Schlebuscher GezelinschuleDer Abriss ist wieder eine Option
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Das Gezerre um die Gezelinschule geht weiter. Ursprünglich sollte der Standort aufgegeben werden, nach heftigen Protesten ruderte die Stadt 2018 zurück.
Die Bausubstanz ist allerdings „schlechter als erwartet“, sagt Baudezernentin Andrea Deppe. Kommt doch der Abriss?
Leverkusen – Wenn in alten Gebäuden die Decken geöffnet werden, tritt oft nichts Gutes zu Tage. So ist es offenbar auch im Falle der Gezelinschule in Schlebusch, für deren Erhalt im Herbst 2018 viele Eltern und Schüler lautstark auf die Straße gegangen waren. Der Protest war erfolgreich: Entgegen den Bedenken der Stadtverwaltung und von SPD und Grünen beschloss der Stadtrat in knapper Mehrheit, den Standort an der Bergischen Landstraße auf jeden Fall zu halten. „Die Gezelinschule ist gerettet“ titelte diese Zeitung am 2. Oktober 2018.
Schlechte Bausubstanz
In welcher Form, das ist aber weiter unklar. In der vergangenen Woche haben sich Schulleitung, Eltern und Politiker mit Vertretern der Stadt getroffen, um die Ergebnisse der Deckenöffnung zu besprechen.
„Die Bausubstanz ist schlechter, als erwartet“, bestätigt Baudezernentin Andrea Deppe am Rande der Stadtratssitzung am Montag. Es müssten nun „weitere Optionen“ erarbeitet werden, die sie aber zunächst der Politik vorstellen und nicht näher erläutern wollte. Schuldezernent Marc Adomat versichert, dass der Standort weiter nicht in Frage steht: „Der Beschluss gilt“. Ein Sanierung, wie sie in dem aktuellen Beschluss vorgesehen ist, sei aber nun nicht mehr die einzige Option.
Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass ein Vorschlag in der neuen Beschlussvorlage ein kompletter Abriss und Neubau an gleicher Stelle sein soll. Oder ein Umbau, in dem zumindest die markante Fassade erhalten bleibt. Fest steht: Ohne einen neuen Ratsbeschluss wird es an der Gezelinschule nicht vorwärts gehen. Dieser soll in den nächsten Sitzungsturnus im März eingebracht werden.
Damit geht die Hängepartie um die städtisch-katholische Schule weiter. Im August 2018 hatte die Stadtverwaltung für den Altbau drei Optionen ausgegeben: Sanierung und Ausbau (veranschlagte Baukosten 25,8 Millionen Euro), Abriss und Neubau (26,4 Millionen) oder die komplette Aufgabe des Standortes und Umverteilung der Schüler auf die anderen Schlebuscher Grundschulen, die dafür ausgebaut werden sollten (20,2 Millionen Euro).
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Letzteres wurde wegen der geringeren Kosten von der Stadtverwaltung bevorzugt. Daraufhin setzte sich in Schlebusch eine Protestbewegung in Gang: Eine Online-Petition zum Erhalt der Schule wurde tausendfach unterschrieben, eine Demonstration zog durch den Stadtteil und zur Sitzung des Stadtrats erschienen zahlreiche Eltern mit Kindern in grünen Schul-Shirts und selbstgemalten Schildern.
Kurze Beine, kurze Wege
„Kurze Beine – Kurze Wege“ forderten sie: Wer will, dass Kinder zu Fuß und nicht mit dem Elterntaxi zur Schule kommen, der darf keine Standorte schließen. Und schon gar keinen so akzeptierten, wie diese alteingesessene Grundschule. SPD und Grüne wollten den Antrag damals vertagen, um „in Ruhe über die Situation an den Schlebuscher Grundschule zu sprechen“. Doch CDU und FDP setzten sich mit ihrem Antrag auf einen definitiven Erhalt des Standortes knapp durch.
Bei den Planungsarbeiten zu der Sanierung waren dann zunächst Probleme mit dem Brandschutz zutage getreten, deswegen darf derzeit unter anderem die Aula von nicht mehr als 30 Personen gleichzeitig betreten werden.
Baustelle Morsbroicher Grundschule
Bei der Entscheidung über die Zukunft der Gezelinschule kommt eine weitere Baustelle erschwerend hinzu: Auch die benachbarte Grundschule Morsbroicher Straße soll in den nächsten Jahren umfangreich saniert und ausgebaut werden. Doch verkraftet Schlebusch zwei durch Baumaßnahmen eingeschränkte Grundschulen? Und gibt der städtische Etat genug für beide Maßnahmen her?