Andreas Stolze ist stolz. 36 Kilogramm nahm der Politiker in den vergangenen 15 Monaten ab.
Eine spezielle Diät hat Stolze nie gemacht, nur seine Ess- und Lebnsgewohnheiten geändert.
Heute passt ihm auch wieder das Hemd in 42 slim fit.
Neunkirchen-Seelscheid – Irgendwann kommt bei vielen Menschen ein Punkt, an dem sie denken, dass sie etwas ändern müssen. Bei Andreas Stolze war das der Fall, als seine Waage morgens 120 Kilogramm anzeigte. Sie hatte ihre Maximalbelastung erreicht. „Das war im Dezember 2018“, erinnert sich der 1,86 Meter große Manager. Heute, 16 Monate später, wiegt er nur noch 84 Kilogramm. Wie hat er das geschafft? „Ich habe meine Ess- und Lebensgewohnheiten analysiert und daraus die richtigen Konsequenzen gezogen.“
Als der damals 20-Jährige nach dem Abitur zur Bundeswehr ging, brachte er 78 Kilogramm auf die Waage. Tennis und Badminton gehörten zu seinen Freizeitaktivitäten, „wenn es sich ergab“, joggte er hin und wieder. Doch diese Dinge gingen im Laufe der Jahre „schleichend immer mehr zurück“.
Kein Genuss mehr beim Essen
Nach dem Betriebswirtschaftsstudium stieg Stolze 2007 in die elterliche Firma Humboldt Verpackungstechnik GmbH in Seelscheid ein. Stolze war für das Marketing zuständig. Und mit jedem Problem in der Firma sei ein Kilo mehr auf die Waage gekommen. „Irgendwann war das tägliche Essen für mich nur noch hektische Nahrungsaufnahme, die mit Genuss nichts mehr zu tun hatte.“ Das nahm teilweise kuriose Ausmaße an. „Wenn ich zum All-You-Can-Eat-Chinesen gegangen bin, dann hatte der Besitzer Schweißperlen auf der Stirn, weil er wusste, dass er bei mir auf jeden Fall draufzahlt. Spätestens nach dem fünften Teller, der bis zur Oberflächenspannung gefüllt war“, erzählt Stolze schmunzelnd.
Schon während seines Studiums hatte Stolze bei Lanxess gearbeitet. Als er von dort ein gutes Angebot bekam, sagte er zu – es war ein Job mit weltweiter Reisetätigkeit. „Ich war zwar viel unterwegs, doch bewegt habe ich mich nicht.“ Arbeitsessen, mit vollem Magen ins Bett. Morgens ein opulentes Frühstück. Die Grenze von 100 Kilogramm war schon längst überschritten.
Keine spezielle Diät
Beruflich ging es bergauf. Stolze wurde globaler Strategieleiter des Einkaufs und der Logistik. Nach der Hochzeit im Jahr 2011 kamen zwei Kinder, in der CDU stieg er zum Gemeindeverbandsvorsitzenden in Neunkirchen-Seelscheid auf. „Irgendwie war ich ständig unterwegs. Ein Bierchen hier, eine doppelte Portion Fritten mit Mayo nach der abendlichen Sitzung, wie das halt so geht.“
Dieser Lebensstil ist heute für den 37-Jährigen Vergangenheit. „Ich habe keine spezielle Diät gemacht, sondern meine Ess- und Lebensgewohnheiten geändert.“ So stellte Stolze fest, dass er viel zu wenig schlief. Dem Körper würden wichtige Regenerationsphasen genommen, in denen er überflüssiges Gewicht abbauen könne. Zudem habe er entdeckt, dass „es ein Hungergefühl gibt“, als er weniger aß. „Ich dachte zuerst, dass seien Magenschmerzen.“
Unterstützung von der Frau
Abnehmen beginnt im Kopf, sagen Ernährungsberater. Stolze stimmt zu. Zum Frühstück gab es keine Rosinenweckchen mehr, sondern nur eine Tasse Tee. Mittags in der Werkskantine entdeckte Stolze, dass es auch eine Theke mit Salat gibt. „Die ersten Wochen waren hart“, berichtet er. Nach zwei Monaten bewusstem Essen habe er gerade mal vier Kilo abgenommen.
Dann jedoch ging es schnell. „Ich habe die Speisen mit Kohlenhydraten sehr stark reduziert.“ Keine Kartoffeln, keine Nudeln, kein Brot. Noch schneller ging es, als seine Frau ihn unterstützte und selbst auch stark abnahm. Im August 2019 wurde sein Gewicht wieder zweistellig. Stolze wurde immer dünner und öfter gefragt, ob er krank sei. „Mir ist aufgefallen, dass der kalorienhaltige Alkohol als gesellschaftliche Droge einfach so getrunken wird. Ich musste mich sogar rechtfertigen, warum ich nur Wasser will.“
Stolze joggt heute mindestens dreimal pro Woche eine Stunde. Sein Ziel ist die Teilnahme an einem Halbmarathon. Bei seinen Hemden hat der Manager nicht mehr Kragengröße 45 comfort fit, sondern 42 slim fit. Hosen kauft Stolze heute in 25 statt in 31.