An Agger, Sieg und Rhein droht Hochwasser. Für die Feuerwehren könnten es arbeitsreiche Weihnachten werden. So ist derzeit die Lage.
Hochwasser im Rhein-Sieg-KreisSo bereiten sich die Behörden auf das Hochwasser vor
Der Sturm hat nachgelassen, was bleibt, ist das Wasser: Die Pegel von Agger, Sieg und Bröl sind hoch, viele Auen sind überschwemmt. Der Katastrophenschutz ist auch an den Weihnachtstagen gewappnet, Feuerwehren und Ordnungsämter behalten die Wasserstände im Blick.
Die Warnapp Nina hat eine amtliche Warnung vor Dauerregen herausgegeben, die bis zum 1. Weihnachtstag am 25. Dezember um 18 Uhr gültig ist. Der Deutsche Wetterdienst hat Niederschlagsmengen von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter angekündigt. Der Rheinpegel in Bonn stand am 24. Dezember um 14 Uhr bei 6,97 Meter, der Pegel der Sieg in Eitorf bei 3,58 Metern, Tendenz fallend. Die Agger in Lohmar steigt wieder leicht an und steht bei genau drei Metern.
In Sankt Agustin-Buisdorf drohte Wasser in den Ort zu laufen
In Sankt Augustin traf sich die Feuerwehr nach eigener Aussage am Sonntagmorgen auf dem Bauhof, um Sandsäcke zu befüllen – nicht ahnend, dass diese wenig später gebraucht würden. Auf einer Wiese neben der Autobahn 3 bei Buisdorf hatte sich das Wasser gesammelt, da der Boden es nicht mehr aufnehmen konnte.
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Die Wassermenge drohte ins Dorf zu laufen. Die Feuerwehr errichtete eine Barriere und beschwerte sie mit den eben gefüllten Sandsäcken. Auch das THW und Mitarbeiter des Bauhofs waren beteiligt.
Aus der Wahnbachtalsperre wurden zehn Kubikmeter Wasser pro Sekunde abgelassen
Die Wahnbachtalsperre sei zu 93 Prozent gefüllt, teilte der Wahnbachtalsperrenverband WTV mit. Weil nur noch Platz für 2,7 Millionen Kubikmeter Wasser ist, wurde am Samstag damit begonnen. Wasser abzulassen. Zehn Kubikmeter pro Sekunde flossen aus der Wahnbachtalsperre ab, um neue Wassermassen aufnehmen zu können: „Angesichts der für die kommenden Tage prognostizierten, weiteren ergiebigen Niederschläge und der damit noch zu erwartenden steigenden Zuflüsse ist derzeit mit einer weiteren Erhöhung der Unterwasserabgabe zu rechnen“, teilte der Betreiber mit.
Aufgrund des Hochwassers in der Sieg werde der Ablauf des Wahnbachs erschwert. Daher könnte es zu Überschwemmung durch Wasserrückstau kommen. Die Anwohner der Straßen Rüdemichweg und Zum Baumgarten in Siegburg wurden von Ordnungsamt und Feuerwehr über die Maßnahme und empfohlene Verhaltensregeln informiert.
Der Spielplatz in Siegburg-Zange ist längst überflutet. Trotzdem spielten am Sonntagvormittag einige Kinder an der „Waterkant“ im Sand - matschen geht eben immer.
Auch das Regenrückhaltebecken neben den Bahngleisen an der Wilhelmstraße ist übergelaufen. Am Samstagmittag musste das Technische Hilfswerk anrücken, weil das Wasser fast bis zur Straße stand und abgepumpt werden musste.
„Wir sind mit zwei Zügen aus Siegburg und Porz vor Ort und haben sechs leistungsstarke Pumpen dabei“, sagte Hans Roesberg, Zugführer der Siegburger Einheit. Die „Hannibal“-Pumpe könne 5000 Liter Wasser pro Minute fördern. „Wir leiten das Wasser in die Kanalisation, von dort fließt es direkt in die Sieg.“
Dort, wo das Wasser fließt, ist man in Alarmbereitschaft. „Unser Maßnahmenkatalog orientiert sich am Pegel in Betzdorf“, sagt Marco Brauner, Sprecher der Windecker Feuerwehr. „Das Problem ist: die ganzen Zuläufe der Sieg liegen dahinter.“ Aktuell sei ein Teil der Lindenpützer Straße in Rosbach gesperrt. „Hier in Windeck sind alle Wiesen überschwemmt. Das Grundwasser steigt, die Böden nehmen nichts mehr auf, die Sieg fließt drüber weg. Wenn das so weitergeht, werden es interessante Weihnachten“, so Brauner.
Viel Wasser in Eitorf, Troisdorf und Lohmar
In Eitorf seien ein paar Wege auf den Deichen gesperrt, um diese zu entlasten, berichtet Jürgen Bensberg, Leiter der Feuerwehr. Aktuell sei die Lage aber noch nicht dramatisch. In Sankt Augustin beobachte man die Hochwasserlage fortlaufend anhand der vorliegenden Pegelstände und vor Ort, erklärt Dennis Schwellenbach, Sprecher der Feuerwehr. „Sofern bestimmte Marken überschritten werden, leiten wir vorbereitende Maßnahmen ein, füllen zum Beispiel Sandsäcke und bereiten Hochwasserschutzsysteme vor. Bisher ist aber alles im grünen Bereich.“
Am Restaurant „Zur Siegfähre“ in Troisdorf-Bergheim steht das Wasser dagegen schon im Gebäude. „Wir haben aber eh Winterpause, dadurch sind die Sachen raus geräumt. Wenn das Wasser abfließt, machen wir sauber und gut ist“, sagt Alexander Adscheid, der das beliebte Restaurant Ende Januar an einen neuen Inhaber abgibt. „Wir liegen halt im Hochwassergebiet, da kann man nichts machen“, meint er.
In Lohmar steigt der Pegel der Agger weiter an. „Im Bauhof hält die Stadt Sandsäcke und das mobile Hochwasserschutzsystem bereit“, sagt Timo Pleuger, Sprecher der Lohmarer Feuerwehr. „Wie sich die Lage entwickelt, kann zur Zeit niemand verlässlich sagen. Wir schauen deswegen ins Sauerland und nach Hagen. Bei der Flutkatastrophe vor zwei Jahren hatten die die Pegelstände zwölf Stunden vor uns“, sagt Pleuger.
Auf dem Deich am Dornheckenweg in Donrath komme womöglich der neu entwickelte Paletten-Damm zum Einsatz. „Auf diese Methode würden wir aber nur im Notfall zurückgreifen, weil wir sie noch nie ausprobiert haben“, sagt er. (mit seb)