarten wir aber nicht“, sagt ADAC-Nordrhein-Verkehrsexperte Prof. Roman Suthold. Schließlich hätten in fünf Bundesländern die Ferien bereits begonnen.
Im vergangenen Jahr hatte es in den Sommerferien laut ADAC fast 20.000 Staumeldungen gegeben - Gesamtlänge über 23 000 Kilometer. Dabei war 2020 die letzte Ferienwoche die Zeit mit der höchsten Belastung.
Wenn es in diesem Sommer wieder stockt und sich die Streckensymbole auf den Rechnern in der Leverkusener Zentrale rot einfärben, hat Stau-Manager Seromenho mehrere Möglichkeiten: Er kann an 570 Streckenkilometern im Land auf Anzeigetafeln über der Autobahn das Tempolimit herabsetzen. Das lässt die Fahrzeuge gleichmäßiger fließen und verhindert die Gefahr von Auffahrunfällen.
Daneben gibt es dynamische Wegweiser - steuerbare Anzeigetafeln - auf denen die Zentrale den Autofahrern Umleitungen anzeigen kann. Und wenn alle Stricke reißen, kann Seromenho an einigen Stellen im Netz - an der A 3, A 4, A 57 und A 45 - vorübergehend den Seitenstreifen für den Verkehr freigeben. „Vorher gucken wir aber über Kameras am Straßenrand genau, ob da nichts im Weg steht oder auf der Straße liegt“, sagt der Stau-Bekämpfer. (dpa)