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BürgerprotestRechtsanwalt unterstützt die Eitorfer Initiative gegen Windparkpläne

Lesezeit 4 Minuten
Farbenprächtig leuchtet der Sonnenuntergang über einem Windenergiepark.

Den geplanten Bau von bis zu 13 Windkraftanlagen im Norden der Siegtal-Gemeinde will die Bürgerinitiative „Gegenwind Eitorf“ verhindern.

Im Kampf gegen das Vorhaben, im Eitorfer Norden bis zu 13 Windräder zu bauen, erfährt die Bürgerinitiative Gegenwind Eitorf Unterstützung durch einen Anwalt.

Ob es ihr wie dem legendären Don Quijote ergeht, der einen aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen führte, wird die Zukunft zeigen. Die Bürgerinitiative „Gegenwind Eitorf“ ist auf jeden Fall gewappnet. Sie will den von der Gräflichen Nesselrodeschen Verwaltung und der Betreiberfirma Hellweg Wind beabsichtigten Bau von bis zu 13 Windkraftanlagen im Norden der Siegtal-Gemeinde verhindern.

In Dr. Thomas Mock, Rechtsanwalt mit Kanzlei in Königswinter, hat die Initiative einen ausgewiesenen Kenner der Materie und Unterstützer ihres Protests gefunden. Mitte Dezember nahm der 67-Jährige an einem Treffen von rund 40 von Windkraft-Plänen Betroffenen im Kammericher Hof in Ruppichteroth teil.

Antrag auf Planungsstopp für weitere Windkraftanlagen

Er stehe als Rechtsbeistand zur Verfügung, wenn es zu rechtlichen Auseinandersetzungen komme, erklärte er fünf Tage danach bei einem Gespräch in seinem Büro. „Ich habe etwas vorbereitet“, sagte Mock im Hinblick auf den Regionalplan, dessen Teilplan Erneuerbare Energien kurz vor Weihnachten den Regionalrat passiert hat und nun in die Offenlage geht.

„Im Auftrag zahlreicher Bürgerinitiativen“, wie es auf der ersten Seite heißt, hat der Anwalt einen Antrag an den Kölner Regierungspräsidenten geschrieben. Antragsziel ist die „Aussetzung weiterer Planungen von Gebieten für den privilegierten Bau von Windanlagen“. Auf 47 Seiten folgt die Begründung. Darin hebt Mock auf die Verpflichtungen Deutschlands aus dem 2022 geschlossenen IPBES-Vertrag von Montreal (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) und dem EU-Green-Deal von 2021 ab.

In Initiativen gegen Windparkpläne im Wald engagieren sich Sabine Wielpütz-Böckeler, Ute Wagner, Ralph Lorenz, Caroline Czech-Liß und Karl Raab.

In Initiativen gegen Windparkpläne im Wald engagieren sich Sabine Wielpütz-Böckeler, Ute Wagner, Ralph Lorenz, Caroline Czech-Liß und Karl Raab (v.l.).

Demnach seien 30 Prozent der Landesfläche zwecks Rettung der bedrohten Biodiversität unter effektiven Schutz zu stellen. „Das“, so Mock, „hat Deutschland aber nicht getan.“ Stattdessen werde die rechtlich begünstigte Windkraft auf Kosten der Biodiversität ausgebaut. Dabei sei das gesetzlich definierte Ziel, bis 2032 zwei Prozent der Bundesfläche – in Nordrhein-Westfalen 1,8 Prozent, in der Planungsregion Köln 2,13 Prozent – für die Nutzung von Windenergie auszuweisen, längst überholt.

Anwalt hält die Zwei-Prozent-Flächenregelung für die Windkraft für überholt

Vor fünf Jahren sei man von 3,5-Megawatt-Anlagen mit 60 Meter langen Rotorblättern ausgegangen, sagt der Königswinterer Anwalt. Mittlerweile würden aber Sieben-Megawatt-Anlagen mit 90 Meter langen Rotorblättern gebaut. „Die Zwei-Prozent-Flächenregelung muss angepasst werden.“ Man benötige höchstens noch ein Prozent der Fläche, um die angestrebte Energieleistung durch Windkraft zu erzielen.

Ein weiteres Argument, das Mock ins Feld, sind „Dunkelflauten“, die zeigten, dass der gesicherte Stromproduktionswert von Windanlagen bei Null liege. Zudem würden Windräder nicht umweltverträglich produziert. In einem Rotorblatt steckten 50 Stämme Balsaholz, die benötigten Seltenen Erden führten zu einer Abhängigkeit von China.

In einer Ausschuss-Sitzung zu den Nesselrodeschen Windparkplänen Anfang September hatten Besucher Gefahren durch den Abricb von Rotorblättern angesprochen. Thomas Mock teilt die Bedenken. Auf Dauer komme es zu einer erheblichen Kontamination des Bodens. Der Abrieb, bis zu 100 Kilogramm pro Anlage, stelle auch die Betreiber vor Probleme. „Die Lobby hat es selbst ausgerechnet“, sagt Mock. Die rauer werdenden Oberflächen führten zu Ertragsverlusten von zwei Prozent pro Jahr. „Es muss ständig repariert werden.“

Nicht zuletzt hofft die Bürgerinitiative in Eitorf auf den Artenschutz. Das Vorkommen des Schwarzstorchs könnte eine Rolle spielen. Schwarzstörche seien sehr lärmempfindlich, argumentiert Ralph Lorenz. Sie ließen bei Störungen ihr Jungen zurück, dadurch werde der Bestand gefährdet.


Infoveranstaltung zum Windparkplan in Ruppichteroth

Am Freitag, 10. Januar, 18 Uhr, trifft sich die Bürgerinitiative „Gegenwind Eitorf“ wieder im Landgasthaus Kammericher Hof, in Ruppichteroth, Dorfstraße 7. Künftig soll es einen monatlichen Stammtisch geben.

Bei der Zusammenkunft am Freitag will man sich auch auf die Informationsveranstaltung der Gemeinde Ruppichteroth am Donnerstag, 16. Januar, 18 Uhr, in der Mensa der Sekundarschule, Sankt-Florian-Straße 2, vorbereiten. An dem Abend wird über einen geplanten Windpark mit fünf Windrädern auf Ruppichterother und bis zu 13 Anlagen auf Eitorfer Gebiet informiert.

Windkraftpläne betreffen auch Much. Im Südwesten der Nachbargemeinde Engelskirchen (Oberbergischer Kreis) sollen im Heckberger Wald acht Windräder gebaut werden. Bürger aus Engelskirchen, Much, Overath und Wiehl haben im Juli 2024 die Initiative „Bergische Bürger für Naturschutz“ gegründet, die sich für den Erhalt des Waldes ohne Windkraftnutzung einsetzt.