Die scheidende Bundesregierung tut sich schwer mit Donald Trump. Und jetzt kommt eine diplomatische Panne dazu. Warum Botschafter Andreas Michaelis mit seiner Warnung vor Trump Recht hat - und warum sie doch hätte vertraulich bleiben müssen. Und wie Friedrich Merz versucht, einen Kanal zu Trump aufzubauen.
Deutscher Botschafter warnt vor TrumpBerlin blamiert sich vor dem US-Machtwechsel
Wie peinlich. Unmittelbar vor der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump kursiert in Berlin, breit gestreut über große Nachrichtenagenturen, ein sogenannter Drahtbericht des deutschen Botschafters in Washington mit Warnungen vor dem neuen Mann im Weißen Haus.
Wohlgemerkt: Botschafter Andreas Michaelis hat nichts Unziemliches getan. Solche Analysen gehören zu seinem Job. Nur: Diplomaten müssen sich in Berichten für die Bundesregierung offen äußern und können das nur tun, wenn Verschlussachen unter Verschluss bleiben. Nun aber steht Außenministerin Annalena Baerbock mit ihrem Apparat blamiert da. Ob man die Grünen-Politikerin sonst für eine tüchtige Ministerin hält oder nicht – jetzt muss man förmlich erleichtert über die vorgezogene Neuwahl des Bundestages sein, denn wie will sie sich noch in Washington sehen lassen?
Einseitig auf den Sieg von Harris gesetzt
Ohnehin hat es die Rest-Bundesregierung schwer. Mit dem Abgang des Koalitionspartners FDP ist ihr auch der Transatlantik-Koordinator Michael Link abhandengekommen. Man hat viel zu einseitig auf einen Sieg der Demokratin Kamala Harris gesetzt und verfügt kaum über hochwertige Kontakte ins Trump-Lager. Unionspolitiker wie Jens Spahn, die sich früh um solche Verbindungen bemühten, stießen daheim auf empörte Reaktionen.
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Dabei hilft ja alles nichts. Die US-Bürger wählen ihre Präsidenten nun mal nicht gemäß deutschen Präferenzen aus. Wir müssen mit Trump leben, und deshalb ist die Charme-Offensive von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz auch richtig. So sehr man schlucken mag, wenn Merz Trump attestiert, er sei gut kalkulierbar und tue, was er sage.
Merz weiß sicher selbst, dass Botschafter Michaelis mit seinem Hinweis auf Trumps Streben nach „maximaler Disruption“ recht hat. So eine Regierungsführung ist bei einem so mächtigen Staat wie den USA auch außenpolitisch hochgefährlich und kann Autokraten etwa in Russland und China zu Experimenten mit möglicherweise fatalem Ausgang verleiten. Aber gerade deswegen ist es für Deutschland überlebenswichtig, Kommunikationswege nach Washington zu haben. Warum sollen das nur Leute wie die – innenpolitisch umstrittene, außenpolitisch aber klar prowestliche – italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schaffen? Mit dem Debakel um den Drahtbericht allerdings hat die scheidende rot-grüne Regierung ihre Chancen minimiert, einen belastbaren Kontakt zu Trumps Leuten aufzubauen.