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Gestiegene Preise, UnfälleWie Biker, Polizei und Wirte auf die startende Motorradsaison blicken

Lesezeit 5 Minuten
Viele Motorräder stehen auf dem Parkplatz vor einer Gaststätte.

Stets ein beliebter Treffpunkt: Das Café Alte Schule in Much.

Viel Regen, gestiegene Preise und ein Schwerverletzter: Das Osterwochenende lief für die Motorrad-Community in Rhein-Sieg alles andere als optimal.

Im Frühling tummeln sich auf den Straßen des Rhein-Sieg-Kreises wieder zahlreiche Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer. Am Ostersonntag sind das Café Alte Schule in Much und „Bikers-Rast“ in Windeck-Dattenfeld noch eher spärlich besucht. Zugleich warnt die Polizei vor schweren Unfällen – wie es ihn am Sonntag auf dem Schladernring bereits gegeben hat.

Am Mittag des Ostersonntags gleicht das Café Alte Schule an der Kreisstraße 35 in Much einem Bienenstock. Summend, nein, brummend schwirren die Motorräder ein und aus. Die Fahrerinnen und Fahrer kennen und schätzen den seit 20 Jahren bestehenden Treffpunkt. „Wenn die ersten paar Sonnenstrahlen hervorkommen, sind die Leute da“, sagt Inhaberin Annette Büth. Nur an den Ostertagen, sagt sie, sei recht wenig los. „Es war schlechtes Wetter vorgesagt und Ostern ist ein Familientag, da werden sich viele etwas anderes vorgenommen haben“, glaubt sie.

„Bikers-Rast“ in Windeck musste die Preise erhöhen

Dennoch, ein paar Dutzend Menschen, die meisten in schwarzer Biker-Kluft, sind da und genießen heiße wie kalte Getränke. „Ohne Kaffee gehen die nicht vom Hof“, sagt Büth. „Wir haben eine große Siebträgermaschine, da gehen heute ein paar Liter durch.“ Viele Bikerinnen und Biker kämen aus den Städten im Umland oder dem Westerwald. „Einige leben im Ruhrgebiet und kommen durch das Bergische Land hier runter. Das gibt es schöne Strecken“, sagt sie.

Ein Mann mit Sonnenbrille grinst in die Kamera.

Der Start lief bei Bikers-Rast in Dattenfeld wetterbedingt eher schlecht, Betreiber Harald Modderman hat aber trotzdem gute Laune.

Auch am Lokal „Bikers-Rast“ versammeln sich am Nachmittag die Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer. Zwei Wochen ist schon geöffnet, seit 15 Jahren öffnet Betreiber Harald Modderman am 15. März – egal, wie das Wetter ist. „Im Moment ist es beschissen“, sagt der Niederländer und bricht in ein herzliches Lachen aus. „Es ist zu kalt, zu nass, nur die Harten kommen. Ich dachte, dass es heute etwas sonniger wird und mehr Leute anreisen. Deswegen habe ich zu viel Personal da.“

Moddermans Helferinnen servieren Pommes, Schnitzel und eine Tasse Kaffee für 2,30 Euro. „Voriges Jahr waren es noch 1,90 Euro, einige Gäste haben sich darüber beschwert, aber was soll ich machen? Die Kosten laufen weiter.“ Das Lokal von „Bikers-Rast“ wirkt wie eine Mischung aus Saloon an der Route 66 und Windmühle: Zwischen dem Holz-Interieur hängt „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ des niederländischen Malers Johannes Vermeer. Wer hier hoch will, muss einen Anstieg mit einer Steigung von 15 Prozent bewältigen – das schafft nicht jedes Moped.

Campingplatz sorgt für den Großteil des Umsatzes bei Dattenfelder Betrieb

„Es ist schwierig, die Leute hier oben zu halten“, sagt Modderman, auch wenn die Gäste mit einer grandiosen Aussicht belohnt werden. Er hofft auf eine trockene Sommersaison für seinen Campingplatz, der gleich nebenan liegt. „Die Gaststätte macht im Vergleich dazu nur zehn Prozent aus“, sagt er. Gerade sei er dabei, neue Wege einzuziehen. Aber: „Es ist noch zu nass.“

Zurück an der Alten Schule gleichen die Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer Hundebesitzern, die sich auf dem Feldweg begegnen. Sie fachsimpeln über die Eigenheiten ihrer Lieblinge. Man erfährt, dass die Maschinen von BMW nicht nur eine Sitzheizung haben, sondern auch eine für die Griffe. „Für Menschen ab 60 ist das wichtig“, sagt Jaqueline Endres, noch keine 60, die mit ihrem Mann Detlev in Breitscheid im Westerwald aufgebrochen ist.

„Wir fahren das ganze Jahr: solange kein Salz liegt, es nicht nass ist und acht Grad hat, geht es los“, ergänzt ihr Mann. Immer lerne man freundliche Menschen kennen oder treffe gemeinsame Bekannte. „Wir halten immer bei einem Oldtimertreff im Bergischen Land, da trifft man viele Silberpüdelchen“, sagt Volker Ruster aus Köln und meint damit Menschen der Sitzheizungs-Altersklasse.

Rhein-Sieg-Kreis bietet viele schön Strecke für Motorradfahrer

Traditionell grüßten sich Bikerinnen und Biker untereinander. „Das geht auf den Motorradrennfahrer Barry Sheene zurück, der im Ziel immer das Victory-Zeichen gemacht hat. Daraus wurde irgendwann ein gegenseitiger Gruß auf der Straße“, weiß Ruster. „Ältere machen das noch, Jüngere eher nicht – ich schon, ich grüße sogar die Rollerfahrer“, sagt er.

Der Rhein-Sieg-Kreis biete viele schöne Strecken. „Hier kann man wenigstens noch fahren. Im Ahrtal sind viele Straßen noch kaputt, in der Eifel ist viel Polizei, da fährt man direkt in die Punkteränge“, sagt er. Ob sie denn nicht auf die Geschwindigkeit achteten? „Doch doch“, beschwichtigt Jacqueline Endres, „wir fahren rücksichtsvoll. Aber es kann passieren, dass man schon mal drüber ist.“

Dass das Bergische Land attraktiv für Motorradreisende ist, weiß auch die Polizei. Die meisten Unfälle geschähen im östlichen Rhein-Sieg-Kreis, sagt Pressesprecherin Elisabeth Uhlmann. „Im Dreijahresvergleich ist hier an erster Stelle die Bundesstraße 256 in Windeck zu nennen, aber auch an der Landesstraße 312 in Much und der Schmelztalstraße in Eitorf sind einige Unfälle zu verzeichnen.“

2023 starben im Rhein-Sieg-Kreis vier Motorradfahrer bei Unfällen

Tatsächlich verletzte sich erst am Sonntagabend ein 20-jähriger Mann auf der B256 unweit der Windecker Gemeindegrenze schwer, als er mit seinem Krad zu Fall kam. Im vergangenen Jahr starben vier Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer bei Unfällen, im Jahr davor einer, 2021 waren es fünf.

„Das Kommissariat für Verkehrsunfallschutz und Prävention versucht durch Infostände an bekannten Motorradtreffs die Kradfahrer direkt zu erreichen, um über mögliche Gefahren aufzuklären“, sagt Uhlmann. Eine Aktion habe bei „Bikers-Rast“ stattgefunden. Auch am Ende der Saison sei eine Veranstaltung vorgesehen. „Die Polizei begleitet aber auch verkehrsbauliche Maßnahmen oder treibt sie voran. So wurde die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf der B256 bereits auf 70 km/h reduziert. Und natürlich werden auch regelmäßige Kontrollen durchgeführt.“