Der elfjährige Jonas starb bei einem Unfall mit einem Lastwagen. Die Realschule hat zur Nachbereitung einen Aktionstag gemacht.
Mit THW und PolizeiSiegburger Schule organisiert nach tödlichem Unfall Verkehrssicherheitstag
„Es fährt mit, das ist im Hinterkopf“, sagt Iris Gust, Leiterin der Alexander-von-Humboldt-Realschule in Siegburg. Am 3. Juli starb der elf Jahre alte Jonas auf dem Schulweg bei einem Unfall mit einem Lastwagen auf der Zeithstraße. „Kinder aus seiner Klasse haben Angst zu fahren, einige steigen gar nicht mehr aufs Rad, andere sind viel unsicherer.“
„Es war uns wichtig, das nachzubearbeiten“, erklärt sie auf dem Gelände des Technischen Hilfswerks (THW) Auf den Tongruben. Mit der Schulpflegschaftsvorsitzenden Jennifer Heck ist sie die treibende Kraft des Verkehrssicherheitstags. Die Planungen haben noch in den Ferien begonnen. Sie haben die Deutsche Verkehrswacht im Rhein-Sieg-Kreis angesprochen und die Polizei mit ins Boot geholt.
Das Technische Hilfswerk stellte sein Gelände zur Verfügung
Heck hatte nach einem passenden Gelände gesucht, bei der Feuerwehr war es nicht möglich, das THW hat sofort zugesagt. Das war ein Glücksgriff, stand doch so gleich ein Großfahrzeug zur Verfügung, um die Ausmaße des toten Winkels vorzuführen. Das war indes nur eine der vier Stationen, die die 112 Schülerinnen und Schüler absolvieren konnten.
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„Fahrradprüfungen sind ja eher ein Witz“, meinte Heck, zumal viele gar nicht mehr anträten. „Auch als Fußgänger kennen sie sich nicht mehr aus.“ Geärgert hat sie sich nach dem schrecklichen Vorfall über Kommentare in den sozialen Medien, dass der Junge doch das Risiko hätte erkennen können. „Nein“, sagt sie, „Fünft- und Sechstklässler können im Verkehr noch keine Gefahren abschätzen.“
Deshalb sei dieses Projekt eine wichtige Möglichkeit, um genau das einzuüben: Tempo, Abstände, Sichtbeziehungen zu anderen Verkehrsteilnehmern. Wie Gust ist sie sicher, dass der Tod des Elfjährigen durch die Verkettung unglücklicher Umstände verursacht wurde. Und beide kritisieren sie das Ausmaß der Elterntaxis-Praxis, speziell an der Straße Auf der Papagei. „Es hat mehr Nach- als Vorteile, das Kind mit dem Auto zur Schule zu bringen“, betonte Heck.
Polizeihauptkommissarin Sara Burmann, Leiterin der Verkehrsunfallprävention/Opferschutz, versicherte den beiden, das sei an fast jeder Schule im Kreis so. Die Eltern erwarteten, dass ihre Kinder dort das Radfahren lernten. Ihr Wunsch sei es, dass das Zuhause schon eingeübt werde.
Die Zahl der Fahrräder auf dem THW-Gelände zeigte, dass das durchaus noch verbreitet ist. Und auch der Fahrrad-Check, den Burmann mit ihren Kolleginnen durchführte, bewies, dass die Bikes fast durchweg im guten Zustand waren, höchstens mal ein bisschen wenig Öl auf der Kette und ein falsch eingestelltes Licht. „Bei mir ist alles okay“, Max (11) hob den Daumen.
Gust eröffnete den Verkehrssicherheitstag mit einer kurzen Ansprache und dankte insbesondere Uwe Wiemer von der Verkehrswacht. Denn der hatte nicht nur mehrere Stationen aufgebaut, sondern auch acht Fahrräder vom Bonner Verein „Jekifa“ mitgebracht. Sie wurden an jene verlost, die kein eigenes hatten, inklusive Helm und Schloss.
Bürgermeister Stefan Rosemann zeigte sich bei seinem Grußwort beeindruckt vom Engagement der Schulgemeinschaft. Er wünsche sich, dass die Kinder lernten, möglichst gut und sicher durch den Verkehr zu kommen. Dieses Ziel teilte Burmann, die sich als Gesprächspartnerin anbot: „Wir unterstützen die Aktion supergerne.“
Er habe bestimmt 100 Stunden in die Organisation gesteckt, rechnete Wiemer vor. Er hatte einen Fahrradsimulator mitgebracht, auf dem in einem Video Gefahrensituationen eingespielt werden. Mit einer sogenannten VR-Brille gab es dreidimensionale Eindrücke. In einer der Hallen zeigte ein Fernseher einen Film zum toten Winkel. Auf dem großen Hof war zudem ein Fahrradparcours aufgebaut. Eltern, Lehrer und Paten aus den zehnten Klassen halfen gleichermaßen.
Den nahm Gabriel mit Bravour, zügig und ohne Fehler. Er war Klassenkamerad von Jonas. „Ich habe gelernt, noch sicherer zu fahren. Jetzt kann ich das besser einschätzen, wie der Fahrer mich sieht“, meinte er nach dem Besuch der Station mit dem Transporter. Charlotte erzählte, sie habe dem Tag regelrecht entgegengefiebert: „Wir dürfen uns in einen Lastwagen setzen, um zu schauen, wo der tote Winkel ist. Da bin ich sehr gespannt drauf.“
Polizeihauptkommissarin Heike Jakob hatte den Schülerinnen und Schülern erklärt, dass es Ecken rund um so ein großes Fahrzeug gebe, die der Fahrer nicht einsehen könne, eben der viel genannte tote Winkel. Sie stellte eine halbe Klasse auf eine Plane, die andere Hälfte durfte sich nacheinander ans Steuer setzen. „Ich habe nichts gesehen, obwohl da die halbe Klasse war“, zeigte sich Noemi überrascht, und Sena ergänzte: „Das war so gruselig.“ Auch Schulleiterin Gust war beeindruckt: „Das ist schockierend.“