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Ukraine-Hilfe im Rhein-Sieg-KreisVereinen fehlen die Mittel, aber sie tun, was sie können

Lesezeit 4 Minuten
Ein beschossener ukrainischer RTW mit ukrainischer Flagge steht auf einem Platz im Rhein-Sieg-Kreis.

Ein beschossener ukrainischer RTW stand 2023 fünf Tage lang im Rhein-Sieg-Kreis als Mahnmal. 

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs leisten Initiativen aus dem Rhein-Sieg-Kreis Hilfe. Wie steht es jetzt um ihre Arbeit?

Nach Gesprächen in Saudi-Arabien haben die USA zuvor ausgesetzte Militärhilfen für die Ukraine wieder freigegeben. Die Ukraine erklärte sich zu einem 30-tägigen Waffenstillstand auf Vorschlag der USA bereit. Russlands Reaktion ist abzuwarten. Lokale Initiativen aus dem Rhein-Sieg-Kreis haben seit Kriegsbeginn Hilfe für die Ukraine geleistet - und tun dies weiterhin, auch wenn ihnen die Mittel knapp werden. 

Drei Männer in einem Linienbus, in dem Plastiksäcke und Kartons gestapelt sind.

Regelmäßig haben in den drei Kriegsjahren Freiwillige von „Sankt Augustin and friends hilft“ Spenden in die Ukraine gebracht.

„Im Moment machen wir so weiter, wie gehabt“, sagt Michael Dorozalla vom Verband „Sankt Augustin and friends hilft e.V.“. Schon kurz nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges organisierte der Verband Konvois mit Hilfsgütern in die Ukraine. „Viele Ukrainer sind inzwischen unsere Freunde geworden - wir werden uns weiter dazu austauschen, wo sie Hilfe benötigen“.

An Geldspenden fehlt es, Sachspenden bereiten Probleme

Der nächste Hilfsmitteltransport ist für Anfang Mai geplant und werde in jedem Fall fahren, bestellte und benötigte Hilfsgüter stehen schon bereit. Es werden ein Linienbus und ein Bus des Roten Kreuzes befüllt, dazu ein Krankenwagen und zwei PKW. „Danach muss man mal schauen, wie die Situation ist, aber wir werden auf Fall so lange Hilfe leisten, bis es einen Waffenstillstand und Friedensvertrag gibt“, sagt Dorozalla. 

Wir werden auf Fall so lange Hilfe leisten, bis es einen Waffenstillstand und Friedensvertrag gibt.
Michael Dorozalla, Sankt Augustin & friends hilft

Auch der Verein „Lohmar hilft“ sammelt weiterhin medizinische Mittel wie Verbandsmaterialien und Medikamente, Hygieneprodukte, Kleidung. Nach wie vor fahren die Lohmarer alle vier Wochen mit diesen Hilfsgütern beladen Richtung Ukraine, das nächste Mal am 8. oder 9. April.

Die jüngsten politischen Ereignisse haben an ihrem Engagement also nichts geändert, Manu Gardeweg von „Lohmar hilft“: „Diese Hin- und Her-Politik, die Trump in den USA betreibt, das ist doch keine kalkulierbare Größe.“ Trumps Versprechungen seien unglaubwürdig, „und es weiß ja sowieso kein Mensch, wie Russland reagiert“, so Gardeweg.

Lohmarer Verein kämpft mit finanziellen Problemen: Schließung des Spendenlagers droht

Der mögliche Waffenstillstand und die offenbar doch anhaltende Unterstützung der Ukraine durch die USA ändere somit nichts an ihren Befürchtungen, dass zukünftig noch mehr Menschen aus der Ukraine zur Flucht nach Europa gezwungen sein werden. Besonders große Sorge mache ihr in diesem Fall das Problem Wohnraum in Deutschland: „Der soziale Wohnungsbau kreucht vor sich hin, das ist einfach gruselig.“

Eine Frau mit kurzen grauen Haaren und einem roten T-Shirt steht in einer Lagerhalle.ü

Manu Gardeweg von 'Lohmar hilft' erwartet. dass künftig noch mehr Menschen zur Flucht aus der Ukraine gezwungen sein könnten.

Auch mit der Finanzierung des eigenen Lagers für Sachspenden habe der Lohmarer Verein schon jetzt große Probleme: „Wir haben pausenlos mit Mieterhöhungen zu tun und wissen so langsam nicht mehr, wofür wir das alles hier noch machen.“ Aktuell suche man nach Strukturkostenspendern. Wenn sich hier keine baldige Lösung finde, müsse sie konkret über die Schließung des Spendenlagers nachdenken, sagt Gardeweg.

Wir haben pausenlos mit Mieterhöhungen zu tun und wissen so langsam nicht mehr, wofür wir das alles hier noch machen.
Manu Gardeweg, „Lohmar hilft“

Aus Kostengründen habe „Lohmar hilft“ die Transporte in die Ukraine im Jahr 2024 bereits halbieren müssen. „Da waren 42 000 Euro einfach zu viel, das bekamen wir beim besten Willen nicht mehr über Spenden finanziert“, so Gardeweg, „die Ukraine ist tot, spendentechnisch kommt da bis auf Sachspenden gar nichts mehr“.

Hinsichtlich der Sachspenden habe sie dagegen einen Spendenstopp verhängen müssen. „Da kriegen wir Sachen aus Wohnungsauflösungen angedreht, wo die Leute zu faul sind, zur Kippe zu fahren und meinen, sie müssten das hier bei uns abladen“, sagt Manu Gardeweg. Oft habe man nicht die Möglichkeit, die Sachspenden vorab zu sichten, dafür dann aber im Nachgang in Entsorgungsproblem. 2024 musste der Verein 3000 Euro allein für die Müllentsorgung blechen.

Auch für den Verein Interkultur Niederkassel ist Finanzierung unklar

Auch für den Verein „Interkultur Niederkassel“ bleibt die Finanzierung 2025 eine offene Frage. Seine Interkultur-Cafés bieten allen Menschen mit Fluchterfahrung Beratungs- und Unterstützungsangebote. Ehrenamtliche helfen bei bürokratischen Angelegenheiten und der Vermittlung in Arbeit und Ausbildung, zudem organisieren sie individuelle Nachhilfe- und Deutschlernangebote für Kinder und Erwachsene. In einem Spendenlager bietet „Interkultur Niederkassel“ Kleider- und Haushaltsartikel und gebrauchte Möbel an.

Bisher sei die Arbeit des Vereins vom Kommunalen Integrationszentrum über die sogenannten „Komm-An-Mittel“ unterstützt worden, teilt Sprecherin Verena Angermann mit. Diese wurden im Oktober 2024 auf Landesebene gestrichen. Bisher habe man mit diesen Mitteln Lernmaterial für Deutschkurse, Hefte und Stifte für Kinder sowie Snacks und Getränke für die Interkultur-Cafés finanziert. „Was wir in diesem Jahr an Unterstützung erhalten werden, ist uns noch nicht bekannt“, sagt Angermann.