Bad Honnef/Königswinter – Auch in und aus den Siebengebirgsstädten ist die Hilfsbereitschaft für die Menschen groß, die von der Jahrhundertflut auf der anderen Rheinseite betroffen und in existenzieller Not sind.
Nach Flut in Ahrweiler: Unternehmer aus Siebengebirge packen mit an
Mit mehreren Fahrzeugen von privaten Unternehmen aus der Region – darunter Gartenbaubetriebe, Baumpfleger, Baumärkte, Baubetriebe oder Elektriker – machten sich Helfer am Wochenende auf in die besonderes betroffene Altstadt von Ahrweiler. Mit Spezialgeräten wie Kettenfahrzeugen mit Greifarmen räumten sie unter anderem die engen Gassen frei, in die großes Gerät gar nicht reingekommen wäre, berichtete Marc Neunkirchen, der zu der Gruppe gehörte und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter ist. Am Sonntag sprach er von einem Netzwerk von Unternehmen aus NRW und Rheinland-Pfalz, das sich inzwischen gebildet habe.
Rettungswagen gerät in Brand
Während eines Krankentransportes, mit dem zwei demenzkranke Senioren aus dem Katastrophengebiet in Ahrweiler in das Linzer Krankenhaus gebracht werden sollte, ist der Rettungswagen am Samstagnachmittag auf der Landstraße 251 in Brand geraten. Laut Polizeiinspektion Linz reagierten der den Wagen fahrende Notarzt und die Rettungssanitäterin geistesgegenwärtig und retteten die Senioren aus dem bereits verqualmten Innenraum.
Da eine Seniorin nicht mehr selbstständig laufen kann, trug die 24-Jährige sie aus dem Wagen. Die Löscharbeiten gestalteten sich laut Polizei schwierig, weil Sauerstoffflaschen durch die Hitze explodierten. Der Rettungswagen sei durch die hohen Temperaturen teilweise regelrecht mit der Fahrbahn verschmolzen; das Abschleppunternehmen habe schweres Gerät nachordern müssen. (csc)
Am Samstag hatte Neunkirchen berichtet, dass man sechs Verletzte – zum Teil mit Knochenbrüchen – versorgt und an den Rettungsdienst übergeben hatte. Mit den Spezialfahrzeugen der Unternehmen – darunter kleinere Raupenfahrzeuge – habe man für technische Hilfeleistungen sorgen können und beispielsweise Autos weggeschoben. Der Einsatz der vergleichsweise kleinen Geräte sei besonders in der engen Altstadt von Ahrweiler sinnvoll, berichtete der Helfer aus Königswinter, der zugleich die Solidarität, die Menschlichkeit und das Teamwork in dem Katastrophengebiet hervorhob.
Hochwasser-Betroffene im Rhein-Sieg-Kreis kommen in Jugendherberge unter
Unterdessen haben zunächst 68 Menschen aus dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis eine vorläufige Bleibe in der Bad Honnefer Jugendherberge gefunden. „Wir könnten noch mehr Leute aufnehmen“, berichtete auf Anfrage Herbergsleiterin Christiane Becker. Der Rhein-Sieg-Kreis habe wegen der Unterkünfte angefragt, da sei es eine glückliche Fügung gewesen, dass die Teilnehmer einer Ferienfreizeit gerade abgereist seien. Nur ein paar Familien seien noch im Haus gewesen.
Zu 95 Prozent seien über den Kreis Familien mit kleinen Kindern in der Jugendherberge untergekommen, die über rund 190 Betten in 44 Zimmern verfügt und seit einer aufwendige Modernisierung 2005 in einem Top-Zustand ist. „Die Kinder finden es super“, berichtete Christiane Becker über die Lage im Haus, in dem 2020 für ein halbes Jahr Flüchtlinge untergebracht waren. Den Eltern habe man gesagt: „Kommt erstmal an“ und „kommt zur Ruhe“. Die von der Flut betroffenen Menschen müssten erstmal durchatmen.
Jugendherberge in Bad Honnef hält Zimmer für Flutopfer frei
Immerhin könne das Haus, das laut Becker zunächst für die die kommenden zwei Wochen komplett frei gehalten werde, schöne Zimmer und leckeres Essen bieten. Geradezu überrannt worden sei man nach einem Spendenaufruf für Hygieneartikel wie Windeln, Shampoo oder Zahnpasta, Dinge, die man in der Jugendherberge selbst nicht vorhält. Auch viele Helfer hätten sich gemeldet, etwa 25 Ehrenamtler seien im Einsatz, berichtete die Herbergsleiterin. Und noch mehr hätten ihr Interesse bekundet. Becker: „Es ist großartig.“
Aber auch Vereine wurden aktiv. So rief die Karnevalsgesellschaft Halt Pol zur Spende unter anderem von Handtüchern, Kinderkleidung und Kinderspielzeug für die Flut-Opfer auf. Auch das Bündnis „Hauptsache Familie“ hatte Spenden angenommen.
Königswinter und Bad Honnef: Anwohner stellen Gästewohnungen zur Verfügung
In Königswinter haben sich nach einem Aufruf der Stadt, ungenutzte Gästezimmer oder Kellerwohnungen für die Menschen aus dem Krisengebiet zur Verfügung zu stellen, mehr als 80 Bürgerinnen und Bürger mit konkreten Angeboten gemeldet, schrieb Bürgermeister Lutz Wagner auf Facebook. „Das ist ein tolles Zeichen der Solidarität!“ Schon am Freitag waren etwa 36 Senioren aus einer Einrichtung in Swisttal im neuen Seniorenheim Kaiserpalais in der Altstadt untergekommen.
Die Stadt Bad Honnef hatte am Freitag erklärt, dass sie Zimmer und Wohnungen für insgesamt 100 Personen an den Rhein-Sieg-Kreis gemeldet habe, „der kurzfristig die Vermittlung von Unterkünften für Hochwasseropfer übernommen hat“, so Holger Heuser, Erster Beigeordneter der Stadt.