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Rheinenergie-AnalyseIn Lohmar gibt es keine Flächen für Windräder

Lesezeit 3 Minuten
Ein Windrad steht auf einer Waldlichtung

Theoretisch könnte auch im Lohmarer Wald sich ein Windrad drehen, der nahe Flughafen aber macht das unmöglich. (Symbolbild)

In Lohmar wird sich auch künftig kein Windrad drehen. Das ergab die Weißflächenanalyse, die die Rheinenergie im Stadtentwicklungsausschuss vorstellte.

Erneuerbare Energien sollen den Klimaschutz voranbringen. Doch in Lohmar gibt es nur eine kleine Fläche im Wald, die theoretisch wegen der Abstandsflächen für ein Windrad geeignet wäre. Ein Rotor auf hohem Mast dürfte sich aber auch hier, im südlichen Stadtgebiet, nicht drehen, das ergab eine so genannte Weißflächenanalyse der Rheinenergie, die im Stadtentwicklungsauschuss vorgestellt wurde.

Grund ist der etwa 20 Kilometer entfernte Flughafen Köln/Bonn mit seinen Einflugschneisen. Ein Windrad, das im Durchschnitt 90 bis 130 Meter hoch ist, würde die Sicherheit gefährden, erläuterte der Vertreter des Energiekonzerns. In Hennef hingegen gibt es Potenzialflächen.

Bei der Analyse ist Lohmar erstmal eine weiße Fläche

Bleibt noch die Photovoltaik, genauer Freiflächenanlagen. Möglich, aber schwierig, so das Fazit. Schritt für Schritt erläuterte der Experte mit Hilfe eines Beamers, wie sein Unternehmen das Stadtgebiet mit Hilfe von Karten untersucht. Lohmar ist erst einmal eine weiße Fläche, nur die Stadtgrenzen sind sichtbar.

Der erste transparente Layer wird aufgelegt, er zeigt die Gebäude, Straßen und Bahntrassen. Weitere folgen: unter anderem mit Naturschutzflächen, Überschwemmungsgebieten, Vogelschutzgebieten.

Die Böden in Lohmar sind ertragreich, das verkompliziert den Bau

Soll eine PV-Anlage auf landwirtschaftlicher Fläche stehen, ist die Qualität des Bodens von Bedeutung. Je ertragreicher dieser ist, desto komplizierter die Bauvorschriften, vereinfacht gesagt. In Lohmar lägen alle Böden über der Grenze von 55 Punkten, das würde nur Agri-PV-Anlagen erlauben, so stehe es im Entwurf zum neuen Landesentwicklungsplan.

Diese bräuchten dreimal so viel Platz und seien teurer, die Module seien vor allem für Grünland geeignet, im Ackerbau könnten darunter nur Nachtschattengewächse wie Tomaten oder Kartoffeln gedeihen, Beerenobst oder Streuobstbäume. Wer hier investieren wolle, müsse zumeist mehrere Eigentümer und Bewirtschafter unter einen Hut bringen.

Entlang der Autobahn gibt es zu viele Überschwemmungsgebiete

Entlang der Autobahn gebe es wegen der Überschwemmungsgebiete der Agger nur kleine Flächen, für sein Unternehmen sei hier ein Invest nicht lohnend. Eine Möglichkeit seien Biodiversitätsanlagen mit hohem ökologischen Wert durch Trockenmauern zum Beispiel. Die Rheinenergie sei in engem Austausch mit den Stadtwerken.

Für alle verfügbaren Flächen gelte, dass diese nicht „privilegiert“ seien, ein Begriff aus dem Baurecht. Er bedeutet, dass ein Bauvorhaben langwieriger und teurer wird, da der Flächennutzungsplan geändert werden und ein Bebauungplan aufgestellt werden muss.

Einen weiteren Knackpunkt sprach der Grünen-Fraktionsvorsitzende Horst Becker an. Es gebe allein an der Landstraße 84 drei Landwirte, die eine Freiflächen-Solaranlage aufstellen wollten, aber von der Rhein-Netzgesellschaft keine Zusage für die Netzübergabe bekämen. Die Einspeisepunkte lägen manchmal weit weg, antwortete der Fachmann. Bei kleinen Anlagen würde das sehr teuer: „Das ist Abwägungssache.“

Der Ausschuss spach sich dafür aus, dass die Verwaltung den Sachstand des Landesentwicklungsplans verfolge, der Mitte 2025 fertig sein soll. Dann wolle man noch einmal über Sonnenstrom auf Freiflächen sprechen. Es gebe viele kleinere Flächen in der Stadt und viele Interessenten.

Die Stadtwerke, ein Tochtergesellschaft von Stadt und Rhenag, sind Vorreiter. Sie wollen hinter der Burg Sülz eine Solaranlage auf Grünland errichten. Derzeit suche man ein Planunsbüro, teilte Bauamtsleiterin Kerstin Tillmann mit.