Die Stadt Bornheim war im Gespräch mit der Gauselmann-Gruppe, den Zuschlag für das Casino bekam aber die Kreisstadt.
Das große GeldNicht nur Siegburg hatte als Stadt aus Rhein-Sieg Interesse am Bau der Spielbank
4,8 Millionen Euro Steuereinnahmen erwartet die Kreisstadt Jahr für Jahr von der Spielbank, die im Gewerbegebiet schon im Herbst 2025 in Betrieb gehen soll, welcher Kämmerer würde sich darüber nicht freuen. Entsprechend rollte die Stadtverwaltung der Gauselmann-Gruppe für ihre Pläne den roten Teppich aus und sorgte dafür, dass vor allem behördliche Hindernisse aus dem Weg geräumt werden konnten.
Spannend wurde die Gelegenheit zusätzlich dadurch, dass noch eine zweite Kommune angebliche Interesse angemeldet hatte. Die aber wurde nicht namentlich genannt, während die Siegburger vor einem Jahr ganz offen zu einer Pressekonferenz eingeladen hatten. Gemunkelt wurde sogar, es könne sich, wie beim Poker, um einen Bluff handeln. Dem Vernehmen nach handelte es sich dabei tatsächlich um Bornheim, was auch auf Nachfrage im dortigen Rathaus offiziell bestätigt wurde.
Umfangreiche Anforderungen der Gauselmann-Gruppe
„Der Bürgermeister hat Gespräche mit der Gauselmann-Gruppe geführt“, bestätigt der Bornheimer Pressesprecher Christoph Lüttgen. „Dabei ging es um die Ansiedlung eines Casinos mit weiteren Ergänzungsnutzungen in der Stadt Bornheim.“ Konkret sei es um Standorte in Hersel und Roisdorf gegangen, „die den umfangreichen Anforderungen der Gauselmann-Gruppe hätten entsprechen können“.
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In den Gesprächen habe die Gauselmann-Gruppe, wie in Siegburg auch, den gesetzeskonformen Betrieb der Spielbanken und umfangreiche Maßnahmen zur Prävention von Spielsucht dargelegt. „Darüber hinaus wurden weitere positive Effekte wie Mitarbeiterfürsorge, Schaffung eines Veranstaltungs- und Begegnungsortes am Standort genannt.“
Vor diesem Hintergrund habe die Stadtverwaltung zwei geeignete Standorte ermittelt sowie planungs- und baurechtliche Rahmenbedingungen für die Ansiedlung erarbeitet. „Dennoch wären umfangreiche Prüfungen und Genehmigungsverfahren erforderlich gewesen“ so der Sprecher weiter. Jedoch: „Die Gauselmann-Gruppe hat sich schließlich für einen anderen Standort entschieden.“
Die Stadt Bornheim habe sich dem Vorhaben gegenüber offen gezeigt, „weil wir mit der Ansiedlung der Spielbank durchaus einige positive Effekte verknüpft haben, wie etwa Einnahmen für den städtischen Haushalt und Schaffung einer Veranstaltungs- und Eventstätte“.
Wie berichtet, musste in der Kreisstadt Siegburg ein kniffliges Genehmigungsproblem mit der Bezirksregierung gelöst werden, da der nötige Baugrund von knapp zwei Hektar Fläche als Retentionsfläche dient. Der Stadtverordnete Hans-Werner Müller von den Grünen kam auf die Idee, auf der anderen Seite jenseits der Isaac-Bürger-Straße Boden abzutragen und auf dem Spielbank-Areal aufzuschütten, sodass gleichzeitig Retentionsraum erhalten und die nötige Höhe für den Neubau erreicht wird.
35 Millionen Euro werden in Siegburg- Zange investiert
Gauselmann will in der Merkur-Spielbank 250 Automaten, aber auch klassisches Glücksspiel wie Roulette, Poker und Black Jack anbieten. 35 Millionen Euro sollen investiert und 100 Arbeitsplätze geschaffen werden. Wichtig ist offenbar die Nähe zu einer Autobahn, an der sich ein hoher, weithin sichtbarer Werbeträger aufstellen lässt. Nach Informationen der Redaktion haben sich Vertreter des Unternehmens auch die mittlerweile leerstehende Immobilie von Galeria Kaufhof in der Innenstadt angesehen, die aber offenbar nicht infrage kam.
Die Arbeit diesseits und jenseits der Isaac-Bürger-Straße am Stadtrand laufen derzeit auf Hochtouren, gleichwohl ist das Vorhaben noch in einem sehr frühen Stadium. Dem Technischen Beigeordneten Stephan Marks zufolge gibt es noch keinen Bauantrag.
Zu Verzögerungen oder gar mehr könnte es noch kommen, da der Bund für Umwelt und Naturschutz Rhein-Sieg (BUND) Klage gegen das Vorhaben eingereicht hat. Kreissprecher Achim Baumgartner argumentiert vor dem Oberverwaltungsgericht Münster, die Planungen seien rechtswidrig. Spätestens seit der Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021 sei klar, dass breite, unbebaute Überschwemmungsauen dringend benötigt werden. Diesem Ziel aber handelten Kreisstadt und Bezirksregierung zuwider.
BUND sieht Hochwasserschutz in Gefahr
Die Natur leide doppelt, so der BUND: „Sie verliert 4,5 Hektar Überschwemmungsaue, die der weiteren Gewässer- und Auenentwicklung dauerhaft entzogen werden.“ Wenn 200.000 Kubikmeter Kies aus Aue der entnommen würden, drohe diese im Sommer dagegen noch stärker auszutrocknen.