In der Reihe waren Vertreter der Kunststoffindustrie auf dem Campus in Sankt Augustin zu Gast.
Hochschule Bonn/Rhein SiegWie Kunststoff nachhaltig sein kann – Branchentreffen
Klimaaktivisten als Mitarbeiter in der Kunststoffindustrie? Das kann sich die Diplom-Psychologin mit Lehrauftrag an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Maria-Christin Nimmerfroh, durchaus vorstellen. Sie seien unter anderem „extrem gehorsam und extremen Belastungen gewachsen“, stellte sie vor Vertretern der Branche mit einem Augenzwinkern klar.
Im Hörsaal 120 wollte die Branche in der Reihe „Kunststoff meets Nachhaltigkeit“ deutlich machen, dass sie als innovative Industrie für eine nachhaltige Zukunft steht. Dr. Christine Lötters begrüßte vor allem Zuhörer aus Hochschule und Industrie.
Unternehmen und Forschung zusammenbringen
Angesichts des Rohstoffverbrauchs und der Müllberge weltweit hat die Kunststoff-Industrie mit Imageproblemen zu kämpfen. Die Kunststoff-Initiative Bonn/ Rhein-Sieg, gegründet von regionalen Maschinenbauern und Produzenten der Branche, will dem entgegenwirken und nachweisen, dass ihre Produkte durchaus nachhaltig sind und zum Klimaschutz beitragen können. Im Campus Sankt Augustin der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg brachte sie Unternehmen und Forschung zusammen.
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Personalpsychologen seien lange auf der Suche nach optimalen Mitarbeitern gewesen, erklärte Nimmerfroh. Inzwischen könnten sich Mitarbeiter die ideale Firma suchen.
Der jungen Generation bescheinigte sie weniger Motivation zur Führung. Leistungsfähigkeit und Intelligenz hätten aber nicht abgenommen. Nicht nur die Kunststoffindustrie sei gut beraten, wenn sie „viel früher ansetzt“ bei der Suche nach Personal und die jungen Menschen für ihre Arbeit interessiere. „Wenn sie einen haben, lassen sie ihn nicht mehr weg. Es wächst keiner nach“, riet die Wirtschaftspsychologin und blickte sorgenvoll auf den Arbeitsmarkt: „Es kommt noch eine Runde schlimmer.“
Professorin Margit Schulz warb dafür, den Rohstoffkreislauf bei jedem Produkt von Anfang an mitzudenken. Das sei „noch nicht zu Ende gedacht“ und eine „Herausforderung für alle“. Schreddern und verbrennen sei jedenfalls nicht die ideale Lösung. Karim Nabulsi, Vertriebsingenieur bei Hennecke in Sankt Augustin, berichtete, dass auch die Maschinenbauer biobasierte Kunststoffe in ihre Entwicklungen einbezögen und Maschinen schon jetzt umrüstbar seien.
Energiesparen steht an erster Stelle
„Endlich Geld in die Hand nehmen und anfangen“, forderte Professorin Tanja Clees mit Blick auf den Wasserstoff. Das sei eine Zukunftstechnologie. Sie unterstrich zugleich, dass Wasserstoff nur ein Weg in die Zukunft und nicht das Wundermittel schlechthin sei: „Wir müssen einen Mix fahren.“
An erster Stelle stehe aber das Energiesparen: „Wir müssen von unseren Verbräuchen runter“, betonte sie; daran führe kein Weg vorbei. Wichtig sei dennoch jetzt der Aufbau eines Verteilernetzes und Klarheit für die Industrie, mit welchem Wasserstoff sie versorgt werden könne. Allerdings sei der Stoff viel zu wertvoll, um daraus E-Fuels für den Fahrzeugantrieb herzustellen. „Das können wir nicht machen“, beschwor sie.
Für gemeinsame Projekte von Kunststoff-Industrie und Hochschule warb deren Netzwerkmanagerin Alexandra Lopes. Felix Kuhne vom heimischen Maschinenbauer Kuhne berichtete von seiner praktischen Ausbildung vor dem Studium. Er lud ein zu Praktika und Probesemestern in der Industrie. Dass die akademische Ausbildung am Ende nicht immer mehr Geld im Job bringe, unterstrich Gerald Fichtner von der Industrie- und Handelskammer. Auch die duale Ausbildung berge viele Aufstiegschancen.