Windeck – Es geht um Wirtschaft und Infrastruktur, soziales und kulturelles Leben, den wertschätzenden Umgang mit Baukultur, Natur und Umwelt und nicht zuletzt um einen guten Gesamteindruck. Mit kurz geschorem Rasen und bunten Blumenbeeten allein kommen die 16 Dörfer an Sieg und Rhein, die beim 23. Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilnehmen, nicht weit.
Allein drei von ihnen liegen in der größten Flächenkommune des Rhein-Sieg-Kreises, Windeck. Die Bewertungskommission sahen sich in Leuscheid und Stromberg um.
Seit je her hätten die Menschen im Leuscheider Land zwischen den Herren zu Sayn-Wittgenstein und denen zu Jülich-Berg gestanden, berichtete Willi Fenninger vom Bürger- und Verschönerungsverein. „Jeder wollte sie – oder wollte sie nicht.“ Das erkläre Eigeninitiative und Zusammenhalt in Leuscheid.
Davon gibt es im 1144-Seelen-Dorf so viel, dass die abgesprochenen 90 Minuten für den Besuch nicht reichten. Erst nach 20 weiteren und der dritten Strophe des Heimatliedes durfte die Bewertungskarawane weiterziehen.
Zuletzt hatten sich die Leuscheider 1981 am damals noch „Unser Dorf soll schöner werden“ betitelten Wettbewerb beteiligt und mit einem 21. Platz begnügen müssen. Punkten wollen sie diesmal mit geballten Argumenten, die ein reges Miteinander auf den Windecker Höhen belegen.
Jüngste Einrichtung ist der Dorfladen, den eine Genossenschaft der Bürger betreiben will und für den in wenigen Wochen die Umbauarbeiten beginnen. Bereits seit 25 Jahren ist die Kita einer Elterninitiative erfolgreich.
„Wenn jemand Hilfe braucht, bekommt er sie. Wenn wir Hilfe brauchen, bekommen wir sie auch“, umschrieb Hendric Schumacher das Verhältnis der Feuerwehr zu den übrigen Vereinen. 32 Frauen und Männer zähle die Wehr sowie 20 Jugendliche. Eine Kinderfeuerwehr sei in Planung. Mitten im Ort und im Leben steht auch die Grundschule.
Unser Dorf hat Zukunft
Das Land Nordrhein-Westfalen lobt alle drei Jahre den Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ aus. Nach einer coronabedingten Pause bereist die Bewertungskommission des Rhein-Sieg-Kreises in diesen Tagen die am 23. Kreiswettbewerb 2020/2022 teilnehmenden 16 Dörfer rechts und links des Rheins.
Der Kreis hat 15.000 Euro an Start- und Preisgeldern ausgeschrieben. Die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft, RSVG, gibt für Sonderpreise 3000, rhenag und Kreissparkasse jeweils 2000 Euro. Jedes teilnehmende Dorf bekommt 100 Euro Startgeld beim Besuch der Kommission überreicht.
Zur Kommission gehören Mitglieder der Kreistagsfraktionen sowie der Kreisverwaltung, die sich zu den Themen Wirtschaft und Infrastruktur, soziales und kulturelles Leben, wertschätzenden Umgang mit Baukultur, Natur und Umwelt sowie Sonderpreise umschauen.
Gemeldet sind in diesem Jahr 16 Dörfer aus neun Kommunen mit Schwerpunkt im rechtsrheinischen. Hennef: Allner und Happerschoß, Lohmar: Ingersauel, Much: Berzbach und Bövingen, Neunkirchen-Seelscheid: Schöneshof, Ruppichteroth: Oberlückerath und Oeleroth, Windeck: Helpenstell, Leuscheid und Stromberg, Alfter: Gielsdorf, Bornheim: Brenig, Uedorf und Widding, Rheinbach: Niederdrees.
Das Ergebnis der Bereisung und damit die Vergabe der Gold-, Silber, Bronze- und Sonderpreise wird am 10. Juni im Siegburger Kreishaus bekanntgegeben. Erfolgreiche Dörfer können an den nachgeordneten landes- und Bundeswettbewerben teilnehmen. (sp)
Ob Kleinspielfeld, Seil- oder Schulgarten, auf die übrigen Vereine, insbesondere den Sportverein (SV) sowie örtliche Unternehmen sei stets Verlass, beschrieb Leiterin Britta Kehlenbach. Der Männergesangverein hat für eine Kooperation 49 Grundschulkinder gewinnen können.
Der SV sei zwar mit 102 Jahren der jüngste Verein, habe aber außer dem Fußball noch jede Menge mehr zu bieten, ergänzte der Vorsitzende Jürgen Gansauer. Der Verein baut gerade sein Vereinsheim neu und plant einen Multifunktionsplatz für Boule, Volleyball und Sportarten der Highland Games. Im Oktober ist der SV im zehnten Jahr Gastgeber für das Sportfest der Förderschulen. Nicht ohne Stolz verwies Gansauer auf seinen jungen Vorstand. Dass die Altherrenriege bei der Grundschule nebenan die Fahrradprüfungen abnimmt, ist Ehrensache.
Gerade einmal halb so viele Einwohner, aber nicht minder eifrige Vereine hat Stromberg im Westen Windecks. Zuletzt hatte das Dorf 2017 beim Wettbewerb Silber und einen Sonderpreis für die Umsetzung einer historischen Schwengelpumpe an den Dorfplatz abgeräumt.
Das war für einige der 564 Einwohner ein Ansporn. 2019 fragten sie die Bürger, was die sich für das Dorf wünschen. 2020 wurde eine Zukunftswerkstatt durchgeführt. Auf vier Schautafeln präsentierten Vertreter des neuen Vereins „Unser Stromberg 2020“ erste Ergebnisse.
Beate Happ erzählte vom gemeinsamen Kampf gegen die Herkulesstaude. Alte Traditionen, wie der Martinszug oder das Pfingsteier-Singen würden wiederbelebt, Vereinsaktivitäten reaktiviert. So hätten sich Männer- und Frauenchor verbunden, hieß es.
Junge Familien bewirtschafteten im gegenseitigen Austausch ihre Gärten. „Es gibt bei uns seit einiger Zeit eine solidarische Hühnergemeinschaft“, berichtete Manuela Heimann. In vielen großen Häusern lebten Alleinstehende, mit denen über neue Wohnmodelle mit jüngeren Menschen gesprochen werde. Auch eine Initiative „Jung hilft Alt, Alt hilft Jung“ sei gegründet worden.
Vermisst wird nach dem Aus der einzigen Kneipe ein Gemeinschaftsraum. Da hoffe der Verein auf Fördermittel für ein Café oder einen Dorfladen. Er setzt sich auch für sicherere Wege entlang der viel befahrenen Landstraße 333 zu den Bushaltestellen ein.
Kern der Aktivitäten ist neben „Unser Stromberg 2020“ mit 52 Aktiven die Nachbarschaft, zu der jeder automatisch gehört, der zwei Jahre im Ort wohnt. Ihr gehören der ehemalige Sportplatz und weitere Teile des Siegufers.