Troisdorf – Der Sieger stand schon vor dem Anpfiff fest. Zumindest konnte man den Eindruck gewinnen, als Olaf Schiemann den Fußball-Abend auf den Spicher Höhen einläutete. Der Stadionsprecher begrüßte die knapp 400 Zuschauer zum Verbandspokal-Viertelfinale „zwischen dem 1. FC Spich und dem 1. FC Spich“. Auch wenn der Vize-Geschäftsführer seinen Versprecher prompt korrigierte, stand dieser sinnbildlich für einen selbstbewussten Auftritt des Landesligisten. Denn der Außenseiter blendete den eine Klasse höher spielenden Gegner FC Pesch regelrecht aus und vertraute stattdessen auf sein eigenes Können.
Aachen als Wunschgegner
Der Lohn war ein 3:1 (1:0)-Erfolg, der Spich nun vom großen Los träumen lässt. „Ich wünsche mir den Regionalligisten Alemannia Aachen fürs Halbfinale“, sagte Trainer Stefan Bung. „Das ist der Verein mit der größten Tradition und Fanbase. Außerdem wären die Zuschauerränge dann komplett in Schwarz-Gelb getaucht.“ Der 1. FC Spich hat für Ostersamstag bereits das Aggerstadion reserviert – für den Fall, dass eine Austragung im Waldstadion nicht genehmigt wird.
Bungs Wunschgegner Aachen muss sein Viertelfinale in Freialdenhoven (23. März) allerdings erst noch gewinnen. Auch die Partie zwischen dem Mittelrheinligisten 1. FC Düren und dem Regionalligisten Fortuna Köln (6. April) steht noch aus. Neben Spich hat lediglich der FC Viktoria Köln (3. Liga) sein Halbfinal-Ticket bereits gelöst.
Fest steht: 55 Jahre nach dem historischen Gewinn des Verbandspokals ist der 1. FC Spich „nur“ noch zwei Siege entfernt von einem erneuten Triumph. Dieser wäre gleichbedeutend mit dem Einzug in den DFB-Pokal. „Wenn uns das gelingt und wir dann auch noch den 1. FC Köln zugelost bekommen, beende ich sofort meine Trainerkarriere“, sagt Bung als glühender FC-Anhänger. „Man soll schließlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Aber im Ernst: Die Jungs haben schon jetzt Unglaubliches geleistet.“
Püttmann trifft und legt vor
Im Duell mit Pesch hatte das Team den Appell des Fußball-Abteilungsleiters Axel Linden („Ich will keinen Angsthasenfußball sehen“) von Beginn an beherzigt. Nach neun Minuten bediente Tim Klein seinen Sturmpartner Lukas Püttmann mit einem schnell ausgeführten Einwurf und der Torjäger schloss eiskalt ab – 1:0. Kurz darauf hatte der 30-Jährige den zweiten Treffer auf dem Fuß, doch sein Lupfer strich hauchdünn am Pfosten vorbei.
Nach dem Wechsel erhöhte Pesch den Druck, aber Keeper Dennis Pastoors bewahrte die Heimelf gleich zwei Mal vor dem Ausgleich. Auf der Gegenseite war es Püttmann, der nach einem klugen Rückpass von Sebastian Witt erneut zur Stelle war – 2:0 (68.). In der 80. Minute bewies der Doppeltorschütze auch sein Auge für die Mitspieler: Nach Püttmanns Querpass grätschte Klein den Ball zum 3:0 über die Linie. Das 1:3 (89.) diente nur noch der Statistik.
Neben Püttmann adelte Bung vor allem seine Doppel-Sechs um Fabian Welt und Amir Kukavica. Beide hätten den Pescher Schlüsselspieler Iskender Papazoglu „regelrecht aufgefressen. Wir haben dem Gegner heute den Spaß geraubt und selbst richtig guten Fußball gezeigt.“ So gab es hinterher für alle „eine Eins plus mit Sternchen“ – und einen trainingsfreien Donnerstag. Schon am Sonntag wird es allerdings wieder ernst, wenn man den FV Bonn-Endenich zum Rückrundenauftakt empfängt. Der schwierige Spagat zwischen Liga-Pflicht und Pokal-Kür geht weiter.