Rhein-Sieg-Kreis – Keine Veranstaltungen, Kinos geschlossen, sonstige Attraktionen dicht, und dann noch die Kontaktsperre. Damit an Rhein und Sieg niemandem zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, empfehlen wir, die Wanderwege der Region zu zweit zu erkunden – im Uhrzeigersinn, um Begegnungen zu minimieren. Zwei Routen stellen wir heute vor: den Fachwerkweg in Ruppichteroth und den Böllweg in Much.
Böllweg
Zwischen Radevormwald und Ruppichteroth zählt das Bergische Wanderland 24 „Bergische Streifzüge“. Der Böllweg südöstlich des Hauptortes Much gilt trotz seiner zwölf Kilometer Länge als leicht.
Als Start empfiehlt sich der Wanderparkplatz in der Nähe des Fit-Hotels. Von dort geht es über Berzbach nach Marienfeld und weiter ins Homburger Bröltal, an die Grenze zur Gemeinde Ruppichteroth. Wer die gesamte Strecke wandert, überwindet 264 Höhenmeter. Drei bis vier Stunden sind dafür veranschlagt. Mehrfach sind aber unterwegs Abkürzungen möglich, die sich mit Hilfe einer Karte oder eines Smartphones leicht finden lassen.
Nicht in Gruppen und mit genügend Abstand lassen sich auch zu Corona-Zeiten die Wanderwege an Rhein und Sieg genießen. Wichtig ist die Eigenverpflegung. Lokale jeglicher Art haben geschlossen. Auch an angemessenes Schuhwerk sollten Spaziergänger denken. (sp)
Immer wieder ergeben sich unterwegs herrliche Aussichten, auf die hügelige, von Landwirtschaft geprägte Landschaft des Bergischen Landes. Das hat seinen Namen nicht etwa von dieser bergigen Struktur, sondern von den ehemaligen Landesherren, den Grafen von Berg.
An die Zeit, die die Familie des jungen Soldaten und späteren bekannten Kölner Dichters Heinrich Böll von 1944 bis 1946 in Much verbrachte, erinnern Schautafeln, die das Thema „Einheimische und Flüchtlinge“ beleuchten, Einblicke in Bölls Leben und auch über seine Mucher Zeit hinweg auf sein schriftstellerisches Werk werden geboten.
Fachwerkweg
Schwarze Balken, weiße Gefache, dieses Bild prägt das Bergische Land zwischen Sieg und Wupper. Nicht überall gleich ausgeprägt, manchmal aus wertvoller Eiche geschaffen, manchmal aus der Fichte, die sich die Bewohner der ärmlichen Gegend gerade leisten konnten. Das Grundprinzip ist immer gleich: Holzständerwerk, dessen Freiräume mit Ästen und Lehm gefüllt wurden. Einblicke in diese Kunst des Fachwerkbaus gibt der Fachwerkweg in Ruppichteroth, der Bergische Streifzug 22.
Dort bietet sich der Start am Kreisverkehr an, wo sich die Landstraße 312 und die Bundesstraße 478 kreuzen. Mehrere Discounter bieten ausreichend Parkraum. Von dort aus geht es zunächst in den historischen Ortskern.
11,5 Kilometer lang mit einem Höhenunterschied von 303 Metern gilt der Rundweg, der auch die Grenze zum Oberbergischen Kreis überschreitet, als mittelschwer. Für den Rundweg sind etwa drei Stunden veranschlagt. Wer den Ortskern hinter sich gelassen hat, erlebt bergische Natur pur: über Wiesen, durch Felder und Wälder bergauf, bergab, vorbei an Fischteichen und blühenden Obstbäumen geht es nordöstlich nach Lindscheid in der oberbergischen Gemeinde Nümbrecht. Dort wird nach alter Tradition noch Saft gepresst.
Ehrenamt und Wanderwege
Böll- und Fachwerkweg werden von der Naturarena in Bensberg unterhalten. Ohne ehrenamtliches Engagement wären die Wanderwege im Bergischen aber nicht denkbar. In Much ist der Böllweg eng mit dem Verkehrsverein verbunden, der insgesamt 200 Kilometer Wanderwege im Blick hat.
Als Initiator des Fachwerkweges in Ruppichteroth gilt Wolfgang Steimel. Der ehemalige Vorsitzende des Bürgervereins ist auch heute noch viel auf dem Wanderweg unterwegs und wirbt landauf, landab für die Route durch die kleinste Gemeinde des Rhein-Sieg-Kreises im Bröltal. (sp)
Über Wege, die Kindern auch das Roller- oder Radfahren erlauben, wendet sich der Wanderweg wieder nach Süden. Bei Oeleroth geht’s über die Bundesstraße 478 und den Waldbrölbach und schließlich ein Stück hinauf in Richtung Nutscheid, jenem bewaldeten Bergrücken, der zwischen Bröl und Sieg die südliche Grenze des Bergischen Landes ausmacht und der sich bis nach Hennef zieht. Am Ende ist Ruppichteroth wieder das Ziel.