Die Verkehrsunfallstatistik 2024 der Bonner Polizei weist für Bonn und die Region insgesamt rückläufige Zahlen aus. Aber: Zehn Menschen kamen ums Leben.
Unfallstatistik Bonn und RegionWeniger Verunglückte und Schwerverletzte im Jahr 2024

Ein schwerer Unfall vom Juni 2024 auf der Landstraße 158 in Wachtberg-Pech.
Copyright: Marius Fuhrmann
Zwei tödliche Unfälle innerhalb von nur zehn Tagen schockierten die Menschen im vergangenen Juli in Meckenheim: Erst geriet eine 15-Jährige mit ihrem E-Scooter am Siebengebirgsring unter einen Linienbus, dann prallte eine 33-Jährige am Steuer ihres VW Golf auf der Landstraße Richtung Rheinbach gegen einen Lastwagen im Gegenverkehr und konnte nicht wiederbelebt werden. Zwei Schicksale, die sich gestern in der Unfallstatistik der Polizei für das Umland und Bonn wiederfanden. „Die Zahlen sind in nahezu allen Bereichen zurückgegangen. Insbesondere freut uns, dass die Zahl der Schwerverletzten um neun Prozent gesunken ist. Leider gab es 2024 zehn Tote im Straßenverkehr, das sind drei mehr als im Vorjahr“, bilanzierte Polizeipräsident Frank Hoever.
Die Zahlen umfassen die linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises, die Stadt Bonn selbst, außerdem Königswinter und Bad Honnef. In ganz Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Verkehrsunfälle in etwa gleich geblieben, im linksrheinischen Kreis ist die Zahl von 1772 auf 1705 Unfälle mit Toten und Verletzten gesunken. Das sind deutlich niedrigere Zahlen als vor Beginn der Pandemie.
In Alfter deutlich weniger
Die Zahl der Verunglückten ist in fast allen Kommunen zurückgegangen, lediglich in Bornheim ist sie um ein Prozent gestiegen. In Alfter sank die Zahl um mehr als ein Drittel. Bei den Schwerverletzten liegt die Zahl in allen Kommunen in etwa auf Vorjahresniveau, in Bornheim waren 23 Menschen betroffen, in Alfter sechs, in Rheinbach wie im Vorjahr 18, in Swisttal elf und in Wachtberg zehn. Als schwer verletzt gilt aus Sicht der Polizei, wer mindestens 24 Stunden im Krankenhaus verbracht hat. „Die meisten Unfälle passieren beim Abbiegen, Wenden oder sind Vorfahrtverstöße. Danach folgen Geschwindigkeitsverstöße. Zu schnelles Fahren ist noch immer der häufigste Grund bei tödlichen Unfällen“, sagt Florian Seemann, Leiter der Direktion Verkehr.
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Die Legalisierung von Cannabis habe jedoch keinen erkennbaren Einfluss gehabt. „Da liegen die Zahlen auf Vorjahresniveau.“ Sieben der zehn Verkehrstoten im vergangenen Jahr waren im Seniorenalter. Und auch bei den Schwerverletzten war jeder Vierte im hohen Alter. „Das liegt leider daran, dass viele Pedelec-Fahrerinnen und -Fahrer keinen Helm tragen. Da bin ich in Sekunden bei minimalen Kraftaufwand bei 25 km/h und muss dann auch noch bremsen können“, legt Hoever dar. Und die Zahl derer, die auf motorisierten Fahrrädern unterwegs seien, steige weiter an.

Bonns Polizeipräsident Frank Hoever (l.) und Florian Seemann, Leiter der Verkehrsdirektion, stellten die Zahlen vor.
Copyright: Marius Fuhrmann
In Alfter sank die Zahl der Verunglückten mit Rad oder Pedelec von 36 auf 16, in Bornheim stieg sie leicht von 58 auf 64. In Rheinbach gab es mit 34 Fällen keine Veränderung, in Swisttal sank die Zahl von 20 auf sieben, in Wachtberg von 19 auf zehn. „Wir arbeiten weiter an der Vision Zero: Das bedeutet, dass wir eines Tages keine Verkehrstoten mehr haben wollen. Uns ist natürlich bewusst, dass dies eher ein Leitbild ist, aber verglichen mit den 70er-Jahren ist die Entwicklung sehr positiv“, sagt Seemann. Damals war es die Gurtpflicht, die viele Unfallopfer rettete.
„In den vergangenen zehn Jahren gab es zwar keine neuen technischen Entwicklungen, aber wenn Autos eines Tages mit Ampeln kommunizieren können, wird das einen Effekt auf die Abbiegeunfälle haben“, glaubt Seemann. Ein Problem seien die E-Scooter, deren Zahl und somit auch die der Unfälle stetig zunimmt. „Es ist noch immer nicht jedem klar, dass man für die Nutzung mindestens 14 Jahre alt, nüchtern und auf einem versicherten Roller unterwegs sein muss“, sagt Seemann. Im Juli starb eine 15-Jährige in Meckenheim, die auf einem E-Scooter von einem Bus erfasst wurde.
Die Zahl der Verletzten bei Motorradunfällen geht im Zehnjahrestrend weiter zurück, ist in Swisttal und Wachtberg jedoch stark gestiegen. 13 statt acht beziehungsweise 12 statt sechs Fälle meldet die Polizei. „Ich selbst steige nicht mehr aufs Motorrad: Wenn man sich fragt, ob man heil nach Hause kommt, wenn man losfährt, sollte man es lieber stehen lassen“, bekennt Hoever. Deswegen wolle die Polizei weiter Prävention betreiben.