Hennef – Der kräftige Rückgang der Flugbewegungen am Flughafen Köln/Bonn in 2020 wird wohl ein einmaliges Erlebnis für von Lärm betroffene Bürgerinnen und Bürger bleiben. Der weltweite Lockdown, ausgelöst durch die Corona-Pandemie, hatte den Luftverkehr stark zurückgehen lassen, wie der Vorsitzende des Ortsverbandes Hennef der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn, Helmut Schumacher, mitteilt.
Im vergangenen Jahr ist der Trend bereits wieder deutlich nach oben gegangen, ein Plus von 15 Prozent auf 90.675 Flugbewegungen. Das zeigt die vom Flughafen auf der Internetseite veröffentlichte Jahresübersicht. Überproportional angestiegen ist die Zahl der Nachtflüge, um 8900 auf 41.520.
„Das ist der bei weitem größte jährliche Zuwachs, sowohl in absoluten Zahlen als auch prozentual, der jemals in Wahn stattfand“, stellt Schumacher fest. Er befürchtet, dass in diesem Jahr die bisherige Höchstzahl von 44.369 aus dem Jahr 2018 weit übertroffen wird. Das bedeutet: Auch die Lärmbelastung ist durch die Zunahme der Nachtflüge nach oben gegangen.
Das zeigen die Dauerschallpegelwerte an allen Messstellen. Der Dauerschallpegel Nacht liegt gemittelt über alle sechs Stationen bei 49,4 dB(A). Die Weltgesundheitsorganisation hat einen Schwellenwert von 40 dB(A) definiert. Wird er überschritten, seien langfristige Gesundheitsbeeinträchtigungen zu erwarten.
Frachtmenge nimmt zu
Wie Schumacher schreibt, bedeutet ein Plus von 9,4 dB(A) durch den logarithmischen Aufbau der Dezibel-Größen das 7,7-fache des Schwellenwertes. Die Geschäftsführung des Flughafens erwartet, so weisen es Pressemitteilungen aus, dass die Frachtmenge um vier Prozent zunehme.
Zudem erweitern bereits ansässige Billigflug-Airlines ihr Angebot mit weiteren Zielen in Urlaubsländern, neue Gesellschaften kommen hinzu. Skeptisch äußert Schumacher sich zu Aussagen der Betreiber, den Lärmschutz als Daueraufgabe zu betrachten, wie sie 2020 in einem „Politikbrief für Entscheider“ schrieben.
Der Nachtflug werde weiter ausgebaut, mehr als 2000 laute Großraumfrachter mit 290 Gewichtstonnen und mehr rissen viele Anwohner nachts aus dem Schlaf. Schumacher hält den Begriff Nachhaltigkeit, wie er im Brief 2021 benutzt wird, schlichtweg für einen Werbegag.
Die Zunahme verteilt sich unterschiedlich über das Stadtgebiet. Bei den nächtlichen Landeanflügen gab es ein Plus von rund 50 Prozent auf 9923 Überflügen. Besonders im Südosten mit Uckerath, Lichtenberg, Bierth und Hüchel werden sie als störend empfunden.
Dort ist die Überflughöhe durch die 135 Meter höhere Ortslage nahezu identisch zu der im Stadtzentrum. Außerdem liegt dort der Einstieg zum Instrumenten-Anflug-System (ILS) der Landebahn 32.
Viele Flugzeuge sind dort im Kurvenflug, und die Piloten erhöhen die Turbinendrehzahl, um auf Landekurs zu kommen. Die Anzahl der Starts in der Nacht nach Osten und Westen ist dagegen nahezu konstant geblieben.