Ein ausgebauter, beheizbarer Bauwagen bietet einen alternativen Rückzugsort.
Draußen bei Wind und WetterEltern eröffnen Windecker Waldkindergarten
Zwei bunte Bauwagen stehen am Waldrand an einer Blumenwiese, der Blick geht in die Ferne, die Sonne scheint – ein Tag wie aus dem Bilderbuch – entsprechend ausgelassen war die Stimmung beim offiziellen Eröffnungsfest der „Windecker Waldlinge“ unter Trägerschaft des gleichnamigen Vereins. Im Waldkindergarten ist vieles ein wenig anders als im Regelkindergarten. Die Kinder erleben alle Jahreszeiten hautnah.
Ein ausgebauter, beheizbarer Bauwagen bietet einen alternativen Rückzugsort, allerdings nicht für alle Kinder. Gespielt wird auch bei Kälte und Regen an der frischen Luft. Dem Waldkindergarten stehen sowohl staatseigene Wald- und Grünflächen als auch eine Pachtfläche des Herchener Ehepaars Mary und Christoph Kölschbach zur Verfügung. Anna Merk, Benjamin Parting und Matthias den Hollander vom Vorstand der Elterninitiative begrüßten kleine und große Gäste und gaben einen kurzen Rückblick.
Naturmaterial als Spielzeug
Entstanden war die Idee zum Waldkindergarten aus einer befreundeten Elternschaft heraus. „Wenn wir am Anfang gewusst hätten, wie viel Bürokratie auf uns zukommt, hätten wir den Schritt vielleicht nicht gewagt“, räumte Matthias den Hollander ein: Bauantrag, Landschaftsschutz- und Hygienekonzept, Investitionsantrag – eine Menge Hürden, die die Initiative zu nehmen hatte. „Wir haben für eine gute Hand voll Menschen den Samen gelegt und die volle Unterstützung von Bürgermeisterin Alexandra Gauß bekommen.Jetzt sehen wir glückliche Kinder“, stellte Kollege Parting fest.
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Alexandra Gauß lobte die Hartnäckigkeit des Gründerteams und wünschte der Elterninitiative eine lange Erfolgsgeschichte. Die 16 „Waldlinge“ im Alter zwischen drei und sechs Jahren tobten da längst mit Geschwistern und Freunden ausgelassen durchs vertraute Waldterrain. Bunte Bänder, Mobiles, Kleiderständer aus Ästen, die an Bäume gebunden sind, Häuschen, Seile, Naturmaterialien sind ihr Spielzeug. Ausnahme ist eine gute „Spezialisten-Ausrüstung“ für Forscher, Entdecker, Handwerker und Lebenskünstler, also Schaufel, Eimer, Schubkarre, Lupe, Becher, Fernglas.
Anna Merk nennt Gründe, warum manche Eltern das Konzept dem Regelkindergarten vorziehen: „Die Lautstärke, ein zu kleiner Betreuerkreis, zu große Gruppen, häufig wechselnde Erzieher sind nicht für jedes Kind passend“, erläuterte Merk. „Wir sind nicht gegen den Regelkindergarten, uns geht es darum, eine Vielfalt herstellen. Unser Konzept passt auch nicht für jedes Kind.“ Das Erleben der Jahreszeiten nehmen die Kinder meist gelassen.
Bittere Kälte sei schlimmer als andauernder Regen, bekommt Corinna Neukirchen als Rückmeldung von ihnen. Sie ist eine von drei Pädagoginnen, die von einer Ergänzungskraft und einer Aushilfe unterstützt werden. „Der Wald bietet Raum und Stille, allein das Blätterdach hat eine beruhigende Wirkung“, berichtet Neukirchen. Die Kinder bewegten sich an der frischen Luft und erlebten die Unmittelbarkeit der Natur.
Ausgebildete Naturpädagogen
„Herkömmliches Spielzeug gibt es nicht, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So können sie sich ewig auf der Blumenwiese beschäftigen.“ Gearbeitet wird bedürfnisorientiert. Ansteckend sei die Begeisterung der Kinder, etwa wenn es gelte, einen Baumstumpf in einen Bagger zu verwandeln, oder wenn der größte Regenwurm der Welt gefunden werde. Zurzeit lässt sich noch zur Naturpädagogin ausbilden. „Waldling“ Anouk kennt wie die alle anderen auch die Wiesen- und Waldkräuter, weiß, welche essbar sind.
Ebenso erforschen die Kinder Käfer, Insekten und Tierlosung, sprich: Köttel. „Wir lernen selbst auch viel von unseren Kindern“, betonte Parting und sprach von den „weltmeisterlichen Fähigkeiten“ der Kinder, die kletterten wie die Äffchen, Gefahren und Fähigkeiten gut einschätzten und viel vom „Kinderhandwerk“ verstünden. Auf der Elternwunschliste stehen derzeit ein Solarmodul für die Außenbeleuchtung und Regenschutz. Parting: „Wir haben bislang nur eine Plane, wir möchten ein Zelt oder eine Jurte anschaffen.“