Wenn in der kommenden Woche der Schulbetrieb wieder anläuft stehen die Schulen im Rhein-Sieg-Kreis vor einer erheblichen Herausforderung.
Wir haben mit Lehrern über die Maskenpflicht gesprochen und sie nach ihrer Meinung gefragt.
Und Schulleiter erklären, wie der Start nach den Ferien gelingen soll und welche Rolle die Corona-Warn-App dabei spielt.
Rhein-Sieg-Kreis – Mit dem eingeschalteten Smartphone in den Unterricht kommen – bei den meisten Schulen ist das bislang aus guten Gründen ein No-Go. Doch wie so oft stellt die Corona-Pandemie auch bei diesem Thema die Dinge auf den Kopf.
Wenn in der kommenden Woche der Schulbetrieb wieder anläuft, hofft die Schulleitung am Siegburger Anno-Gymnasium sogar, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler ihre Handys mit in die Klassenzimmer nehmen.
„Unser Wunsch ist, dass in den Klassen und Kursen alle ein Smartphone eingeschaltet haben, auf dem die offizielle Corona-Warn-App läuft“, sagt Schulleiter Sebastian Kaas. „Wir werden dazu rasch das Gespräch mit der Schüler- und der Elternvertretung suchen.“
Bislang sei beim Thema Smartphone der ungestörte Unterricht die wichtigste Maßgabe gewesen, jetzt sei es der Gesundheitsschutz. Kaas ist mit der erweiterten Schulleitung wenige Tage vor Schuljahresbeginn dabei, unter Hochdruck den Präsenzunterricht unter Corona-Bedingungen vorzubereiten.
„Ich habe nach der Bekanntgabe der Maskenpflicht durch die Schulministerin schon mit einigen Schülern und Lehrern gesprochen. Niemand ist begeistert darüber, dass jetzt auch im Unterricht eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden muss, aber bei allen überwiegt die Freude, dass es mit dem Unterricht wieder losgeht“, schildert der Leiter des Anno-Gymnasiums.
Anwesenheitslisten und Sitzpläne werden gebraucht
Der Präsenzunterricht stellt die Schulleitung vor erhebliche Herausforderungen. „Wir müssen für den Fall der Fälle jederzeit wissen, wer bei welcher Veranstaltung neben wem gesessen hat.“ In der Unter- und Mittelstufe, bei denen der Unterricht überwiegend im Klassenverband erfolgt, ist das noch einfach. In der Oberstufe mit ihrem Kurssystem sieht das anders aus. „Wir brauchen deshalb umfangreiche Anwesenheitslisten und Sitzpläne, nicht nur für den Unterricht, sondern auch für die Schulmensa“, berichtet Kaas.
„Das wahrscheinlichste Szenario“, so der stellvertretende Schulleiter Michael Funke, hatte sich das Leitungsteam des Troisdorfer Altenforstgymnasiums als Richtschnur für die Planung schon vor den Ferien genommen. „Das mussten wir nur noch anpassen.“
Das bedeutet, dass die Schülergruppen möglichst konstant gehalten werden; klassen- oder jahrgangsübergreifende Kurse wie der Religionsunterricht und andere Angebote wird es so weit wie möglich nicht geben. Eine weitere Aufteilung der rund 900 Schüler war allerdings nicht möglich. „Das schaffen wir personell nicht.“ Dabei kommen am Altenforstgymnasium sämtliche Kolleginnen und Kollegen aus den Ferien zurück zum Präsenzunterricht. Für den Konrektor „eine glückliche Ausnahme“.
„Es wird eng sein“
30 Gesichter hinter einer Maske – „sehr schwierig“ findet Melanie Grabowy, die Leiterin der Gesamtschule Windeck, diese Vorstellung. „Wir brauchen für den Unterricht die Mimik.“ Doch nun müsse man eben mit der Vorgabe zurecht kommen.
Alle Schülerinnen und Schüler werden erwartet, zeitlich versetzt sollen die Kinder und Jugendlichen eintreffen. In Windeck eine Herausforderung angesichts der vielfach weiten Anfahrt. „Es wird eng sein“, erwartet die Schulleiterin, „emotional sehr unruhig“ obendrein: „Lehrer und Schüler sind teilweise sehr unsicher.“ Sicher ist hingegen, dass die Eltern ihren Kindern eine Mund-Nase-Bedeckung mitgeben müssen. In allen Fächern soll es „eine Art Regelbetrieb“ geben, auch im Sport, der nach Möglichkeit im Freien unterrichtet wird.
Melanie Grabowy verschweigt nicht, dass ihr eine andere Lösung zum Schulstart lieber gewesen wäre, wie sie vor den Ferien bereits praktiziert wurde, „mit halben Gruppen und einem professionalisierten Distanzunterricht“. Zumal sie „auf keinen Fall“ auf das vollständige Kollegium bauen kann.