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MessestandMit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf der Gamescom 2024 zu fernen Planeten

Lesezeit 3 Minuten
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf der Gamescom: Redakteur Stefan Villinger fliegt auf einem Massagesessel virtuell durch den Weltraum

Redakteur Stefan Villinger fliegt auf einem Massagesessel virtuell durch den Weltraum

Ein Neandertaler wird virtuell zum Leben erweckt. Studierende stellen ihre Projekte vor.

Der rote Pilotenstuhl hebt sich sachte an, man fällt angenehm leicht in Rückenlage. Es rappelt und rumpelt, während man von der Erde aus in Richtung Mars startet. Ein Planet nach dem anderen rast an einem vorbei, über den Kopfhörer gibt es Informationen zu den Himmelskörpern. Die Schuhe stehen neben dem Stuhl, die Fußsohlen nehmen ebenfalls leichteste Erschütterungen wahr. Am Rücken spürt man die Bewegungen des virtuellen Raumschiffes an jeder Muskelpartie. Es ist ein schönes Gefühl. Die beeindruckende Reise durch den Weltraum ist leider viel zu schnell zu Ende.

Studierende der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) zeigen auf der Gamescom 2024 in Köln, wie ein Massagesessel und eine VR-Brille zu einer Raumschiffsimulation werden können. Visual Computing & Games Technologie heißt das Studienfach, das auf dem Campus in Sankt Augustin belegt werden kann. Weil die Nachfrage nach Studienplätzen weltweit so groß ist, wird es im nächsten Semester sogar auf Englisch gelehrt. Noch kann man sich für das neue Semester bewerben.

Der Stand der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf der Gamescom.

Der Stand der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf der Gamescom.

Wolfgang Heiden ist Professor für Hypermedia- und Multimedia-Systeme im Studiengang Informatik an der H-BRS. Am Stand der Hochschule steht er für Fragen zur Verfügung. „Über 5000 Besucher hatten wir hier im vorigen Jahr auf der Gamescom“, berichtet er. Die Hochschule mit ihrem zukunftsträchtigen Studienfach sei weit über die der Region hinaus beliebt. „Gaming geht quer durch die Gesellschaft“, berichtet Heiden. Nicht nur Jugendliche interessierten sich für die Welt des Virtuellen. Die Möglichkeiten dieser Technik seien unerschöpflich. Dazu gehöre die Visualisierung neuer Automodelle oder das Sammeln von Umweltdaten. Ein solches Projekt wird zurzeit in Lohmar realisiert.

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Mund auf - Sensoren scannen das Gesicht des Betrachters und übertragen die Bewegungen auf den virtuellen Neandertaler.

Mund auf - Sensoren scannen das Gesicht des Betrachters und übertragen die Bewegungen auf den virtuellen Neandertaler.

Jannik Brockerhoff und Kaushik Manjunatha haben einen Neandertaler virtuell zum Leben erweckt. Bis jetzt stand er als lebensgroße Wachsfigur im Neandertal-Museum. Studierende der H-BRS tasteten ihn Zentimeter für Zentimeter mit einem 3D-Scanner ab. So entstand eine Figur, die sich im Computer bewegen kann. In nur drei Monaten wurde das Projekt mit dem Neandertal-Museum in Mettmann realisiert.

Auf der Gamescom 2024 kann man am Stand der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg zum Neandertaler werden

Der Besucher kann in den Körper des Urzeitmenschen schlüpfen. Tiefensensoren scannen das Gesicht des Betrachters. Diese Daten werden auf den virtuellen Neandertaler übertragen. „Blasen Sie mal ihre Wangen auf“, fordert Brockerhoff auf. Und tatsächlich, der Neandertaler auf dem Bild tut dasselbe. Geplant ist, dass er langfristig Fragen der Besucher des Museums beantworten kann. „Bis wir so weit sind, dauert es aber noch“, berichtet Manjunatha. Der 30-Jährige macht zurzeit seinen Abschluss als Master. Sein Mitforscher Brockerhoff hat in Bonn eine Firma für Video-Produktionen gegründet. Der 33-Jährige verlässt die H-BRS zum Jahresende.

Hochschule Bonn-Rhein-Sieg auf der Gamescom, Tabea Manfeld (r.) und Alexander Wilberz sind Studierende der H-BRS und haben das Projekt Jugendzentrum.digital gegründet. In Köln erklären sie Jugendlichen den Bereich Medien und Digital.

Tabea Manfeld (r.) und Alexander Wilberz sind Studierende der H-BRS und haben das Projekt Jugendzentrum.digital gegründet.

In Sichtweite des Hochschulstandes liegt der von „Jugendzentrum.digital“. Tabea Mansfeld und Alexander Wilberz zeigen dort, wie man mit Tischtennisbällen auf einer Platte ein Lied komponieren kann. Beide studieren noch an der H-BRS. Wilberz kommt aus Troisdorf und ist während der Pandemie auf die Idee zu diesem Angebot gekommen. Inzwischen ist es ein festes Projekt in Köln. Die Einrichtung versteht sich als offenes Angebot für Kinder- und Jugendarbeit mit der Spezialisierung auf Medien und Digitales. Man müsse an die Lebenswelt der Zielgruppe anknüpfen, um sie mitzunehmen, betont Wilberz.

Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sollen Fachkräfte für die heimische Industrie ausgebildet werden

Der Meinung ist auch Professor Heiden. Allerdings verfolgt er den Ansatz als Forscher. „Von den Top-20-Videospielen in Deutschland sind ein oder zwei hier entwickelt oder mitentwickelt worden. Der Rest kommt aus anderen Ländern.“ Dort würden auch die Steuern bezahlt. Diese Wertschöpfung könne doch aber hier stattfinden. Deshalb setzt er auf eine gute Ausbildung, „von der unsere Gesellschaft später profitieren kann“.

Am Stand der Hochschule auf der Gamescom 2024 informieren Lehrende und Studierende aller Studiengänge. 40 Bachelor- und Masterstudiengänge werden dort angeboten. Diese verteilen sich auf Informatik, Wirtschaftswissenschaften, Angewandte Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Kommunikation sowie Sozialpolitik und Soziale Sicherung.