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2G-Plus in FitnesscenternStudios im Rhein-Sieg-Kreis beklagen Umsatzrückgang

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Seit dem 28. Dezember gilt in Fitnessstudios die 2G-plus-Regel.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Besucher von Fitnessstudios sind geimpft oder genesen, die Geräte werden regelmäßig desinfiziert, moderne Luftfilteranlagen sorgen für Frischluftzufuhr. Und dennoch müssen Besucher seit dem 28. Dezember zusätzlich einen negativen Corona-Schnelltest vorlegen. Bei den Betreibern sorgt 2G plus für Unverständnis, sie beklagen finanzielle Einbußen.

Sportpark Am Kreuzeck in Sankt Augustin-Niederpleis

Zwei Mitglieder einer Betriebssportgruppe schwitzen in einem der beiden Squash-Räume im Sportpark Am Kreuzeck, in der großen Halle spielen vier weitere Badminton. Sie alle haben sich zuvor testen lassen müssen.„Unser Vorteil ist, dass ein Testzentrum direkt gegenüber liegt. Wir haben bisher kaum jemanden weggeschickt und wenn, kamen alle wieder“, schildert Gabi Schröder, die das Sport-Center gemeinsam mit ihrem Sohn Thorsten betreibt.

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Thorsten Schröder vom Sportpark Am Kreuzeck in Sankt Augustin kontrolliert einen Test.

Am Anfang habe sie die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen: Jetzt noch eine Testpflicht für die Besucher, wie soll das nur werden? Die Gäste zeigten aber Verständnis. „Wir haben es uns schlimmer vorgestellt.“ Glücklich sind die Betreiber über die neue Regelung jedoch nicht: „Es sind nicht die Bestandsmitglieder, die kündigen. Die paar Impfgegner sind verkraftbar“, sagt Gabi Schröder. Doch verzeichne das Studio keine Neuanmeldungen mehr.

„Gerade um den Jahreswechsel schließen die Leute Verträge ab, weil sie etwas für ihren Körper tun wollen. Das ist die stärkste Zeit für Fitnessstudios“, ergänzt ihr Sohn.

Generell erachten die beiden die Auslegung der Regeln als nicht nachvollziehbar: „Wer nur zugucken will, braucht keinen Test. Sobald jemand einen Schläger in die Hand nimmt, schon“, sagt Thorsten Schröder und fügt hinzu: „Wir bieten ja auch Reha-Kurse an. Wenn die in irgendwelchen medizinischen Gesundheitszentren stattfinden, brauchen die Leute keinen Test. Läuft der gleiche Kurs bei uns, brauchen sie einen, weil wir ein Fitnessstudio sind.“

Sportstudio Aggertal in Lohmar-Donrath

Das Sportstudio Aggertal ist eine Institution, es besteht seit 39 Jahren. Die Testpflicht für geimpfte und genesene Gäste macht auch Geschäftsführer Fabian Becker zu schaffen. „Wir mussten dann alle Kurse absagen, weil gemeinsames Sportausüben nicht möglich ist. Wir dürfen auch keinen Selbsttest anbieten.“ Mehr noch: „Der Schnelltest ist ja 24 Stunden gültig. Das heißt, ich muss die Gäste zur angegebenen Zeit rauswerfen, wenn sie mit einem Test vom Vortag kommen. Das habe ich mit dem Ordnungsamt abgeklärt“, sagt er.

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Fabian Becker vom Sportstudio Aggertal in Lohmar wünscht sich 2G zurück.

„Wir waren auch mit 3G und 2G nicht wirklich glücklich, mittlerweile wünschen wir uns aber 2G zurück – das ist wie an der Tankstelle, wo man froh ist, wenn der Liter Super mal 1,60 Euro kostet“, ergänzt er.

In den ersten Tagen mit 2G plus seien deutlich weniger Menschen gekommen. Das nächste Testzentrum befindet sich an der Jabachhalle, rund zwei Kilometer entfernt. „Gestern war eine ältere Dame hier, die nichts von der Testpflicht wusste und in Tränen ausgebrochen ist, weil sie extra mit dem Bürgerbus gekommen ist“, schildert Becker.

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„Die Flexibilität, an sieben Tagen die Woche trainieren zu gehen, geht verloren, wenn man vorher erst zum Test muss.“ Die Gäste seien frustriert, weil selbst die Booster-Impfung nicht zähle. Bereits bei der Einführung der 3G-Regel seien viele abgesprungen, 2G plus verschärfe die Lage. Um dem entgegenzuwirken, biete das Studio kostenfreie Vertragsaussetzungen an. „Die Umsatzeinbußen sind noch unklar.“

Am meisten ärgert Becker, dass die neue Luftfilteranlage, die er für viel Geld einbauen ließ, ihm nicht hilft: „Das Gerät filtert Aerosole und CO2-Moleküle heraus.“ Wie hoch die Werte gerade sind, können die Mitglieder auf der Homepage einsehen. „Ein Wert zwischen 0 und 75 Mikrogramm pro Kubikmeter gilt als exzellent – wir liegen bei 1“, sagt Becker resigniert, der trotz allem Verständnis für die Maßnahmen hat. „Wichtig ist ja, dass es allen gut geht und sich niemand infiziert.“