Bei seinem seit 2013 sechsten Auftritt im Hennefer Kurtheater wurde René Steinberg am Freitag von einer Stimme aus dem Off angekündigt: „Woisch Kalle, Spaßmaßnahme, des muscht probiere! Radikale Spaßmaßnahme von Steinberg.“ Es kam Bewegung in die Sitzreihen. Das ist doch? Genau: Die nervige Werbung mit dem im Rheinland eher ungewohnten, aber wegen der Dauerpräsenz trotzdem sesshaften Dialekt, der dauerberieselnd die gleiche Botschaft verkündet: „Woisch, des isch des Müsli ... – lecker, lecker, lecker!“

Der Comedian klärte auf. Zu Corona-Zeiten habe er sich in seinem Programm über diese Müsli-Werbung ausgelassen. Etwa darüber, nicht schon am frühen Morgen daran erinnert werden zu wollen, dass es mit dem bekannten Müsli „besser mit der Verdauung klappt.“ Er habe sich damals sogar geoutet, im Supermarkt die Vorderseite der ausgestellten Produkte des Müsli-Giganten stets nach hinten zu drehen.

Darüber habe er auch bei einem Auftritt in Köln berichtet, wo er schnell einen fotografierenden Gast in den ersten Reihen ausmachte. Dessen Sitznachbarin sei nach der Show zu ihm gekommen und habe ihm Fotos vom Auftritt angeboten. Steinberg nahm das Angebot an, die Bilder wurden geliefert und Steinberg erinnerte sich an den Hinweis der Dame, doch genau auf den Absender zu achten.

Müsli-Chef kündigt den Kabarettisten bei seiner Show an

Bei der Recherche stellte er fest, dass der Fotograf nicht nur der Müsli-Chef höchstpersönlich war, sondern dieser zudem seit Beginn der Kampagne Sprecher der Werbebotschaft ist: Willi Pfannenschwarz.

Dass der Manager alles andere als verärgert war, erklärte seine Bereitschaft, für den Comedian das Intro zu sprechen, das seitdem sein derzeitiges Programm einleitet. Jedenfalls versprach die Ankündigung „Woisch Kalle, Spaßmaßnahme…“ nicht zu viel. Tränen wurden gelacht über den Mix aus Interaktionen mit den Gästen und Zeitgeschehen.

Politik fehlte freilich nicht. Etwa mit Lindner („Der Lindner-Osterhase wurde aus dem Regal genommen, vielleicht weil einige gemerkt haben, dass er von innen hohl ist“), Merz („Der Begriff Fachkräftemangel hat mit ihm ein neues Gesicht bekommen“) oder Trump: „Ich warte stündlich darauf, dass er sich bei einer Rede die Maske vom Gesicht reißt und zum Vorschein kommt Hape Kerkeling“).

Auch das Publikum wurde Teil der Show im Kur-Theater in Hennef

Als versierte Mitspieler erwiesen sich die Gäste bei der „Kollektiv-Performance“, wo es galt, gemeinsam Goethes Faust zu interpretieren. Der Anteil des Publikums: Durch Geräusche den Wald oder die knarrende Tür darzustellen, wobei Steinbergs Aufforderung an einen Gast, den Wind zu vertonen („Wenn Du den Wind so spürst, dann lass ihn raus“) auch anders verstanden werden konnte.

Ein Selbstläufer war die Frage des Comedians in die Runde, welches Lied man sich bei seiner Beerdigung vorstellen könnte. „Highway To Hell“, „Follow Me“ oder „Einer geht noch, einer geht noch rein“ zündeten. Beim „Niemals geht man so ganz“ musste Steinberg korrigieren: „Wenn Du Organspender bist, ist das eine richtige Aussage.“ K

racher waren beim überaus sympathischen und schlagfertigen Spaßmacher die „Wie nennt man?“- oder „Was macht ein Z“-Fragen. Beispiel: „Was macht die Security in einer Nudelfabrik?“ - „Die passt da (Pasta) auf.“