Windeck – Frank Ginsberg übt sich gern in Geduld, wenn es um gute Tropfen geht. Mindestens drei Jahre muss er warten, so will es das Gesetz, bis sein selbst gebrannter Klarer im Eichenfass zur hellbraunen Rarität reift: Vom ersten Whisky aus Windeck, den Ginsberg kurz vor Weihnachten abfüllte, gibt es nur noch wenige Flaschen.
Der 54-Jährige öffnet einen Getreidesack, lässt die Körner durch die Finger rieseln. Zwei Sorten Gerstenmalz, eine hell, eine dunkel vom Eichenrauch, und eine Sorte Weizen werden in Wasser eingeweicht. Der Sud braucht Hitze, erreicht 70 Grad; die später auf rund 30 Grad abgekühlte Maische wird ins Gärfass gepumpt, mit Hefe versetzt, eine Woche vergoren und schließlich destilliert.
„Das ist dann ein Korn“, erklärt Ginsberg, studierter Bauingenieur, der sein Hobby längst zum Hauptberuf gemacht hat, sich durch Brennkurse im Kloster Neuburg und an der Uni Hohenheim weiterbildete und sich auch mal einen „alten Hasen“ ins Haus holte für den letzten Schliff. Er schenkt ein.
Das sehr starke, überraschend aromatische Getränk gleitet weich über den Gaumen. So kann Klarer schmecken? Eingereicht bei einem Wettbewerb, wurde dieses Destillat mit Silber prämiert, erklärt der Schnaps-Experte. Mit den üblichen Supermarkt-Produkten für ein paar Euro habe der wenig gemein, „die erinnern doch oft mehr an Spiritus“.
Der Hochprozentige muss nun, vermischt mit Wasser, reifen. Gewinnt Farbe und Geschmack, verliert aber Volumen. Bei der ersten Charge ging viel verloren, bedauert Ginsberg. 110 Liter schrumpften in dreieinhalb Jahren zu 60 Litern, was vielleicht am alten, schon etwas spröden Holzfass aus einer schottischen Destille lag.
Von der zweiten Charge soll sich nicht mehr so viel verflüchtigen. Sieben nagelneue Holzbehälter, die jeweils 50 Liter fassen, liegen bereit. Im alten, einst selbst renovierten Fachwerkhaus hat Ginsberg eigens dafür einen Zwischenboden eingezogen: „Wir haben ein Platzproblem.“
Parallel zum Gersten-Weizen-Whisky (in der Fachsprache Grain) experimentiert der Brenner erstmals mit Roggen, aus dem ein Fass Rye-Whisky werden soll, sein Sohn Jens Ginsberg, 28, und sein Freund Eckard Schlingmann, 60, gehen ihm zur Hand. Eine wichtige Rolle spiele das Wasser aus der Wahnbachtalsperre, das zwar mit fünf Grad schon recht weich ist, aber in Rosbach noch weiter enthärtet wird.
Ein guter Schnaps brauche Liebe, so der 54-Jährige, werde weder vermischt noch gezuckert. Zusätzliche Aromen können sich ganz zum Schluss in alten Sherry- oder Portwein-Fässern entfalten. Selbst im Glas lasse sich der Geschmack noch verändern, verrät der Experte. „Durch einige Tropfen Wasser wird der Whisky milder.“