Windeck – Einen so tollen Vortrag wie den von Willibert Pauels haben die Gäste der Windecker Kulturinitiative (Kiwi) schon lange nicht mehr erlebt: Urkomische Witze, zum Teil mit karnevalistischem Einschlag, dazwischen aber auch immer wieder nachdenkliche Passagen, die viele zum Überlegen brachten.
Der Diakon, dem der Spagat zwischen Kirche und Karneval hervorragend gelang, brachte 400 Gäste in der kabelmetal-Halle schnell in Stimmung. Von Kiwi-Chef Frank Christgen wurde Pauels als Höhepunkt der fünften Jahreszeit und unheilbarer Katholik angekündigt, und als solcher erwies er sich auch bei seinem Auftritt im Bermuda-Dreieck, wie er Windeck in Anspielung auf dessen geografische Lage nannte.
Der „Bergische Jung“, der aus Wipperfürth kommt, bestach vor allem durch zahlreiche Witze und Geschichten aus seinem reichen Repertoire. „Die Publikümer“ und auch der Humor seien unterschiedlich, meinte er und nannte als Beispiel: „Wenn jemand im Rheinland über Tische und Bänke springt, ist das normal, in Westfalen wird man dann stationär behandelt.“
Er berichtete von einem Mann, der nach einem Zechgelage in ein offenes Grab auf dem Friedhof fiel und dort von einem Besucher entdeckt wurde. Dessen Kommentar: „Wat für ne Döskopp, da lässt der sich doch die Kiste klauen.“
Auftritte nur noch dort, wo es schön ist
Willibert Pauels hatte vor seinem Auftritt im Windecker Ländchen an diesem Tag „nur“ drei weitere Termine in absolviert. Der 63-jährige Büttenredner zog sich schon seit einiger Zeit aus dem Profi-Karneval zurück, wie er erzählte. Weil der aber ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens ist, will er in Absprache mit seinen Ärzten nicht schlagartig aufhören, betonte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Er trete aber nur noch dort auf, „wo es schön ist, wie bei der Kulturinitiative in Schladern.“
Nach Windeck gelangte Pauels durch die Vermittlung einer Studienkollegin. Brigitte Hotsch-Schulz, die in Schladern lebt, hatte ihren alten Bekannten an die Sieg gelockt. Ihre Tochter ist zudem das Patenkind des Karnevalisten. (rö)
Witzemacher würden stets von politischen und religiösen Diktatoren verfolgt, sagte der Karnevalist, weil durch das Lachen die Angst besiegt werden könne. Lieder gibt es laut Pauels auch für Nichtgetaufte, wie das bekannte „Heidewitzka“. Für seine Witze sei er nie von Kardinal Joachim Meisner getadelt worden, berichtete der Diakon.
Auch Depressionen sind ein Thema
Der Wipperfürther, der auf der Bühne freimütig von seiner Depression erzählte, ging aber auch auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen ein. Früher gab es „Negerküsse“, berichtete er, heute heißen sie „Schaumgebäck mit Migrantenhintergrund“.
Ein Zeitgenosse erzählte seinem Bekannten, er habe Zucker. Auf dessen Nachfrage, wieso denn, spricht er von weißen Streifen in seiner Unterhose. „Dann hab’ ich Zimt“, stellt daraufhin der andere fest. Seine Witze feierte Pauels oft mal selbst und meinte zum Publikum: „Ich könnt mich fottschmieße!“ Dann verabschiedete er sich mit: „Es lebe das Kiwi, sät dr bergische Jung!“