Siegburg – Mal eben zur Straßenecke laufen, den Elektromotor starten, leise und sauber davonsausen, das wär’s: Ein Carsharing-Angebot mit batteriegetriebenem Auto ist der große Traum von Familie Hoeck und alles andere als unrealistisch. Das Ehepaar nahm Kontakt zur Bürger-Energie Rhein-Sieg eG auf und stellte fest, dass nur genügend Mitstreiter gefunden werden müssten, dann könnte schon bald auf dem Parkplatz Steinbahn/Am Heckershof ein Kleinwagen bereit stehen, wie ihn die Energie-Genossenschaft schon für ein Carsharing-Projekt in Bornheim-Sechtem etabliert hat.
Sogar eine eigene Werbekampagne legte die Familie auf: „Zwei Tage lange haben die Kinder gemalt“, schildert Mutter Judith Hoeck, dann seien die Motive für Flyer und das Design einer eigenen Website fertig gewesen, bei der eine fachkundiger Nachbar geholfen habe.
Projekt der Energiegenossenschaft
„Besitzen ist out, teilen ist in“, lautet das Motto der Energie-Genossenschaft beim Carsharing. Gute Voraussetzungen sind ein Wohngebiet an einer Sammelstraße und interessierte Anwohner in einem Umkreis von 500 Metern. Die Unterhaltungskosten werden in der Anfangsphase geteilt, können aber reduziert werden, wenn weitere Nutzer hinzukommen, oder sogar ganz entfallen. Die Genossenschaft hilft auch bei Photovoltaikanlagen, Pachtverträgen, geschlossenen Stromnetzen, Energieeinsparungen und Kraft-Wärme-Kopplung mit Blockheizkraftwerken. (ah)
Videokonferenzen zum Thema zeitigten schon amüsante Verläufe: Jochen Gerhards, für die Öffentlichkeitsarbeit der Initiative zuständig, sah sich vor dem Monitor unversehens einem Nachbarn aus dem gleichen Haus gegenüber.
Judith Hoeck hatte festgestellt, dass das eigene Auto kaum noch gebraucht wurde, die Fahrräder hatten schon Stammplätze unter dem Carport bekommen. Der Kleinwagen reiche für das Ehepaar und die Kinder Tove, Timon und Juna aus: „Auch wenn wir beim Einsteigen ein bisschen Tetris spielen mussten.“
Das Engagement ist nach dem Geschmack von Thomas Schmitz, Vorstand der Energiegenossenschaft und Leiter des Siegburger Umweltamts: „So ein Angebot kann ganz neues Leben ins Quartier bringen.“
Er geht davon aus, dass zehn bis 20 ernsthafte Interessenten gefunden werden müssen, die es pro Jahr auf eine Fahrleistung von etwa 10.000 Kilometern bringen sollten. 25 Standorte in der Kreisstadt habe man sich angesehen, auch am Deichhaus, wo sich das Angebot aber nicht durchsetzte. Schmitz ist zuversichtlich, dass man einen Stellplatz auf der Parkfläche an der Straßenecke werde nutzen können.
Ein Vorteil sei ein nahe gelegener Stromanschluss und der Radweg auf der alten Bahntrasse, von dem aus man den Wagen gut sehen könne. Schmitz betont aber: „Die Eigeninitiative ist das Entscheidende.“