Schutzwände aus PlexiglasZwei Firmen aus dem Kreisgebiet sorgen für Hygiene
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Aufgrund der Corona-Pandemie sind besondere Schutzmaßnahmen in beinahe allen Branchen notwendig.
Dabei spielen Hygienewände aus Plexiglas eine wichtige Rolle.
Zwei Firmen aus dem Kreisgebiet stellen die Hilfsmittel her. Die Nachfrage wächst stetig.
Troisdorf/Lohmar – Im Idealfall sieht man sie kaum, aber beim Putzen „sieht man jetzt mal, was man sonst nicht sieht“: Thorsten Baumann, Prokurist bei der Firma Küra in Spich, ist selbst beeindruckt, wie viel Schmutz sich binnen kurzer Zeit auf einer Hygieneschutzwand sammelt. „Gewaltig“ nennt auch Geschäftsführer Lajos Küne die Wirkung. Seit 40 Jahren produziert das Unternehmen an der Lülsdorfer Straße die Ausstattung zum Beispiel für Metzgereien oder Bäckereien. Die Corona-Pandemie hat der Nachfrage nun einen unerwarteten Schub verschafft.
Beim Tanken war dem Prokuristen aufgefallen, wie Kunden und Angestellte versuchten, den gebotenen Abstand zu halten. „Das funktioniert ja beim Zahlen nicht.“ Es folgte ein Muster für den Tankstellenpächter, und dann, so Lajos Küne, „ging es los wie ein Fegefeuer von München bis Hamburg“. Tausende solcher Schutzwände sind seither in Spich entstanden.
Große Investitionen geplant
40 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, Investitionen von rund 650.000 Euro in neue Maschinen – schon länger geplant – erlauben eine Produktion mit hohem Automatisierungsgrad: Weniger als eine Minute braucht der neue 850-Watt-Laser für den Zuschnitt einer solchen Wand. Entgratet und poliert kommt der Rohling aus der Maschine. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir ein Standardprodukt brauchen“, berichtet Thorsten Baumann. Massenproduktion erlaubt günstige Preise, „Krisenpreise“ mache man nicht.
Zugleich aber wächst die Nachfrage nach Spezialanfertigungen, „was dann auch stehen bleibt“. Ein Rückgang der Nachfrage ist derzeit nicht in Sicht, mit jeder Branche, die wieder öffnen darf, gibt es neue Interessenten – zum Beispiel aus Kosmetikstudios, die eine Art Haube ordern können. „Wir könnten mehr Umsatz machen, wenn wir Material hätten“, berichtet Lajos Küne. Zugleich sieht auch er sich aber nicht gefeit vor Auswirkungen der Krise: Viele Kunden hätten ihre Bestellungen aus dem Vorjahr verschoben, das Corona-Geschäft hat diese Einbußen „mehr als kompensiert“.
Hauptumsatz aus Sonderanfertigungen
Zumindest auf einen Ausgleich für entgangene Aufträge hofft Frank Sieben, Geschäftsführer der Firma Kümpel in Lohmar. „Schon seit Jahrzehnten“ entstehen auch hier Schutzwände für den Lebensmittelhandel; als erstes Unternehmen arbeitete Kümpel mit Plexiglas der Firma Röhm aus Weiterstadt in Hessen. Den Hauptumsatz erzielt das Familienunternehmen mit Sonderanfertigungen für die Industrie – „alles, was mit Prototypen zu tun hat“ –, aber auch für den Messebau. Der Auftrag für einen Lastwagen aus dem transparenten Werkstoff wurde vorerst storniert. „Wenn wir Glück haben, wird das auf 2021 geschoben.“
Fast 1000 Ständer für Desinfektionsmittelflaschen hat ein benachbarter Betrieb geordert, eine Großserie von fast 1000 Spuckwänden ging an den Klinikkonzern Helios. Aber auch, wenn jede Woche mehrere Hundert Wände das Werk an der Raiffeisenstraße verlassen, bleibt Massenware die Ausnahme. Bei der Ausstattung der Amtsgerichte in der Region muss ein Aufmaß genommen werden. „Jeder Tisch ist anders.“ Anderswo sind die Ansprüche geringer, hängen nur dünne Platten an der Decke. Wenn die Ansprüche von Kunden an die Optik der schützenden Konstruktion steigen, liefern Partner wie Acrylic Couture aus Remagen passende Designware.
„Um 40 Prozent in zweieinhalb Wochen“ seien zuletzt die Einkaufspreise für das Rohmaterial gestiegen; während Blockware im Lager liegt, werden die dringend benötigten Platten langsam knapp. „Damit werden wir alle noch Schwierigkeiten kriegen.“