Haus Tannenhof in Windeck erfüllt alle Auflagen, ist ausgelastet und dennoch gefährdet. Die Pflegesätze reichen nicht aus, sagt der Inhaber des Altenheims.
Tannenhof schreibt rote ZahlenWindecker Altenheimbetreiber sieht Versorgung in Gefahr
„Ganz schnell“ müsse sich etwas ändern, sagt Diethelm Land. Der 63-Jährige führt das Haus Tannenhof in Windeck-Herchen, ein Alten- und Pflegeheim, dem der wirtschaftliche Niedergang droht – „ohne eigenes Verschulden“, wie Land betont. Ein wesentliches Problem sind nach seinen Worten die nicht auskömmlichen Pflegesätze. „Wir schreiben rote Zahlen.“
In der freien Wirtschaft könne man die Preise anpassen, sagt Land. „Wir aber sind auf das Wohlwollen der Pflegekassen und der Sozialhilfeträger angewiesen.“ Vor allem die Sachkosten liefen den Heimen davon. Wie teuer das Einkaufen geworden sei, wisse jeder, doch seit einem Jahr gebe keine Anpassung durch die Pflegekasse.
Zurzeit werden wieder Pflegesatzverhandlungen geführt. Haus Tannenhof ist dem Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe angeschlossen, der mit dem Verband der Ersatzkassen und dem Landschaftsverband die Sätze aushandelt. Alle Verzögerungen und Zahlungsverzüge der Sozialhilfeträger, mitunter bis zu acht Monaten, gingen zulasten der Einrichtungen, beklagt Land.
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Haus Tannenhof im Herchener Ortsteil Übersehn war ehedem ein Hotel mit Restaurant. Das Gründerpaar Heinrich und Lieselotte Land entschloss sich zum Umbau in ein Altenheim, das 1991 mit 36 Betten in 15 Doppelzimmer und sechs Einzelzimmer eröffnet wurde. Anfang 1996 hat Diethelm Land den Betrieb von seinen Eltern übernommen. Mit Tochter Nadine Viehof (40), gelernte Fachkraft mit absolvierter Weiterbildung zur Pflegedienstleiterin und Heimleiterin, steht bereits seine Nachfolgerin in den Startlöchern.
Der gesetzlichen Bestimmung, mindestens 80 Prozent der Betten in Einzelzimmern vorzuhalten, wollte das Familienunternehmen zunächst durch einen Neubau mit 47 Zimmern nachkommen. Der Bebauungsplan sei bereits entsprechend geändert worden, berichtet Land. „Dann kam Corona.“ Ursprünglich habe er mit einer Investition von 5,2 Millionen Euro gerechnet, jetzt würde ein Neubau acht bis neun Millionen Euro kosten.
Altbau für Dreiviertelmillion Euro saniert und umgebaut
Die Lands griffen zu Plan B: Sie steckten nach eigenen Angaben eine Dreiviertelmillion in das bestehende Gebäude. Haus Tannenhof wurde saniert, renoviert und mit neuer Brandschutztechnik ausgestattet. Auch Umbauten waren nötig. Die Zahl der Betten ging zurück auf 23, die nun in 17 Einzelzimmern und nur noch drei Doppelzimmern stehen. Damit, so Land, seien zum 1. August 2023 alle Auflagen erfüllt gewesen.
Der 2022 eingeführten Tarifpflicht (Land: „Von der Politik gefeiert, aber wir bleiben auf den Mehrkosten sitzen“) sei man durch Anschluss an den NRW-Durchschnittstarif nachgekommen. Sein Personal – heute insgesamt 30 Mitarbeitende – hat der Betrieb trotz Reduzierung der Betten gehalten. Leerstand aufgrund von Pflegekräftemangel wie in anderen Einrichtungen gebe es im Haus Tannenhof daher nicht.
Steigender Pflegebedarf: Täglich acht bis zehn Anfragen
Auch die Auslastung stellt kein Problem dar. Vielmehr gibt es Wartelisten. „Sie bekommen täglich acht bis zehn Anfragen“, berichtet Nadine Viehof von einem zunehmenden Bedarf. Die finanzielle Situation gefährde die Versorgung der Pflegebedürftigen, sagt Diethelm Land und hat dabei nicht nur die eigene Einrichtung im Blick. „Wir brauchen dringend verlässliche Lösungen und einen Gewinn- und Wagniszuschlag, bevor alles den Bach runtergeht.“
Der Windecker will trotz aller Schwierigkeiten nicht aufgeben. Um Verantwortliche „wachzurütteln“, hat er im Februar verschiedene Politiker angeschrieben, darunter NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann. Eine Antwort gab es bisher nicht.
Der Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe (VDAB) bestätigt Lands Befürchtungen: „Allein im Jahr 2023 haben mehr als 50 Pflegeunternehmen im VDAB ihren Betrieb geschlossen.“ Das sei ein trauriger Rekord. In der ganzen Branche kämen immer mehr Pflegeeinrichtungen in wirtschaftliche Schieflage. „Derzeit erleben wir viele desillusionierte Inhaberinnen und Inhaber.“
Stephan Baumann, Bundesvorsitzender des VDAB: „Den Pflegeunternehmen läuft die Zeit davon. Sie können nicht mehr auf langwierige Reformen warten.“ Zu den Forderungen des Verbandes zählt die Refinanzierung aller Personal- und Sachkosten sowie die Einhaltung von Zahlungsfristen seitens aller Kostenträger.