Seit 2016 ruhen die Planungen. Bedürfnisse und Vorgaben haben sich geändert. Jetzt steht ein städtebauliches Entwicklungskonzept mit Verkehrsmodell an.
NeustartDas Gewerbegebiet Kleinfeldchen in Hennef wird erweitert und umfassend umgeplant
„Es ist der richtige Zeitpunkt, die Planung Kleinfeldchen und Hossenberg aufzunehmen“, sagte Bürgermeister Mario Dahm im Ausschuss für Stadtplanung und Wohnen. „Aber wir können nicht da weitermachen, wo wir 2016 waren.“ Seither nämlich ruht das Bebauungsplan-Verfahren um die vermutlich letzte große Gewerbefläche der Stadt. Mit Planungsamtsleiterin Gertraud Wittmer stellte er die Idee eines städtebaulichen Entwicklungskonzepts mit Verkehrsmodell vor.
Bis zum Ausbau der Kreuzung soll ein Entwicklungskonzept entstehen
Der Kreuzungsausbau am Ende der Autobahn 560 mit dem Übergang zur Bundesstraße 8 steht kurz bevor. Es fehlt noch eine Entscheidung aus der Politik für eine Kreuzungsvereinbarung mit Landesbetrieb und der Autobahn-Gesellschaft. Die Kostenverteilung, so Dahm, sei fair. Die Realisierung aber werde noch einige Zeit dauern, die, so Dahm, genutzt werden sollte, das gesamte Gebiet von der Anschlussstelle Hennef-Ost bis zur Abfahrt von der B 8 nach Petershohn unter planerischen Gesichtspunkten neu zu betrachten.
Denn eine Reihe von zuvor getroffenen Entscheidungen sind hinfällig. Das beginne schon damit, dass Gutachten nicht mehr verwertbar seien, so Wittmer, etwa zu Schall- oder Artenschutz. Viele neue Themen seien dazu gekommen, etwa Starkregen, Klimawandel, erneuerbare Energien. Die Festsetzungen von Feuer- und Rettungswache, beide mit Zufahrt vom Wingenshof aus geplant, haben sich erledigt, weil Rettungsdienst- und Brandschutz-Bedarfsplan andere Standorte als sinnvoller bewertet haben.
Dazu kommen, wie Wittmer ausführte, die geänderten Anfragewünsche von Unternehmen, die Flächen suchen. Nach dem alten Verfahren sei ausschließlich produzierendes Gewerbe möglich gewesen, das habe mit der erwartbaren Verkehrsdichte zusammengehangen. Das Busdepot indes, was nach der ursprünglichen Planung ein großes Areal eingenommen hätte, wird nicht mehr kommen. Der Unternehmer hat sich für eine andere Kommune entschieden.
Die Nachfrage ist aber nach wie vor groß. Firmenhauptsitze, Büroflächen, all das ist erwünscht, muss aber bislang abgelehnt werden - abgesehen davon, dass die verkehrliche Anbindung nicht geklärt ist. Doch jetzt tun sich neue Perspektiven auf, die die Planungsamtsleiterin in einem städtebaulichen Entwicklungskonzept mit Verkehrsmodell beleuchten lassen will.
Der Planungsraum nämlich wird nach ihren Vorstellungen erweitert. Das Deutsche Rote Kreuz hat als Träger der Rettungswache nach dem Rettungsdienstbedarfsplan einen Wunschstandort gefunden. Der liegt an der Einfahrt von der B 8 nach Petershohn, auf einer Fläche, die der Stadt gehört. Damit würde die Containerwache entfallen, die als Interimslösung am Wingenshof steht.
Der Regionalplan wiederum erlaube perspektivisch eine Erweiterung des Gewerbegebiets Kleinfeldchen/Hossenberg bis an die Straße, die nach Michelshohn und Theishohn führt. Das ermögliche eine völlig neue verkehrliche Erschließungen. Allerdings sind das langfristige Überlegungen, vom Regional- über den Flächennutzungs- bis zum Bebauungsplan ist es ein Prozess, der auch Jahrzehnte dauern könne.
Der Brandschutzbedarfsplan sieht den idealen Standort für eine weiter Feuerwache nahe der Ausfahrt Hennef-Ost vor, zwischen A 560 und Blankenberger Straße. Das Grundstück allerdings ist nicht im städtischen Besitz. Das zu realisieren, setze zudem ein Planfeststellungsverfahren voraus, auch das könne Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in Anspruch nehmen.
Die Kindertagesstätte Warth ist laut Wittmer vorgesehen zwischen dem Friedhof in der Warth und dem Parkplatz an der Mehrzweckhalle Meiersheide. Angesichts des nach konservativen Schätzungen zu erwartenden Bevölkerungszuwachs um 10.000 Menschen müsse zudem eine zusätzliche weiterführende Schule gebaut werden. Sie sollte in dem beschriebenen „Suchraum“ errichtet werden. Auch hier gehe es um Entwicklungen über einen Zeitraum von Jahrzehnten.
Wittmer schlug vor, ein Planungsprojekt aufzusetzen, in dem die Machbarkeit im Zusammenhang mit den Verkehrsströmen untersucht wird. Ein Verkehrsmodell soll Bestandteil sein, dass Konsequenzen, Annahmen und Abhängigkeiten untersucht. Dafür sollten Stadtplanungs- und Verkehrsplanungsbüros, vielleicht auch ein Freiraumbüro zusammenarbeiten.
Von drei Büro-Teams sollen Angebote eingeholt werden
Die Mittel dafür gibt es bei den Stadtbetrieben, wie deren Geschäftsführer Dr. Volker Erbe bestätigte. Mehr als 60.000 Euro hatte Bürgermeister Dahm aufgerufen, Angebote von drei Teams sollen eingeholt und dem Ausschuss ein Vergabevorschlag vorgestellt werden.
Die Fraktionen begrüßten das Vorgehen. CDU-Sprecher Sören Schilling wünschte die Einfügung zweier Prämissen: Die Schule solle möglichst außerhalb des Gewerbegebiets liegen, und Emissionen und Topografie müssten bei der Erweiterung genau berücksichtigt werden.
Michael Marx von der FDP machte klar, dass in Kleinfeldchen Gewerbe angesiedelt werden solle, um Gewerbesteuereinnahmen zu erlangen. Und SPD-Fraktionschefin Hanna Nora Meyer lobte die ganzheitliche Betrachtung und bat darum, Anwohner und Bürgerinitiative auf dem Weg mitzunehmen. Am Ende gab es einen einstimmigen Beschluss.