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Mehr Einsätze erwartetFeuerwehren und Rettungsdienste in Rhein-Sieg bereiten sich auf Silvester vor

Lesezeit 4 Minuten
Pyrotechnik liegt im Regal beim Lagerverkauf im Pyro-Store.

In der Silvesternacht rechnen Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei mit mehr Einsätzen als üblich. (Symbolbild vom 30. Dezember 2022)

Nach zwei Jahren ohne Feuerwerk darf dieses Jahr wieder geknallt werden. Im Rhein-Sieg-Kreis stellen sich Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste auf mehr Einsätze zu Silvester ein.

Die Erinnerung ist noch präsent: Kurz nach dem Jahreswechsel zündeten vor zwölf Monaten zwei 37 und 39 Jahre alte Männer bei einer privaten Feier einen Böller. Der Knall erschütterte das kleine Dorf Hüchel in Hennef. Beide Männer lagen blutüberströmt im Garten, der 37-Jährige erlag noch in der Nacht seinen schweren Verletzungen, der andere überlebte. Wie sich später herausstellte, war der Feuerwerkskörper illegal im Ausland gekauft worden.

Der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis, Christian Diepenseifen, mahnt vor dem Zünden selbst gebauter oder illegaler Böller. „Wir haben dadurch immer wieder schwere Verletzungen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Kinder sie in den Händen haben.“ Eltern müssten darauf besonders achten. Denn die Narben könnten die Kinder fürs Leben zeichnen.

Für die Silvesternacht: Feuerwehr und Rettungsdienst stocken Personal auf

„Illegale Pyrotechnik kann unfassbar gefährlich sein“, bestätigt der Vorsitzende der Kreisgruppe der Gewerkschaft der Polizei, Bernhard Göbel. „Unerfahrene Menschen kaufen ungeprüfte Ware ein, die dann früher oder heftiger als erwartet zündet.“ Besonders gefährlich sei das in größeren Menschenmengen. Das kennt er aus vielen Einsätzen auch aus den Fußballstadien. Auf politischer Ebene müssten nach seiner Ansicht Normen geprüft werden, denn diese Feuerwerkskörper würden in anderen europäischen Ländern legal produziert.

Die Stunden um den Jahreswechsel sind besonders einsatzreich, deshalb bereiten sich Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst darauf vor. Zu den in einer „normalen“ Samstagnacht üblichen 28 Rettungswagen (RTW) und sechs Notarzteinsatzfahrzeugen kommen in der Silvesternacht ein weiterer Mediziner und vier Rettungswagen hinzu. Dabei seien die Verletzungsmuster nicht immer direkt lebensbedrohlich, erklärt Diepenseifen. Vielfach seien Patienten stark alkoholisiert, oder Schlägereien brächen aus.

Das Deutsche Rote Kreuz stellt einen zusätzlichen Dienst in Windeck. Die Hilfsorganisation übernimmt mit zwei anderen und einem privaten Anbieter vom Kreis einen großen Teil der Aufgaben des Rettungsdienstes. Ausfälle wegen Krankheit gibt es bisher nicht. „Die Lage ist angespannt, aber wir bekommen alle Dienste besetzt“, betont DRK-Kreisgeschäftsführer Frank Malotki.

Auf der von der Stadt betriebenen Rettungswache in Siegburg gibt es ebenfalls einen zusätzlichen RTW. „Wie in Vor-Coronajahren wird die Einsatzhäufigkeit höher sein. Aus personeller Sicht haben wir keine Probleme“, sagt der Sachgebietsleiter Technik der Feuerwehr, Jan Platvoet. Die hauptamtliche Wache ist dagegen normal besetzt, wie der stellvertretende Wehrleiter, Markus Völker, bestätigt. „Vielleicht sind ein paar mehr Unerfahrene dabei, die noch nie geböllert haben.“ Im Bedarfsfall kann die freiwillige Feuerwehr nachalarmiert werden, die auf Abruf bereitsteht. „Wir haben verstärkt Kräfte im Dienst“, beschreibt Polizeipressesprecher Stefan Birk die Vorbereitungen seiner Behörde.

Er geht zwar davon aus, dass die Nacht eher ruhig verläuft, weil es im Kreis bislang keine außergewöhnlichen Feierplätze gegeben habe wie die Kölner Brücken oder die Domplatte. Dennoch sind auch Kripobeamte im Dienst, um bei Straftaten sofort Spuren sichern zu können. Birk: „Wir haben mit den Kommunen die Einsatzplanungen abgestimmt.“ In Siegburg etwa sind mehr Kräfte des Ordnungsamtes im Dienst, um dort das Feuerwerksverbot zu kontrollieren. Die Polizei hat eine „Besondere Aufbauorganisation (BAO)“ für die Nacht vorgesehen.

Für den Ernstfall ist eine zentrale Einsatzführung vorbereitet. Die Siegburger stemmen das aber mit eigenem Personal, Einsatzhundertschaften sind nicht angefordert. Birk ist zuversichtlich: „Es wird wohl so werden wie vor Corona.“


Stunden voller Stress für Haus- und Wildtiere

Das Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises bittet darum, das Knallen auf die Silvesternacht zu beschränken, damit Wild- und Haustiere nicht schon vorher in Angst versetzt werden und sich schnell wieder erholen können.

Hunde sollten beim Spaziergang an der Leine geführt werden, denn ein plötzlich gezündeter Böller könnte sie in Panik versetzen oder im schlimmsten Fall verletzen. Auch Freigängerkatzen sollten in der Wohnung behalten werden, weil das Risiko zu hoch ist, dass sie sich verängstigt verkriechen. Sollte das Tier trotzdem die Flucht ergreifen, ist es gut, wenn das Haustier registriert und gekennzeichnet ist.

Am Silvesterabend sollten Haustiere nicht allein gelassen werden. Halterinnen und Halter sollten in einem verdunkelten Zimmer Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten schaffen. Im Idealfall an einem Ort, den das Tier kennt und an dem es sich wohlfühlt. Käfige von Vögeln und Meerschweinchen können mit einem Tuch abgedeckt werden. Beruhigungsmittel sollten ausschließlich in enger Absprache mit einer vertrauten Tierärztin oder einem Tierarzt verabreicht werden. (pf)