Windeck – „Man müsste mal Zeit haben.“ Das dachten sich Barbara und Jürgen Funke jedes Mal, wenn sie durch Deutschland, Österreich und Italien bis in den Absatz des Stiefels nach Apulien fuhren – Zeit, sich die Landschaft einmal näher anzuschauen. In diesem Jahr haben sie sich die Zeit genommen und sind mit ihren E-Bikes 1973,6 Kilometer bis zu ihrem geliebten Ferienort Avetrana geradelt. Rund 1000 Bilder haben sie mitgebracht, und wenn sie berichten, vergeht die Zeit wie im Flug.
„Freunde haben prophezeit, dass wir mit Glück bis ins Allgäu kommen würden“, erinnert sich Barbara Funke. Sechs Wochen hat sie die Tour nach Apulien mit Hilfe der Navigationsapp Komoot geplant. „1800 Kilometer – möchten Sie eine Mehrtagestour planen?“ hatte die App gefragt. Funkes wollten. 25 Tagestouren wurden es schließlich. Der Startschuss fiel am Testzentrum des DRK in Rosbach, „zwei Wochen nach der zweiten Impfung“, berichtet der Windecker Ex-Bürgermeister. Der tägliche Test gehörte dann trotz Impfung zum Tagesablauf.
Auch dass Funkes zwischen Stuttgart und Günzburg ein Stück mit dem Zug fuhren, war der Pandemie geschuldet. „Wir hatten alle Unterkünfte gebucht, aber stets mit Storno-Recht“, berichtet Barbara Funke. Abends wurden jeweils die Inzidenz-Zahlen der nächsten Etappe eingeholt und dann entschieden, wie es weiter gehen würde.
Über die Alpen folgten die beiden Windecker dem Radweg der Via Claudia Augusta von der Donau durch Österreich bis ins Po-Delta. „In Deutschland war das gut ausgeschildert, in Österreich etwas weniger gut“, beschreibt der 62-jährige Funke. Die besten Radwege aber habe es in Italien gegeben. In den Städten seien mindestens Fahrradstreifen auf den Straßen markiert und außerhalb breite Wege angelegt. Beeindruckt waren die Radfahrer auch von ehemaligen Bahnstrecken. Da würden an der Adria noch die Tunnel hergerichtet, berichten sie.
Dass sie von der App auch auf schmale Pfade geführt wurden, die vor einer Mauer endeten, und dass einzelne Unterführungen nur gebückt zu passieren waren, fällt da weniger ins Gewicht.
Schon in den den Alpen erfuhren Funkes, dass mancher Anstieg trotz Unterstützung durch den Elektromotor eine Herausforderung ist. Ein steiler Pass war für Radfahrer gesperrt, stattdessen wurde ein Shuttle angeboten. Mindestens zwei Mal legte Jürgen Funke 20-Prozent-Anstiege gleich zweimal zurück. Beim zweiten Mal schob er – ganz Gentleman – das Rad seiner Frau.
Glück hatten die Windecker auf ihrer Tour nach Apulien nicht zuletzt mit dem Wetter. Zwei Mal habe es geregnet. Das sei kein Problem gewesen. Im Übrigen hätten sie sich auf alle Temperaturen vorbereitet. „Wir haben uns nach dem Zwiebelprinzip gekleidet“, erzählt Barbara Funke. Und weil auf den Gepäckträgern nicht viel Platz war, lernten die Radfahrer auch gleich die Vorzüge von Waschsalons kennen.
Körperlich haben Funkes die Herausforderung gut überstanden. Stürze blieben aus. Gegen Schwielen half Hirschtalg. „Wir haben ein paar Kilo in Italien gelassen und weitere in Muskel umgewandelt“, meint die 59-Jährige. Familie, Freunde und Bekannte haben die Windecker während der fast vier Wochen per Whatsapp live verfolgen können. Aus diesem Kreis kam dann auch die Anregung, die Erfahrungen aufzuschreiben und zu veröffentlichen.
Ihre nächste Tour haben Funkes schon im Blick. Erst einmal müssen sie die Fahrräder mit dem Auto in Italien abholen. Per Flugzeug wäre das teuer geworden. Dann soll es an die Ostsee und weiter nach Ostfriesland gehen. Fest steht schon jetzt, dass die Etappen kürzer sein sollen. 90 bis 110 Kilometer am Tag seien zu viel, auch der schönen Landschaft wegen. „Mehr als 60 Kilometer sollten es nicht sein“, legt sich Jürgen Funke fest.