Windeck – Mit einem Wechsel an der Spitze deutet sich bei der Bürgerkulturstiftung in Windeck ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel an. Das kündigte der designierte Vorsitzende des Stiftungsvorstandes, Jürgen Gansauer, im Gespräch mit dieser Zeitung an. Er begegnet damit seit Jahren anhaltender Kritik aus den Reihen der Stifter an der aktuellen Satzung der Stiftung und am Geschäftsgebaren der vergangenen Jahre.
„Wir haben laut Satzung keine Stimme“, weist Jürgen Orthaus auf einen der zentralen Kritikpunkte hin. Nach eigenen Angaben beraten von der Stiftungsaufsicht bei der Kölner Bezirksregierung, hatte die Initiatorin der Bürgerkulturstiftung, die ehemalige WDR-Redakteurin Gabriele Faust, seinerzeit eine Satzung gewählt, in der die Wahl des Vorstands einmalig durch die Stifterversammlung geschieht. Danach ergänzt sich das Gremium immer wieder selbst im Rahmen der Kooptation.
Ärger um Projekt Kabelmetal
Kritik hatte es vor allem gegeben, als nach heftigen Querelen 2014 zunächst Faust als Geschäftsführerin und schließlich die Stiftung als Institution die gemeinnützige Betreibergesellschaft der Halle Kabelmetal verließ. Obwohl die Förderung der Kultur generell und nicht allein der Betrieb von Kabelmetal als Stiftungszweck in der Satzung festgeschrieben ist, hatten offenbar viele Stifter ihr Geldr an die Bürgerkulturstiftung eng mit dem Projekt Kabelmetal verknüpft gesehen.
Inge Geisler von der Hobbybühne Hurst hatte früher schon einmal vorgeschlagen, die Stiftung aufzulösen und das Vermögen über die Gemeinde allen Kulturschaffenden in Windeck zukommen zu lassen. Erst einmal eine Prüfung durch die Kölner Stiftungsaufsicht und Akteneinsicht für die Stifter und überhaupt mehr Transparenz fordert seit Monaten der SPD-Politiker Dirk Bube und wird dabei von seinem politischen Gegner im Gemeinderat, Frank Ginsberg (CDU), unterstützt.
Stifterversammlung tagte selten
Statt wie vorgeschrieben jährlich, war zuletzt in größeren Abständen zu den Stifterversammlungen eingeladen worden. Kritiker seien herabgewürdigt und als „Krakeeler“ bezeichnet worden, wird berichtet.
Anfragen bei der Kölner Bezirksregierung seien ins Leere gelaufen. Auch Fragen dieser Zeitung wurden von der Aufsicht nicht befriedigend beantwortet. Die Stiftungsaufsicht beruft sich bei weitergehenden Auskünften auf die Verschwiegenheitspflicht zu Informationen über die Stiftung.
Verbindung zu Firma der Stiftungsinitiatorin
„Transparenz, Demokratie und Effizienz sind in der Bürgerkulturstiftung Fremdworte“, meint der ehemalige Windecker Bürgermeister Udo Scharnhorst. Unklar ist den kritischen Stiftern zudem die Verbindung zwischen Stiftung und Fausts Firma Faustmedia, die bei mindestens einer Veranstaltung als Mitveranstalter aufgetreten ist.
Gabriele Faust will zum Thema Kulturstiftung nicht mehr befragt werden. Das teilte sie der Redaktion schriftlich mit. Sie sei als Vorsitzende zurückgetreten, Jürgen Gansauer ihr Nachfolger. In Windeck werde sie sich nicht weiter engagieren, sagte Faust im Gespräch mit der Redaktion.
An der Schelte gegen seine Vorgängerin will sich Gansauer nicht beteiligen. Dass er in der Vergangenheit andere Wege gegangen wäre, räumte der FDP-Mann indes ein. Auch die Konstruktion der Satzung sei für eine Bürgerstiftung nicht optimal. „Ich möchte das offen und transparent führen“, kündigt er an.
Schon Anfang September will sich Gansauer wegen einer Satzungsänderung, die Stiftern mehr Mitsprache ermöglicht, mit Kritikern treffen. Inzwischen werde die Stifterliste vor allem bezüglich der Adressen aktualisiert.
Jahresabschlüsse 2016 und 2017
Für Anfang Oktober kündigt Gansauer die Jahresabschlüsse 2016 und 2017 an. Alle übrigen könnten den Stiftern jederzeit vorgelegt werden. Auch die Kosten des Rechtsstreits, den Faust gegen Kabelmetal geführt habe, könnten von Stiftern eingesehen werden. Bezahlt worden sei der aus dem Stiftungsvermögen, erklärte Gansauer auf Nachfrage.
Dem Stiftungsvorstand, dessen Besetzung in den vergangenen Jahren mehrfach wechselte und den einige Windecker nach mehr oder weniger langer Mitarbeit wieder verlassen hatten, gehörten laut Gansauer derzeit seine Frau Petra, Dirk Peters sowie Erich und Elisabeth Obertrifter an.
Bei den Kritikern haben Gansauers Ankündigungen vor kurzem auf einer Stifterversammlung verhaltene Hoffnung entfacht. Sie warten gespannt auf die praktischen Schritte.