Zwischenetappe MeckenheimFlutzug aus dem Ahrtal rollt über die Straße
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Meckenheim – In der Nacht zu Mittwoch trifft ein bei der Starkregenkatastrophe 2021 im Ahrtal gefluteter Nahverkehrszug in Meckenheim ein. Drei Tieflader transportieren ihn über Landstraßen hierhin. Am Bahnhof in Meckenheim soll der zwar lädierte, aber wohl noch zu rettende Zug wieder auf die Schiene gestellt werden, damit er nach Köln in ein Ausbesserungswerk geschleppt werden kann. Der Pendlerparkplatz kann darum in den nächsten Tagen, voraussichtlich bis zum 12. September, nicht zum Parken genutzt werden.
Technisch regt sich im Ahrtal-Zug nichts mehr
Die Vorbereitungen spielten sich am Dienstag bei Sonnenschein im Ahrtal ab: am Bahnhof in Ahrbrück. Arbeiter koppelten die drei Teile des ursprünglich knapp 81 Meter langen Dieseltriebzug vom Typ Alstom Coradia Lint 81 voneinander ab, was nicht so einfach war, weil sich in dem Gefährt technisch nichts mehr regt. Es hatte in der Flutnacht in Kreuzberg (Altenahr) komplett unter Wasser gestanden und war auch mit Schlamm vollgelaufen. Bahnfreunde berichteten, dass zwei Zugführer noch versucht hätten, während des ansteigenden Wassers die Batterien des Triebfahrzeugs abzuklemmen, sich aber nur noch knapp mit einer Aluminiumleiter auf ein Carport hätten flüchten können, als die Ahr noch höher stieg.
Teilweise waren Metallarbeiten notwendig, um den Transport der drei Wagenteile vorzubereiten. Sie waren noch als Zuggarnitur vor Wochen mit einem Schienen-Unimog über Notgleise und die seit der Katastrophe gesperrte Ahrtalstrecke nach Ahrbrück geschleppt worden.
Die Spedition Kübler aus der Gemeinde Michelfeld im Landkreis Schwäbisch Hall nahm die drei Regionalbahnwagen letztlich huckepack. Schwere Autokräne aus dem Ahrtal und aus Köln halfen dabei. Immerhin wiegt jedes der Zugteile nach Angaben der Spedition mehr als 50 Tonnen. Die Last wird auf etliche Achsen und Räder verteilt. Selbst die fünf Hinterachsen des Tiefladeanhängers sind nochmals in Zwillingsreifen und Achsenpaare unterteilt.
Der Transport war auch deshalb schwierig, weil Fahrzeuge für die Straße üblicherweise nicht höher als vier Meter sind. Aber hier hatte schon jeder Eisenbahnwagen eine Höhe von 4,34 Meter. Die Breite von 2,75 Meter stellte weniger ein Problem dar als die Länge, denn durch sie war die Kurvenfahrt eingeschränkt. Jeder Lastzug misst 43,50 Meter.
Vorsichtig bewegt sich der Transport dann in der Nacht nach Meckenheim. In Altenahr hatte der Straßentunnel gesperrt werden müssen, der Roßberg ist steil und eng, an der Kalenborner Höhe engt eine Baustelle die Fahrbahn ein. Auf der Rheinbacher Landstraße lässt der von der Polizei begleitete Transport dem Gegenverkehr deutlich weniger Platz als üblich.
Die ursprünglich rot lackierten, aber von einem Sprayer großflächig beschmierten Eisenbahnwagen müssen später in Köln gründlich aufgearbeitet werden. Das dürfte jedoch wesentlich schneller gehen, als die Ahrtalbahn wieder aufzubauen, die derzeit nur bis Walporzheim (Bad Neuenahr-Ahrweiler) fahren kann. Etliche Kilometer weit fehlen Gleise und Brücken. Teilweise wird über eine Veränderung des Trassenverlaufs gesprochen.