Verzichten mussten die Zuschauer in diesem Jahr auf Nutscheid Forest Pipe Band, die beim Heavy-Metal-Festival „Wacken“ die Bühne rockte.
Meisterschaft„Highland Games“ verwandeln Leuscheider Höhen in Windeck in schottisches Dorf
Andrea Riedel, Christine Parker und Christel Scholl gehören zwar keinem Clan an, aber die Frauen wissen, was sich für gute Gastgeberinnen gehört, deshalb tragen sie rot-schwarz karierte Schottenröcke mit einer silbernen Kette, schwarze T-Shirts und schwarze Strümpfe. Im Dienste des Sportvereins Leuscheid, SVL, „füttern“ sie bei den 3. Leuscheider Highland Games an zwei Tagen Zuschauer und Teilnehmer. Besonders im Blick haben sie die weibliche und männliche Elite der Lightweight-Europameisterschaft 2024, damit die ordentlich etwas auf die Rippen bekommen.
Der Beginn des zweitägigen Wettbewerbs, an sich top vom SVL organisiert, verzögert sich ein wenig. Nicht alles läuft so, wie die Hauptorganisatoren sich das wünschen. Martin Tim Kuhne, der Leuscheider Trainer der Abteilung Highland Games, organisiert mit seiner Frau Mollie Hoss-Kuhne, ebenfalls Teilnehmerin, den sportlichen Part. Der SVL-Vorsitzende Jürgen Gansauer kümmert um das Rahmenprogramm. Die Nutscheid Forest Pipe Band, die schon zur Weltmeisterschaft der Damen vor zwei Jahren sowie im vergangenen Jahr zur Deutschen Meisterschaft der Damen und Herren mit Dudelsackeinlagen für das perfekte schottische Feeling gesorgt hatten, fehlen diesmal.
Nutscheid Forest Pipe Band musste wegen Wacken-Auftritt absagen
Was ist passiert? Die atemberaubend schöne landschaftliche Location auf den Leuscheider Höhen, unterhalb vom Raiffeisenmarkt, hatte in den Jahren zuvor so für Furore gesorgt, dass auch die Piper aus dem Bröltal ins Glanzlicht gerieten. Prompt hatten die diesmal schon einen Termin im Kalender: Wacken! Das größte Heavy-Metal-Festival der Welt in Wacken war schneller gewesen als der SVL und hatte die Dudelsackband an dem Tag verpflichtet.
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So läuft hinter der Flagge vom Clan der MacPherson mit Musik vom Band die Teilnehmerschaft des ersten Tages, die acht weiblichen und zehn männlichen Leichtgewichte (Damen dürfen 70,3 Kilogramm, Herren 90,7 Kilogramm wiegen), die sich für die Europameisterschaft qualifiziert haben. Außerdem trifft die „Speerspitze“ aufeinander, die internationale A-Heavy Klasse Herren (1. Bundesliga), die schwergewichtigen Topathleten. Schweiz, Island, Tschechien, Niederlande, Frankreich, aus Schottland, Island und Deutschland sind vertreten.
Acht Disziplinen sind zu durchlaufen. Mit der Urdisziplin, dem Steinstoßen beginnt der Wettbewerb. Beim Open Stone (7,5 Kilogramm) dürfen verschiedene Techniken für den Wurf angewandt werden, bei Braemer Stone (10 Kilogramm) wird aus dem Stand geworfen werden. Leichter und schwerer Scottish Hammer, das leichte und schwere Weight for Distance (Weitwurf) und Weight over Bar (mit einer Hand das Gewicht über die Messlatte werfen) und als Höhepunkt Caber Toss, Baumstamm werfen.
Mike Gisella ist mit 18 Jahren der jüngste Teilnehmer in Windeck
„Die Highland Games verbindet man gerne mit kraftstrotzenden Leuten, aber es können auch Leute die Sportart ausüben, die augenscheinlich nicht schwer sind und Normalgewicht haben“, berichtet Jan Focken aus Kerpen. Der 37-Jährige ist ein solches Leichtgewicht. „Durch meinen Arbeitgeber, die Stadt Kerpen, kam ich zu der Randsportart. Wir haben als offenes Team 2019 an einem Event teilgenommen und hatten so viel Spaß. Dann habe ich mit dem Training bei der Kerpener Spielvereinigung BBT begonnen.“ Sein Ausgangsgewicht war damals 69 Kilogramm. Ein Mitstreiter erzählt später: „Focken kam dreimal die Woche zum Training, er hat sich in zwei Jahren so stark verbessert, dass er sich für die EM qualifizieren konnte.“
Focken, der sich aktuell auf 85 Kilogramm hochtrainiert hat, freut sich besonders darauf einige Leute ärgern zu können. „Eric Lineck und Günther Abels von den Nettetaler Highlandern, sind meine engsten Konkurrenten. Es macht Spaß sich zu messen, erfolgreich zu sein. Aber wir freuen uns auch über die Erfolge des anderen und unterstützen uns. Wir sind eine große internationale Familie“, sagt er und zieht ins „Schlachtfeld“.
Mike Gisella von den Dormagen Black Mills Knights ist mit 18 Jahren der jüngste Teilnehmer. Er war Teamkämpfer, hat sich aber jetzt als Einzelkämpfer qualifiziert. Durch Freunde machte er Bekanntschaft mit dem Sport. Es ist seine erste Saison als Leichtgewicht mit 71,8 Kilogramm Gewicht. „Ich mag die Technik und die Kraft, und hier mag jeder jeden, es ist schön familiär. Familiär ist es auch bei Deniece Veenstra aus den Niederlanden, sie mag den Mix aus Bewegung und Kameradschaft. Die Zwanzigjährige wird immer von Mama Arda begleitet, die selbst auch den Sport betreibt.
Martin Tim Kuhne erlebt das erfolgreichste Jahr überhaupt
Für den SVL schleudern gerade Nele Grützner, Mollie Jo Hoss-Kuhne und Martin Tim Kuhne Steine durch die Luft. Für ihn ist es das erfolgreichste Jahr überhaupt. Bei der Weltmeisterschaft ist er in der offenen Klasse gestartet. „Es war ein extremes Rennen um den WM-Titel, ich bin Vierter geworden. Aber beim Caber Tossing (Baumstamm-Werfen) habe ich alle Rekorde gebrochen“, erzählt er freudig. „Noch nie hat ein Athlet das zweimal hintereinander geschafft, ich bin dreimal in Folge Champion geworden.“
Eingeführt hat er auch die Shut up an Throw League, deren Finale am nächsten Tag ausgetragen wird. Der Sieger dieser B-Heavy Liga gewinnt eine Reise zu den seit 175 Jahren traditionsreichen Bute Highland Games in Schottland, wo er antreten darf. Auch ein Masters Ü 40 und eine offene Damenklasse steht noch auf dem Programm und die Möglichkeit für Kinder und Erwachsene sich selbst einmal zu messen an den Gewichten.
So schneiden die Leuscheider Gastgeber ab
Europameisterschaft: Mollie Hoss-Kuhne musste nach der zweiten Disziplin verletzungsbedingt abbrechen. Nele Grützner belegte den vierten Platz. Martin Tim Kuhne gewinnt zum dritten Mal bei den Leuscheider Highland Games die Offene Klasse der internationalen A-Heavy Klasse.