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Sicherheit in ZügenMit Bodycam im Fußball-EM-Einsatz – unterwegs mit Bahnbegleitern

Lesezeit 3 Minuten
Die DB Bahn-Begleiter Nicole Arnold und Jala Youssef zeigen die Bodycams des Bahnpersonals

Die DB Bahn-Begleiter Nicole Arnold und Jala Youssef zeigen die Bodycams des Bahnpersonals

Seit EM-Beginn testet die Deutsche Bahn in NRW den Einsatz von Bodycams. 30 Kundenbetreuer in Regional- und S-Bahnen nutzen die Kameras, die zur Deeskalation beitragen sollen.

Nicole Arnold und Jalal Youssef wirken wie ein eingespieltes Team, dabei arbeiten sie erst seit kurzem zusammen. Die 50-Jährige und der 30-Jährige sind Kundenbetreuer bei der DB Regio, fahren auf den S-Bahn- und Regionallinien im Gebiet von VRR und VRS. Sie sind für Fahrschein- und Bahnsteigkontrollen zuständig und geben Auskünfte über alles, was für die Bahnfahrt und die Fahrgäste relevant ist.

Ein Job, der ihnen auf der morgendlichen Fahrt von Köln nach Düsseldorf keine Probleme bereitet. Nach den EM-Spielen des Vorabends ist bis auf ein paar müde Fans alles ruhig in der S11 Richtung Düsseldorfer Flughafen. Dass die Sicherheitslage gerade bei großen Fußballereignissen auch anders sein kann und die Gefährdung des Bahnpersonals zugenommen hat, weiß Nicole Arnold aus langjähriger Erfahrung. „Ich war früher in Fußball-Sonderzügen im Einsatz“, erzählt sie. „Da waren wir froh, wenn die am Ende noch ein Klo hatten.“ Will heißen: Fußballfans neigten auch schon mal dazu, ganze Züge auseinanderzunehmen.

3144 Übergriffe auf Bahn-Personal

Youssef, der aus Sicherheitsgründen den Namen Cristo auf dem Schild an seiner Weste trägt, kann ebenso wie seine Kollegin bisher nur Positives über die Fans während der EM berichten. Vor allem die Schotten „waren gut dabei“. Die Stimmung der deutschen Fans sei friedlich gewesen, „da habe ich selbst ein bisschen mitgefeiert“, lacht Cristo, dessen Herz aber für die portugiesische Nationalmannschaft schlägt.

Die beiden strahlen Souveränität aus, vielleicht auch, weil sie nun selbst geschützter sind. Cristo ist mit einer von 30 Bodycams ausgestattet, die seit Beginn der EM auch in Nordrhein-Westfalen zum Einsatz kommen. Der Grund: 2023 gab es laut Bahn deutschlandweit 3144 Übergriffe auf Bahn-Personal (zum Vergleich 2022: 3161, vor Corona 2019: 2550). Knapp zwei Drittel der Übergriffe betraf das Zugpersonal im Regionalverkehr, 1300 Personen wurden dabei körperlich angegriffen.

Ronaldo käme mit Schwarzfahren davon

Vor allem aber hätten die verbalen Attacken zugenommen, berichtet Arnold. „Die Leute sind seit Corona viel gestresster.“ Da ist es wichtig, entsprechend geschult zu sein: Ausweichen, aus der Situation rausgehen, ruhig bleiben. „Ich weiß ja, dass es nicht gegen mich persönlich geht.“ Aber wenn Zureden nicht hilft, und Fahrgäste aggressiv werden, kann die Bodycam helfen. „Die Geräte haben sich schon im Einsatz bei Sicherheitskräften und Zugbegleitern sehr gut bewährt, heißt es offiziell von der Deutschen Bahn. „Sie haben eine deutlich präventive Wirkung, einen deeskalierenden Effekt und liefern den Strafverfolgungsbehörden notwendiges Beweismaterial. Erste Erfahrungen aus Bayern und Baden-Württemberg zeigen: Die Ankündigung, die Videoaufnahme zu starten, führte bereits zu einer Deeskalation.“

Kundenbetreuer Cristo bestätigt: „Es reicht schon, wenn ich sage, dass ich jetzt die Kamera einschalte; und die betreffende Person sieht sich auf dem Display.“ Für ihn und seine Kollegin Nicole ist vor allem der Einsatz zu zweit, im gemischten Team, wertvoll. „Wir können uns aufeinander verlassen.“ Zurückhalten müsste sich die Kollegin nur, wenn Cristo Fußballstar Ronaldo beim Schwarzfahren erwischen würde. Denn er würde ihm, gibt er zu, wohl keine Anzeige verpassen, sondern eher die Kamera zücken ... für ein Selfie versteht sich!