PilgerreiseBlind auf dem Jakobsweg – Barbara Kossack aus Hennef begleitet Erftstädterin

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Britta Biersch, Assistenzhund Eido und Barbara Kossack auf einem Rasen im Garten.

Britta Biersch, Assistenzhund Eido und Barbara Kossack (r.) pilgern im September auf dem Jakobsweg.

Britta Biersch aus Erftstadt ist blind. Mit Jakobsweg-Reiseführerin Barbara Kossack aus Hennef wandert sie auf dem Camino und wirbt um Spenden.

Barbara Kossack ist eine Jakobsweg-Expertin. Rund 300 Menschen hat die Mentaltrainerin aus Hennef-Uckerath seit 2016 bei ihren Pilgergruppenreisen auf dem Camino nach Santiago de Compostela geführt. In drei Monaten steht eine „VIP-Tour“ mit nur einer Teilnehmerin im Kalender der 59-Jährigen. Die Very Important Person ist Britta Biersch aus Erftstadt, sie ist von Geburt an blind.

Assistenzhund Eido ist mit von der Partie

An ihrem 57. Geburtstag, dem 19. September, fliegt Biersch von Frankfurt aus nach Spanien. Mit an Bord wird ihr Assistenzhund Eido (7) sein, ein Flat Coated Retriever. In Santiago de Compostela trifft sich die Erftstädterin mit Barbara Kossack, die in den Tagen zuvor mit einer Reisegruppe zum Kap Finisterre wandert.

Mit dem Taxi, so der Plan, fahren die beiden Frauen und Eido nach Sarria. Von dort brechen sie per pedes wieder in Richtung des berühmten Pilgerziels auf. „Das sind die klassischen 100 Kilometer, die man gehen muss, um die Compostela, die Pilgerurkunde, zu bekommen“, erklärt Kossack.

Ein aufgefalteter Pilgerpass mit zahlreichen Stationsstempeln.

In einem Pilgerpass sammeln die auf dem Jakobsweg Wandernden Stationsstempel.

Blind auf dem Jakobsweg – „die Idee hatte ich schon länger im Kopf“, erzählt Biersch. Mehrfach habe sie das Vorhaben verschoben, was auch eine Frage des Zutrauens gewesen sei. Sie hatte sich bei Blinden-Organisationen erkundigt, die aber ließen bei ihren Gruppenreisen keine Hunde zu. Über eine Bekannte, die vor zwei Jahren mit Barbara Kossack auf dem Jakobsweg war, kam schließlich der Kontakt nach Uckerath zustande.

Blind sein ist ein Handicap, aber kein Hindernis.
Britta Biersch

„Für mich ist das wirklich eine große Herausforderung – und sehr spannend“, sagt Barbara Kossack. Britta Wiersch beruhigt: Mit blinden Menschen umzugehen, sei nicht einfach, aber auch nicht schlimm. „Blind sein ist ein Handicap, kein Hindernis.“

Auf dem Jakobsweg wollen es die Frauen bewusst langsam angehen. Acht Etappen mit Längen zwischen elf und 20 Kilometern sind geplant und für die Übernachtungen Einzelzimmer in Hotels gebucht. Wegen Eido kommen die üblichen Pilger-Herbergen nicht in Frage. Ein Service bringt das Gepäck, darunter Hundefutter und Hundebettchen, von Station zu Station.

Eine religiöse Motivation treibt Britta Biersch, die als Physiotherapeutin in Erftstadt eine eigene Praxis betreibt, nicht an. Das Jakobsweg-Buch von Hape Kerkeling („Ich bin dann mal weg“) habe ihr gefallen, „das hat Neugier geweckt“.

Eine Jakobsmuschel mit rotem Symbol, gehalten von zwei Händen.

Britta Biersch ertastet eine Jakobsmuschel, wie sie die Pilger an ihren Rucksäcken tragen.

 Mit ihrer achttägigen Tour auf dem Jakobsweg will die 56-Jährige anderen nicht sehenden Menschen Mut machen und zu Spenden aufrufen. Dabei sei „die Angst zu versagen“ durchaus da. „Eine ausgesprochene Wandertante bin ich nicht“, gesteht Biersch. Barbara Kossack ist zuversichtlich: „Wir schaffen das, wir kommen an.“


Ihre Pilgerreise auf dem Jakobsweg verbinden Barbara Kossack und Britta Biersch mit einer Spendenaktion. Gesammelt wird für ein Projekt des gemeinnützigen Vereins „Sandbox“, den Kossack und ihr Sohn Chris (32) vor einem Jahr mitgegründet haben. „Sandbox“ unterstützt in Armut lebende Menschen in Südostasien.

Die Jakobsweg-Spenden sollen Kindern mit Augenleiden in Indonesien, Insel Lombok, zugutekommen. Das Geld werde zu 100 Prozent für diesen Zweck verwendet, versichert Kossack, die auch im Hennefer Missionskreis engagiert ist, und viel Erfahrung mit internationalen Hilfsprojekten hat. Wer spenden will, findet ein Formular auf der Sandbox-Internetseite.

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