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Privatfahrten?Diese Dienstwagen fahren die Bürgermeister in Rhein-Sieg

Lesezeit 6 Minuten

Bis nach Hennef kam er elektrisch ohne Probleme: Muchs Bürgermeister Norbert Büscher mit Dienstwagen.

Rhein-Sieg-Kreis – Bürgermeister fahren mit teuren Karossen durch die Gegend, und das noch zulasten des Steuerzahlers? Diese Vermutung muss keineswegs zutreffen. Die Stadt Lohmar zum Beispiel macht mit dem Dienstwagen sogar noch Geld gut in ihrem Haushalt.

Ganz geschickt haben sie es angestellt, eine Ausschreibung gemacht und sich von den Autofirmen Rabatte vorstellen lassen, die auch andere Behörden, Landes- und Bundesregierung in Anspruch nehmen können. Die Firmen gewähren da gern Nachlass wegen des Prestigegewinns.

Horst Krybus. Lohmar

Lohmars Bürgermeister Horst Krybus fährt mit einem Mercedes der C-Klasse. Der Clou: Er wurde für 36 000 Euro gekauft und soll nächstes Jahr für 45 500 Euro wieder verkauft werden.

Das kann man schön übersichtlich im aktuellen städtischen Haushalt auf Seite 107 unter der Rubrik „Dienstfahrzeug“ nachlesen. Da stehen sogar in der weiteren Planung bis zum Jahr 2021 jedes Jahr an Ausgaben für einen neuen Dienstwagen 36 000 bis 38 000 Euro drin. Und in den Einnahmen zwischen 45 000 und 47 500 Euro als Verkaufserlöse für die dann jeweils ein Jahre alten Dienstwagen.

In Lohmar halte man sich, was Privatfahrten angeht, an die Kraftfahrzeugrichtlinien des Landes. Krybus, der als Oldtimerfan am liebsten mit seinem heimischen Oldtimer fährt, nimmt für dienstliche Fahrten den Dienst-Mercedes. Nur „gelegentlich“ nutze er ihn privat, wofür er, wie vorgeschrieben 30 Cent pro Kilometer zahle, die ihm vom Gehalt abgezogen würden, erläutert er.

Franz Huhn, Siegburg

In der Kreisstadt hat Bürgermeister Franz Huhn weder einen Dienstwagen noch einen festen Fahrer, sondern nutzt für Dienstfahrten den städtischen Fahrzeugpool, mit Autos vom Typ Volkswagen Up, Golf, Tiguan und Audi Q3. Für Privatfahrten nimmt Huhn solche Poolfahrzeuge laut Pressestelle nicht. Setze er seinen Privatwagen für dienstliche Termine ein, werde dies mit 30 Cent pro Kilometer verrechnet.

Klaus Pipke, Hennef

Bürgermeister Klaus Pipke hat einen VW-Passat zur Verfügung. Den teilt er sich aber mit den Beigeordneten, wenn die Bedarf haben. Privat nutzt er das Fahrzeug nicht, mit seinem Privatwagen macht er aber auch keine Dienstfahrten. In der Stadt gibt es einen Fahrdienst; Hausmeister werden je nach Bedarf als Fahrer eingesetzt.

Stephan Vehreschild, Niederkassel

Bürgermeister Stephan Vehreschild hat keinen eigenen Dienstwagen. Im Normalfall fährt er zu dienstlichen Terminen mit dem eigenen Auto und bekommt dafür die sogenannte Wegstreckenentschädigung, deren Höhe im Landesreisekostengesetz geregelt ist. Nur in Ausnahmefällen nutzt Vehreschild einen der Dienstwagen, die allen städtischen Beschäftigten zur Verfügung stehen.

Nicole Sander, Neunkirchen-Seelscheid

Bürgermeisterin Nicole Sander benutzt einen Audi A4 Avant als Dienstwagen. Sie fährt den Wagen auch privat und erstattet 30 Cent pro Kilometer. Sie hat keinen Fahrer.

Mario Loskill, Ruppichteroth

Rein für dienstliche Zwecke hat Bürgermeister Mario Loskill einen Passat angeschafft, und weil auch andere Mitarbeiter des Rathauses den Wagen bei Bedarf nutzen können, wurde es ein Kombi. Privat fährt Loskill das Auto nicht. Dass er auf dem Weg nach Hause auch schon mal einen Kasten Wasser besorgen darf, hat er sich eigens durch das Gemeindeprüfungsamt bestätigen lassen.

Klaus Schumacher, Sankt Augustin

Den Audi A 6 darf nicht nur Bürgermeister Klaus Schumacher ausschließlich dienstlich nutzen, sondern auch seine Stellvertreter und andere Verwaltungsmitarbeiter. Ans Steuer des 190-PS-Schlittens darf aber nur der Fahrer, der neben dieser Tätigkeit noch andere Aufgaben im Rathaus hat. Über die Einsätze des Dienstwagens entscheidet Schumacher. Das Fahrzeug ist 13 Monate alt, geleast vom Hersteller. Die – vermutlich günstigen – Konditionen dürfen laut Vertrag nicht genannt werden. Ab und zu nutze Schumacher sein Privat-Kfz, so die Pressestelle: „Die Abrechnung erfolgt nach dem Landesreisekostengesetz.“

Norbert Büscher, Much

Bis nach Hennef kam er elektrisch ohne Probleme: Muchs Bürgermeister Norbert Büscher mit Dienstwagen.

Rathauschef Norbert Büscher ist elektrisch unterwegs. Seinen Renault Zoe fährt ausschließlich er, und das fast nur dienstlich. Die wenigen Privatfahrten und Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsplatz werden pauschal steuerlich verrechnet. Ab und an lädt Büscher sein Auto auch daheim an der Steckdose auf.

Einer fährt mit Strom

Als einziger der Rathauschefs im rechtsrheinischen Kreis ist Muchs Bürgermeister Norbert Büscher dienstlich elektrisch unterwegs, ab und zu mit dem E-Bike, in der Regel aber mit einem Renault Zoe. Den hat die Gemeinde im vergangenen Jahr angeschafft. Vom Listenpreis, 20 500 Euro, gingen 5000 Euro Rabatt herunter. Den Rest konnte die Gemeinde über Zuschüsse decken.

„Das Fahrgefühl ist himmlisch“, schwärmt der Rathauschef nach den ersten neun Monaten und 11 000 Kilometern. Neben den fehlenden Motorgeräuschen hat Büscher auch das Fahrverhalten überzeugt: „An der Ampel sind sie schneller als jedes andere Auto.“ Auch an das Automatik-Getriebe hat sich der eingefleischte Schaltwagen-Fahrer so sehr gewöhnt, dass er bei Fahrten mit dem Privatwagen Schwierigkeiten hat, sich wieder umzugewöhnen.

Die Akku-Füllung reiche sogar für Fahrten nach Düsseldorf – und zurück. Sogar ein paar Kilometer um Much herum seien da noch drin, insgesamt 180 Kilometer Reichweite bei einigermaßen sparsamer Fahrweise im Sommer kein Problem.

„Auf der Autobahn stelle ich den Tempomat auf 110 Kilometer pro Stunde“, berichtet Büscher. Richtig sparsam seien 80 km/h. „Aber da werden sie auf der Autobahn zum Verkehrshindernis. Und von Lastwagen möchte ich dann auch nicht überholt werden.“ Geladen wird der Renault des Bürgermeisters zumeist an der 32-Ampere-Ladesäule am Schulzentrum.

Nach anderthalb Stunden ist der Zoe dann wieder voll einsatzbereit. Schon nach 50 Minuten seien 80 Prozent erreicht, berichtet der Bürgermeister. Wenn er am Rathaus oder nach der Arbeit den Wagen zu Hause lädt, dauert das bis zu zehn Stunden. „Man plant seine Fahrten eben völlig anders“, bekennt der begeisterte Elektromobilist. (sp)

Hans-Christian Lehmann, Windeck

Keinen eigenen Dienstwagen hat Windecks Bürgermeister Hans-Christian Lehmann. Im Auftrag der Gemeinde gefahrene Kilometer würden abgerechnet, erklärte er auf Anfrage. Gleiches war aus dem Eitorfer Rathaus über Bürgermeister Rüdiger Storch zu hören.

Klaus-Werner Jablonski,Troisdorf

Troisdorfs erster Bürger, Klaus-Werner Jablonski, fährt seinen Mercedes-Benz E 220d auch privat und zahlt der Stadt dafür eine monatliche Pauschale von 230 Euro. Sollte er darüber hinaus mehr privat fahren, muss er dies versteuern. Wartung und Reparaturen sowie den Sprit zahlt die Stadtverwaltung Troisdorf. Urlaubsfahrten sind davon ausgenommen.

Landrat Sebastian Schuster

Während die Bürgermeister alle selbst hinter dem Steuer sitzen, hat Landrat Sebastian Schuster Fahrer. Es sind zwei, damit sie ihre Arbeitszeiten einhalten können, während der Landrat ja morgens, mittags und abends unterwegs ist. Zudem können den 7er BMW auch seine vier Vizelandräte und die Kreisdirektorin nutzen. Schuster komme mit dem privaten Pkw von Königswinter zur Arbeit ins Siegburger Kreishaus, hieß es aus der Pressestelle. Zudem gibt es, natürlich ohne Fahrer, für die 1400 Kreisverwaltungs-Mitarbeiter Dienstwagen im Kreishaus-Fuhrpark. Etwa wenn Veterinäre zu Lebensmittelkontrollen herausfahren müssen oder Planer zu entfernten Kreisstraßen. Für den Dienstwagen gebe es, so war zu hören, einen supergünstigen Leasingtarif.