Nach der Nachricht über das Kaufhof-Aus gibt es neben Solidaritätsbekundungen auch erste Vorschläge für eine Nachfolgelösung. Ein Überblick.
Solidarität und erste KonzeptideenSo reagiert die Politik auf das Kaufhof-Aus in Siegburg
Nach der Schreckensnachricht über die Schließung des Kaufhofs zum 31. Januar 2024 reichen die Reaktionen von Solidaritätsbekundungen für die Beschäftigten bis zu ersten Vorschlägen für eine Nachfolgelösung des 1974 eröffneten Gebäudes. Ein Überblick.
Der Einzelhandelsverband Bonn-Rhein-Sieg-Euskirchen mahnt: „Entwicklungen wie die Schließung der Galeria Filiale in Siegburg und der drohende Rückgang des stationären Einzelhandels in den Innenstädten muss den Kommunen eine Warnung sein.“
Es gelte, den Einzelhandel mit optimalen Rahmenbedingungen zu unterstützen, auch durch eine möglichst geringe steuerliche Belastung durch Gewerbe- und Grundsteuer, so der Vorsitzende Jannis Vassiliou. Allerdings seien die Filialen in Bonn und insbesondere Euskirchen im vergangenen Jahr komplett renoviert und umgestaltet worden, offenbar wolle Galeria an ihnen festhalten.
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Die SPD-Fraktion im Kreistag erklärt sich solidarisch mit den Beschäftigten, die „wieder einmal das Versagen des Managements ausbaden“ müssten, so der Vorsitzende Denis Waldästl. „Es ist die Aufgabe der Konzernleitung, Standorte innovativ und zukunftsfähig weiterzuentwickeln, das wurde hier verschlafen.“ Es liege jetzt an der Konzernleitung, eine sozialverträgliche und gute Lösung für die Beschäftigten vorzulegen.
Siegburger Grüne fürchten Mahnmal überholter Stadtentwicklung
Die FDP im Siegburger Stadtrat zeigte sich wenig überrascht von der Schließung, bereits in den vergangenen beiden Jahren habe man sich Konzepte in anderen Städten angesehen. Am Münchner Stachus etwa würden Handwerk, Kultur und Gastronomie verbunden. Die Herausforderung in Siegburg werde es sein, nicht nur das Erdgeschoss, sondern auch die oberen Etagen mit Leben zu füllen.
„Diese Erfahrung haben viele Städte gemacht, in denen bereits Galeria-Filialen geschlossen wurden.“ In Zürich, wo ein Traditionskaufhaus demnächst schließe, werde eine Klinik angesiedelt, in andern Orten seien es Wohnungen oder Fitness-Studios. Der Parteivorsitzende Thomas Obst hält in Siegburg auch kulturelle oder Einrichtungen der Jugendarbeit für möglich.
Die Grünen im Siegburger Stadtrat äußerten angesichts der Entscheidung des Galeria-Konzerns Mitgefühl für die Angestellten: „Das ist bedauerlich für alle betroffenen Bediensteten des Kaufhauses wie auch ein großer Verlust für die Attraktivität der Einkaufsstadt Siegburg“, teilte Fraktionschefin Astrid Thiel mit.
„Es gilt jetzt, in Erfahrung zu bringen, was der Besitzer mit der Immobilie vorhat, ob sie zum Verkauf steht und wenn ja, zu welchem Preis.“ Wenn das geklärt sei, sollten sich Politik und Wirtschaft und Banken an einen Tisch setzen und nach Lösungen suchen. „Es gilt zu verhindern, was den Troisdorfern mit dem leerstehenden Hertie-Bau in der Innenstadt passiert ist: ein Mahnmal überholter Stadtentwicklung.“
Bürgerunion bringt Spielbank als möglichen Mieter ins Gespräch
Die Siegburger Bürgerunion hat bereits konkrete Vorstellungen zu einer Folgenutzung, entsprechende Anträge habe man schon im Zuge der Haushaltsberatungen vorgestellt. So sollten die Stadtbetriebe Siegburg die unterste Etage komplett anmieten und gewinnbringend an Einzelhändler weitervermieten.
Unter Leitung der Stadtbetriebe solle dazu ein Markthallenkonzept entwickelt werden. Die beiden oberen Etagen könne man der Gauselmann-Gruppe für die in Siegburg geplante Spielbank zur Verfügung stellen, weitere Räume für ein Hotel nutzen.
Der Landtagsabgeordnete Sascha Lienesch nannte die Schließung „bitter für die vielen Beschäftigten, die all die Jahre einen tollen Job gemacht haben“. Ein langer Leerstand der riesigen Immobilie dürfe nicht eintreten: Es müssten jetzt alle Anstrengungen unternommen werden, mit dem Eigentümer der Immobilie möglichst zügig eine Nachnutzung zu konzipieren und zu planen. „Sollte das Land hier Hilfestellungen leisten können, so stehe ich dem Bürgermeister und dem Rat der Stadt Siegburg hierfür zu Gesprächen gerne zur Verfügung.“