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Bike JöringLohmarerin holt Bronze bei der Europameisterschaft im Schlittenhunderennen

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Bike Jöring heißt der Sport, bei dem die Hunde vor Barbara Iserhardts Fahrrad gespannt sind. 

Lohmar – Das Gespann mit den kleinen, kuschligen Zugtieren zieht die Blicke in der Wahner Heide auf sich. Die beiden Hunde haben Barbara Iserhardt im Schlepptau, so sieht es aus. Doch die 48-Jährige auf dem Mountainbike lässt sich von Idita und Tikas Persoq nicht ziehen, das wäre doch zu einfach. „Beim Bike Jöring strengt sich auch der Mensch an“, sagt die Lohmarerin. Sie holte kürzlich bei der Europameisterschaft im Schlittenhunderennen die Bronzemedaille.

Es ist feucht-kalt an diesem frühen Samstagmorgen. Die Menschen frösteln. Bei diesem Wetter lassen sich die Grönlandhunde gern vor die Tür jagen, verfallen auf den sandigen und matschigen Wegen schnell in einen munteren Trab. Eine Zwölf-Kilometer-Runde steht auf dem Programm. Noch lieber laufen sie bei knackigen Minusgraden auf Eis und Schnee, in Mitteleuropa nicht so häufig. Steige das Thermometer über 14 Grad Celsius, werde nicht mehr trainiert, erzählt die Frau mit dem ungewöhnlichen Hobby.

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Barbara Iserhardt, Schlittenhund-Sportlerin 

Iserhardt, gelernte Physiotherapeutin, ist ein kernig-sportlicher Typ. Die Haare zum Pferdeschwanz gebunden, die Augen hinter der Brille ohne Schminke. Ursprünglich kommt sie vom Reitsport, hat sich schon während der Zeit, als sie die Lohmarer Realschule besuchte, am liebsten im Stall und auf dem Pferderücken aufgehalten, machte eine Berufsausbildung zur Bereiterin. Doch nach einem schweren Unfall war Schluss.

Trainiert wird für das Schlittenhunderennen auf dem Trockenen

Sie zog in die Schweiz, las 2006 in der Zeitung einen Bericht über Schlittenhunderennen und war fasziniert. Nach intensivem Training nahm sie an Rennen teil, qualifizierte sich auch für Deutsche und Internationale Meisterschaften. Sie hat auch einen kleinen Schlitten in ihrer Wahlheimat, dem Engadin. Die Rennen auf Schnee bestreitet sie aber mit Langlaufskiern im Skating-Stil. Demnächst steht eines in den italienischen Alpen an.

Trainiert wird meistens auf dem Trockenen, egal, wo sie ist, in der Schweiz, im Schwarzwald, auf Sylt und auch, wenn sie Mutter und Bruder alle zwei Monate in der alten Heimat besucht. Dann läuft sie zu Fuß, Carnicross heißt diese Variante, durch die Wahner Heide. Oder sie steigt aufs Fahrrad, muss zuvor den Jöringstab in eine Halterung am Lenker drehen, die Hundeleinen hindurchfädeln und sie in Panik-Karabinerhaken klicken, „die lösen sich, wenn es einen Ruck gibt, das verhindert Unfälle“.

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Bei den Europameisterschaften in Potsdam legte sie so 63 Kilometer zurück, hielt nur an, um Tikas Persoq Wasser zu geben. Mit dem vierjährigen Rüden bestreitet sie alle Rennen, für die zehnjährige Idita wären die Strapazen mittlerweile zu groß. Viel laufen sollte die Grönlandhündin dennoch, die alte Rasse wurde einst daraufhin gezüchtet, die Inuit hielten die Hunde als Lasten- und Zugtiere.

Grönlandhunde begleiteten den Forscher Roald Amundsen auf seiner Expedition zum Nordpol. Die dunkle Idita gilt in Expertenkreisen als Berühmtheit, sagt Barbara Iserhardt: „Sie ist eine der letzten Nachfahrinnen dieser Hunde.“