Windeck – Wenn sich wertvolle Gegenstände oder Autos schon nicht in vollem Umfang vor Diebstahl schützen lassen, dann müssten sie wenigstens schnell wieder aufzuspüren sein. Mit dieser Idee starteten zwei Studenten vor zehn Jahren eine eigene Firma. Heute hat PAJ, das Start-up von Jakob Lindner und Alexander Sarellas, 26 Mitarbeiter. Im Herbst wurden die frisch renovierten Räume in der ehemaligen Gaststätte Hurster Hof bezogen. Von dort aus wird der Handel mit GPS-Trackern und den dazu gehörenden Apps weltweit organisiert.
Tracker helfen gestohlene Autos aufzuspüren
Als Jakob Lindner und Alexander Sarellas ihre Geschäftsidee entwickelten, studierten sie beide am Campus Sankt Augustin der Fachhochschule Rhein Sieg. Geschäftsräume anzumieten war für die Studenten keine Option. Stattdessen bezogen sie bei Lindners Eltern in Windeck-Rosbach einen leerstehenden Raum. Der wurde dann so etwas wie die legendäre Garage, in der Bill Gates Microsoft gegründet haben soll.
In der Rosbacher Kirchstraße entwickelten Lindner und Sarellas – er kommt aus dem ebenfalls ländlichen Bad Münstereifel – ihr Start-up weiter. Nicht nur den Standort gestohlener Autos, Oldtimer, Gemälde oder Schmuckschatullen verraten die Tracker der in Windeck entwickelten App. Ein Anwender versteckte sie in gefälltem Holz, um Diebe zu überführen. Im Einsatz sind die Tracker auch in Firmenwagen. Für das optimierte Management eines Fuhrparks kann die gefahrene Strecke bis zu 100 Tage gespeichert werden.
Produziert werden die PAJ GPS Tracker aus Windeck in China. Die kleinsten sind so groß wie ein Autoschlüssel, die größeren mit einem Smartphone vergleichbar. „Den Unterschied macht der Akku und damit die Akku-Leistung“, erklärt Alexander Sarellas, der das Unternehmen mit Jakob Lindner gründete. In Hurst wird jeder Tracker mit der PAJ-Software versehen. Dann verlassen sie Windeck wieder, unter anderem Richtung Deutschland, Italien, Spanien, Frankreich, Österreich, und Schweiz.
Elektronikmärkte verkaufen die Geräte ebenso wie Onlinehändler. In den USA gibt es seit 2020 PAJ-GPS-Kunden. „Demnächst wollen wir in Indien Fuß fassen“, verrät Lindner.
Aber auch Menschen und Hunde können sie tragen: Senioren und Kindern böten die Tracker mehr Bewegungsfreiheit, berichten die Entwickler. Demenzkranke zum Beispiel müssten nicht ständig begleitet werden. Wenn sie einen zuvor festgelegten Radius rund um das Wohnhaus verließen, melde sich die App. Die Bezugsperson könne dann schnell entscheiden, was zu tun sei. Auch entlaufene Hunde sind mit GPS-Tracks schnell zu finden. Außer Aktionsradien können Tabuzonen definiert werden. Auf dem eigenen Mobiltelefon, Tablet oder PC werde bei Bedarf angezeigt, wo sich Tracker und Tier aktuell befinden. Zudem sind zurückgelegte Wege abrufbar.
Im neuen Firmensitz in Hurst fühlen sich die beiden Geschäftsführer und ihr Team wohl. Wo bis vor anderthalb Jahren die Theke des Hurster Hofes stand, richteten sie ein Empfangsbüro mit einer kleinen Ausstellung ein. Im Saal dahinter haben Lager und Vertrieb Platz gefunden. Auf der Bühne, wo vor vielen Jahren die Hobbybühne Hurst ihre ersten Auftritte hatte, drehen Auszubildende gerade einen Image-Spot.
Dort und in den ehemals ersten Rängen soll für die Mitarbeiter Platz zur Entspannung mit Sofas, Tischtennisplatte und Kicker bleiben. Wer morgens mit dem Rad zur Arbeit auf den Hurster Höhen gestrampelt ist, kann im eigenen Büro duschen. Die ehemaligen Hotelzimmer haben ihre Nasszellen behalten. „Wir wollen, dass unsere Leute gern zur Arbeit kommen und Spaß daran haben“, erklärt Betriebsleiterin Christin Meyer. Wie ihre Chefs ist sie überzeugt, dass das auch die Produktivität steigert.
Homeoffice ist in Coronazeiten auch bei PAJ GPS angesagt. Rein technisch sei das kein Problem. Allerdings fehle der kreative Austausch in der Teeküche oder bei obligatorischem Obst, Keksen oder Schokoriegel auf dem Flur, bedauert Sarellas. Schon jetzt freue sich die Belegschaft aufs Feierabendbier auf der verbliebenen Kegelbahn.