Die Kaufhof-Schließung und die Zukunft des Einzelhandels sind das Thema Nummer 1 in der Siegburger Innenstadt.
„Es ist ärgerlich“Siegburger Geschäftsleute sprechen bei Kaufhof-Schließung von Ärger und Zuversicht
Das Kaiser-Carré wird noch nicht fertig sein, wenn am 31. Januar der Kaufhof schließt, das ist keine rosige Aussicht für die Einkaufstadt Siegburg, die einen wichtigen Anziehungspunkt verliert. Wir sprachen mit Geschäftsleuten in der Innenstadt über Sorgen, Forderungen und Perspektiven.
Sissis Vassiliadis: „Stadtverwaltung muss jetzt auf Zack sein“
Moment gibt es nichts Wichtigeres als das Thema Kaufhof, findet Sissis Vassiliadis, der Vorsitzende des Siegburger Verkehrsvereins. Was es jetzt brauche, sei eine „verträgliche Nutzung“ der Immobilie, die zum Sortiment der Stadt passt. Dabei dürfe es nicht zu „Kannibalisierungen“ kommen, etwa durch Restaurants, die andern unnötige Konkurrenz machen.
Wünschenswert wären für ihn Angebote, für die der Kaufhof eine gute Adresse war, Dinge des täglichen Bedarfs und für den Haushalt. Das Warenhaus habe immerhin fast 50 Jahre Frequenz in die Innenstadt gebracht.
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„Investoren müssen schnell bedient werden, da muss die Stadtverwaltung auf Zack sein.“ Bei Gesprächen müsse die Stadt mit dem Eigentümer, nicht nur mit dem Verwalter an einem Tisch sitzen. „Es wäre schön, wenn die Kaufhof-Belegschaft eine zweite Chance bekäme“, betont Vassiliadis zudem.
Sylvia Bernardini: „Ich bin für kleine, persönlich geführte Geschäft“
Ob sie sich wegen der Kaufhof-Schließung zum 31. Januar jetzt Sorgen um die Innenstadt mache, dazu könne sie erst in einem Jahr etwas sagen, antwortet Sylvia Bernardini, die seit 19 Jahren ihr kleines und feines Geschäft Tout Chocolat an der Kaiserstraße führt. Sie sei überhaupt „für die kleinen, persönlich geführten Geschäfte“, die den Reiz einer Stadt ausmachten. Auch, wenn es traurig sei, dass der Kaufhof schließe.
Wer dort nichts gefunden habe, sei aber wohl eher nach Bonn gefahren, als weiter in der Stadt auf die Suche zu gehen, glaubt sie. Ein großes Problem sei schon lange der zunehmende Online-Handel gewesen.
Bernardini macht aber auch ein anderes Problem in Siegburg aus: „Viele Leute komme nicht in die Stadt, weil die Tiefgarage zu teuer geworden ist.“ Dennoch sei sie zufrieden mit dem Standort, auch dank ihrer großen Stammkundschaft.
Oliver Weiß: „Es ist ärgerlich, dass es woanders gelungen ist, den Kaufhof zu erhalten, nicht aber in Siegburg“
„Es ist ärgerlich, dass es woanders gelungen ist, den Kaufhof zu erhalten, nicht aber an Siegburg“, findet Oliver Weiß, der an der Kaiserstaße das Spezialitätengeschäft „Vom Fass“ führt und zudem Partnerbetreuer Deutschland-West für die Franchising-Marke ist.
Er fragt sich, was die Motivation sei, die Kaufhäuser etwa in Bonn und Trier weiterzuführen. Aufgefallen ist ihm, dass an diesen beiden Standorten Feinkostabteilungen gebe. Wünschen würde er sich wenigstens im Erdgeschoss des Siegburger Kaufhofgebäudes Einzelhandel, eine wichtige Frage sei die Fortführung des Parkhauses.
Am Standort Siegburg aber, mit seinen vielen inhabergeführten Geschäften und attraktiven Lage am Michaelsberg könne es nicht liegen, auch die Gastronomie sei sehr gut. Um sein eigenes Geschäft mit Feinkost, Wein und anderen Genussmitteln mache er sich keine Sorgen. Seine Frau Marijke sorgte sich, da auch das benachbarte Kaiser-Carré noch nicht fertig sei. Auch sie glaubt nicht, dass Kaufhof-Kunden in andere Geschäfte gehen, wenn das Haus geschlossen wird.
Sabine Papachristos: „Meine Sorgen haben nichts mit dem Kaufhof zu tun“
Modedesignerin Sabine Papachristos warnt an der Tür zu ihrem Geschäft an der Holzgasse mit einem Poster vor dem Onlinehandel: „Tätige Deine Weihnachtseinkäufe lokal. Anstatt den Gewinn von Amazon zu steigern, kannst Du die ansässigen Geschäfte unterstützen und dafür sorgen, dass es sie auch nächstes Jahr noch gibt.“
Zunehmend fällt ihr auf, dass viele Zeitgenossen weniger Geld für Luxusgegenstände hätten, seien es Schuhe oder auch ein Kleid.„ Meine Sorgen haben nichts mit dem Kaufhof zu tun“, sagt sie, viele Menschen seien heute gezwungen, ihr Geld in anderen Bereiche auszugeben. „Darunter leidet der Einzelhandel besonders.“
Die Modedesignerin kann sich nicht vorstellen, dass der geschlossene Kaufhof Besucher von Siegburg abhält. Wichtig sei dennoch, dass das Gebäude wieder genutzt werde, auch Kultur und Veranstaltungen hält sie für denkbar.
In ihrem Geschäft „Pieceful“ bietet sie ihre eigene Kollektion an, aber auch zugekaufte Modeartikel. Künftig will sie auch wieder Nähkurse anbieten. Das habe ich schon immer sehr gerne gemacht. Dabei gehe es auch um Nachhaltigkeit, wenn etwa aus einem ablegten Mantel „eine coole Weste“ wird.
Oliver Baum: „Ich sehe die Kaufhof-Schließung nicht so dramatisch“
„Wie bringt man ein Filetstück in Toplage wieder nach vorn?“, das ist für Oliver Baum am Markt die entscheidende Frage zur Zukunft des Kaufhof-Gebäudes. Anbieten würde sich nach Ansicht des Fleischermeisters ein Mix aus kleineren und größeren Flächen für den Einzelhandel – letztere seien immer knapp in Siegburg gewesen.
Das Kaufhof-Gebäude könne so zu einer kleinen Shopping-Mall werden. In jedem Falle brauch es ein neues Konzept. „Das Thema Kaufhaus ist nicht mehr so wie früher.“ Gefragt sie jetzt die Stadtentwicklung, und es könne sicherlich etwas dauern, bis sich eine Nachnutzung findet, zumal das Gebäude renoviert werden müsse. Aber die Substanz sei sicherlich gut.
„Ich sehe die Schließung nicht so dramatisch“, lautet Baums Einschätzung, Siegburg sei nach wie vor eine „Top-Standort“. Seine Kunden kämen teils aus Köln und Bonn, viele versicherten ihm, dass ihnen Einkaufen in Siegburg Spaß macht, auch wegen des Wochenmarkts.