Noch schneller als die Vorgänger soll der neue Rennwagen G23e aus Sankt Augustin sein.
Interdisziplinär entwickeltHochschule Bonn-Rhein-Sieg stellt neuen Rennwagen vor
Unter einer roten Decke stand er verhüllt schon im großen Hörsaal der Hochschule Bonn Rhein-Sieg, als sich die Türen für die ersten Besucher des sogenannten „Roll out“ öffneten. Mitgliedern des BRS-Motorsport-Teams war die steigende Spannung anzumerken. Mit einer spektakulären Lichtshow wurde schließlich das Geheimnis gelüftet und der G23e präsentiert.
Ein Rennwagen mit zahlreichen Neuerungen, in den die Mannschaft unzählige Stunden investiert hat. Etwa 80 Prozent aller mechanischen Teile wurde neu entworfen. In den kommenden Wochen stehen die Praxistests auf Herz und Nieren im Rahmen der internationalen Formula Student an.
G23e: Von der Idee zum Produkt
Kaum ein Projekt dürfte die unterschiedlichen Abteilungen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg so miteinander verzahnen wie der G23e und seine Vorgängermodelle. Ingenieur- und Naturwissenschaftler, Elektrotechniker und Maschinenbauer, Nachhaltige Ingenieurwissenschaften, Informatiker, Wirtschaftswissenschaftler und Businessmanager sind unter anderem sind an dem Konstruktions- und Design-Wettbewerb beteiligt, bei dem sich die Sankt Augustiner bis zum 17. August internationaler Konkurrenz stellen.
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„Willkommen ist jeder, der Spaß an der Sache hat und der sich einbringen will. Es ist eine Entwicklung, die aus Spaß entsteht“, umriss Professor Dirk Reith beim Roll out. Am Anfang stehe die Idee, am Ende das funktionierende Produkt. „Das könnte auch eine Kaffeemaschine sein“, sagte er lächelnd. Nicht nur Studierende, Forscher und Lehrende profitierten, auch für die als Sponsoren und Auftragnehmende beteiligten Firmen springe etwas heraus.
Dass sie die Erfolge ihres G22e kaum noch würden übertreffen können, wussten die Autobauer der Hochschule schon im vergangenen Jahr. Nach Platz neun und drei hatten sie mit dem 2022er-Modell Platz zwei errungen. Dass auch das beste Fahrzeugkonzept irgendwann ausgereizt ist, war dem Team schon vor diesem Erfolg klar. Daher hatte die Arbeit schon vor zwei Jahren begonnen. „Wir sind das Risiko eingegangen und haben vieles neu entwickelt“, berichtete der Technical Director Jan Behrend.
Neu beim G23e ist das Chassis, das mit einer besonderen Oberfläche glänzt. Für eine verbesserte Aerodynamik sorgen zudem neue Heck- und Frontflügel. Der Schilderung der Experten zufolge wurde der Abtrieb um zwölf Prozent erhöht, was sich vor allem in den Kurven positiv auswirke, da die Kraftübertragung auf die Fahrbahn verbessert werde und höhere Kurvengeschwindigkeiten möglich seien. Vor allem in Kombination mit dem neu entwickelten Fahrwerk sollen die höheren Reifenaufstandskräfte bei gleichem Gewicht und Luftwiderstand schnellere Rennrunden ermöglichen.
Hochschule Bonn Rhein-Sieg: Fachkollegen prüfen beim „Roll out“ neuen Rennwagen
Neu sind je zwei Dämpfer statt bisher drei an Vorder- und Hinterachsen. Eine Perimeterbremse mit eigenentwickelten Bremssätteln, ein auf eine Stufe reduziertes Planetengetriebe wurden eingebaut. Vier Motoren treiben den Rennwagen an. Platz schufen Designer und Elektrotechniker, indem sie das Display für den Fahrer ins Lenkrad integrierten. In dem eher zierlich wirkenden Gefährt wurden 300 Meter Kabelbaum verlegt.
Von der Qualität der Arbeit überzeugten sich beim „Roll out“ nicht nur Fachkollegen und Mitstudenten anderer Fachgebiete. Auch Familien und Sponsoren bestaunten das neue Fahrzeug. Im Foyer konnten sie zudem in einem Simulator das eigene Rennvermögen testen und die Vorjahresmodelle bewundern. Für den G23e beginnt jetzt die Testphase.
Bei internationalen Wettbewerben der Formula Student in Österreich, Italien und der Tschechoslowakei prüfen zunächst unabhängige Experten das Fahrzeug, bevor es seine Rennzulassung erhält. Auch danach fahren die eigens ausgesuchten und trainierten Fahrer nur gegen die Zeit. Rennen mit Höchstgeschwindigkeiten gegen echte Kontrahenten sind nicht erlaubt. brsmotorsport.de
Daten
Für den G23e gibt es bislang nur Daten aus der Simulation. Die können sich im Laufe der Testfahrten, die nun anstehen, noch ändern: 80 kW Leistung, 112 PS, circa 1300 Nm am Rad, 120 km/h Höchstgeschwindigkeit, 2,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 1480N Antriebskraft bei 100 km/h, 209 kg Fahrzeuggewicht, bis zu 3G Querbeschleunigung bei Kurvenfahrten. (sp)