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TippAn diesen Stellen im Rhein-Sieg-Kreis kann man Äpfel zum Saftpressen abgeben

Lesezeit 4 Minuten
Rote Äpfel hängen dicht an dicht an Baumzweigen.

Auf den Bäumen der Streuobstwiesen, wie hier am Hennefer Streuobstweg, hängen viele alte Sorten.

Die Biologische Station bietet Sammelstellen in Königswinter-Oberpleis, in Eitorf und in Henhnef an.

Rote Bäckchen haben sie, hängen verlockend zum Zugreifen an den Ästen, die sich unter ihrem Gewicht biegen: Die Äpfel wollen geerntet werden. „Die meisten Sorten sind jetzt soweit“, sagt Dieter Steinwarz, Leiter der Biologischen Station des Rhein-Sieg-Kreises in Eitorf. Und weil man die Ernte eben nicht genau im Kalender festlegen könne, weil sich die Entwicklung der Früchte durch das Wetter verzögern könne, hat Steinwarz einen einfachen Tipp: „Einfach mal probieren!“

Bei der Biologischen Station wird schon seit einigen Tagen geerntet, berichtet er. „Wir haben ganz viele Obstwiesen, unter anderem am Berghof in Königswinter, in Sankt Augustin, Windeck und Meckenheim.“ Über 3500 Obstbäume pflegt die Biologische Station auf diesen Flächen, „aber es sind viele junge Bäume dabei, die wir gepflanzt haben. Die tragen noch nicht“, sagt der Leiter der Biologischen Station.

Auf den Flächen der Biostation ernten die Mitarbeiter jährlich zwischen 20.000 und 90.000 Tonnen Äpfel

Grund ist die „Feldprämie“, die in den 70er- und 80er-Jahren gezahlt wurde, um Streuobstwiesen zu vernichten. So sollte die Konkurrenz zu den gewerblichen Apfelbauern minimiert werden. Damit verschwanden aber auch alte Sorten aus den Obstkisten. Die Lücke hat die Biostation zwar durch Nachpflanzungen geschlossen, aber bis die jungen Bäume Früchte tragen, dauere es noch Jahre. Dennoch ist der Rhein-Sieg-Kreis der streuobstreichste Landstrich in Nordrhein-Westfalen, das berichtet der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND).

Auf den Flächen der Biostation ernten die Mitarbeiter jährlich zwischen 20.000 und 90.000 Tonnen Äpfel. In diesem Jahr werde die Ernte wohl eher an der unteren Linie liegen, meint Steinwarz: „Der Klimawandel ist für die Bäume heftig. Wir gießen unsere, dennoch gehen die Erntemengen stetig zurück.“ Genug Früchte, um Saft aus ihnen zu pressen, sammeln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Eitorf dennoch.

Für 100 Kilo Äpfel bekommt man bei Abgabe zehn Liter Saft

In einer Presse in Bad Hönningen wird daraus Apfelsaft gemacht, alle Einnahmen der Saftvermarktung gehen in den Obstwiesenschutz. Auch für Privatleute bietet die Biostation diesen Service an, für die Flaschen wird Pfand berechnet. „Wir erhoffen uns, dass die Leute einen Sinn sehen und ihre alten Obstbäume erhalten.“ 100 Jahre kann ein Apfelbaum alt werden, eine Birne sogar 200.

Äpfel, tragbar verpackt, können am kommenden Wochenende in Königswinter-Oberpleis, in Hennef und in Eitorf abgegeben werden. Für 100 Kilo Äpfel bekommt man 10 Liter Saft. „Die Pressen sind so gut, dass viel aus den Äpfeln rausgeholt wird“, sagt Steinwarz.Wichtig: Es wird nur ungespritztes Obst angenommen, Fallobst darf es sein, nur faule Stellen dürfen die Äpfel nicht haben. „Der Apfel soll noch so appetitlich sein, dass man reinbeißen würde“, lautet die Faustregel von Steinwarz.

Angenommen werden die Äpfel am Samstag, 30. September, von 15 bis 18 Uhr, und am Sonntag, 1. Oktober, von 10 bis 16 Uhr. Abgegeben werden können sie in Eitorf auf dem Gelände von ZF in der Bogestraße 50, in Hennef auf dem Campus Wiesengut, Siegaue 16, und in Königswinter-Oberpleis auf dem Gelände von Baustoffe Klein, In der Brückenwiese 11-13.


Äpfel naschen auf städtischen Wiesen und dem Streuobstweg

Auch wer keinen eigenen Garten hat, kann Äpfel ernten, auf städtischen Streuobstwiesen zum Beispiel. Nicht so viele, um sie bei der Apfelsammlung der Biologischen Station abzugeben, aber genug, um einen Kuchen zu backen. Überall gilt: Behutsam ernten und auch nur so viel, wie ein Haushalt verarbeiten kann. Fallobst kann aufgesammelt und Früchte mit einem Obstpflücker vom Baum geerntet werden.

Eine Tafel mit Bildern und Texten steht an einer grünen Wiese, auf der Obstbäume stehen.

Auf Schautafeln wird rund um Lückert viel über Streuobst erklärt.

In den Baum zu klettern, ihn zu schütteln oder gar Äste abzubrechen, ist untersagt. Auch mit einem Fahrzeug auf die Wiese zu fahren, um die Ernte einzuladen, ist verboten. In Troisdorf ist es ausdrücklich erwünscht, Obst von den städtischen Bäumen zu ernten. Auf der Internetseite der Stadt sind die Standorte und die Obstsorten vermerkt. In Bergheim und Kriegsdorf gibt es gleich zwei Flächen, in Friedrich-Wilhelms-Hütte sogar drei. Außerdem hat die Stadt Obstwiesen in Sieglar, Eschmar, Oberlar, Rotter See und Spich. Äpfel, Birnen, Pflaumen und Walnüsse können dort geerntet werden.

In Hennef gibt die Stadt für die Ernte von Bäumen auf den städtischen Wiesen einen Obstsammelschein aus. Er ist erhältlich bei Marion Holschbach vom Umweltamt der Stadt Hennef. Sie ist telefonisch erreichbar unter 02242/888- 306.

Auf einem Streuobstweg wandern und Äpfel direkt vom Baum naschen können Familien in Hennef. Zwei bis zweieinhalb Stunden dauert die 6,3 Kilometer lange Strecke rund um die Orte Löbach, Darscheid und dem mit Gold beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichneten Lückert. Gestartet werden kann zum Beispiel vom Wanderparkplatz Scheffenstraße bei Lückert. In einem sanften Auf und Ab geht es durch eine bäuerlich geprägte Bilderbuchlandschaft mit Bächen und Weiden und die für die Gegend typische Streuobstwiesen. Auf Tafeln am Wegesrand gibt es Informationen zur Landschaft und zu den Obstbäumen. Alte Sorten wachsen hier: Rheinischer Winterrambur, Schafsschnauze und Danziger Kantapfel.