Windeck/Much – Zum Hochkreuz in Dattenfeld oder an die Kreisstraße 35 in Niederbonrath kommt kaum jemand zufällig. Zu „Bikers Rast“ oder zum Café „Alte Schule“ fahren Motorradfahrer an schönen Wochenenden gezielt. Die beiden Bikertreffs abseits der Bundesstraßen gelten schon lange nicht mehr als Geheimtipp. Vielmehr sind die beiden Lokale weit über die Grenzen des Bergischen Landes bei allen bekannt und beliebt, die auf zwei motorisierten Rädern unterwegs sind. Den ersten Samstag im Frühling nutzen Hunderte Biker zu einer Visite.
Hohe Spritpreise „tun weh“
Kennzeichen aus dem Ruhrgebiet, dem Sauer- und Siegerland sind ab Samstagmittag in Niederbonrath und Dattenfeld keine Seltenheit. „Morgens müssen die erst mal Auto waschen, Rasen mähen und einkaufen“, berichtet André Büth, der das Café „Alte Schule“ im sechsten Jahr führt.
Nach zwei Corona-Jahren freut sich Büth auf die Wochenenden, an denen er zwischen 500 und 600 Biker in seinem Lokal begrüßen konnte. „Eigentlich startet die Saison zu Ostern“, berichtet er. Bisher seien die Wochenenden zwar sonnig, aber kalt gewesen.
Dirk Stranzenbach aus Bochum und sein Freund und Arbeitskollege Andreas Pientka aus Wuppertal sind mit ihren Maschinen auf dem Weg an den Rhein. Wenn sie durchs Bergische fahren, ist der Besuch der „Alten Schule“ ein Muss. An diesem Wochenende wollen sie noch nach Frechen und dann zurück Richtung Wupper und Ruhrgebiet.#bigimage
Dass der Sprit jetzt so teuer ist „tut weh“, meint Stranzenbach. „Aber wir machen das trotzdem“, ergänzt Pientka. Bei anderen Gelegenheiten sind die beiden gemächlicher unterwegs: mit dem E-Bike entlang der Ruhr bis zum Baldeneysee in Essen.
Über Much zurück an den Rhein
Ohne Hund im Beiwagen sind diesmal Uschi und Dirk Birkner unterwegs. Die beiden Kölner haben den Husky am Morgen ausgeführt und sind dann ins Bergische aufgebrochen, erst über die A 4, dann über Bielstein und Drabenderhöhe nach Niederbonrath. Nach der Stärkung geht es über Much und die Landstraßen zurück an den Rhein.
Oliver Marsic ist mit seiner 16 Jahre alten Tochter Carolina unterwegs. Die Siegburger fahren heute nur eine kurze Runde. Bis zum eigenen Führerschein muss sich Carolina noch gedulden. Die 155-PS-Kawasaki ihres Vaters darf sie erst mit 21 Jahren fahren. „Als Anfängermaschine ist die nicht unbedingt geeignet“, meint er.
Wenn er nicht gerade mit der Tochter auf Spritztour ist, fährt die Siegburger schon mal bis in die Eifel und auch über den Schladernring nach Windeck.
Bikers Rast hat „ein besonderes Flair“
Die beliebten Kurven der Bundesstraße 256 zwischen Waldbröl und Windeck-Schladern haben Simone und Ulrich Wirth aus dem Siegerland an diesem Samstag schon hinter sich. Freudenberg – Rothemühle – Waldbröl – Dattenfeld und an der Sieg entlang über Wissen zurück fahren sie.
„Bikers Rast“ auf dem Berg über Dattenfeld ist seit 30 Jahren immer mal wieder ihr Ziel, „fünf Mal im Jahr bestimmt“, meint Ulrich Wirth. Seine Frau Simone berichtet von Abstechern wie zum Beispiel zur Burgruine Windeck. „Es ist einfach toll, sich hier an den wunderschönen Wald zu setzen. Das hat ein besonderes Flair“, schwärmt sie.
Bei Harald Modderman und Annemarie Berga ist am Samstag schon so viel los, dass der Niederländer abwinkt: „Keine Zeit.“ Das Paar hat „Bikers Rast“ 2011 übernommen.
Pauschalurteile und Streckensperrungen aufgrund Einzelner
Michael Engelmann, Dennis Bähr und ihre Kumpel von den Knieschleifern in Düsseldorf sind mit acht Leuten da. „70 Leute gehören zu unserer Facebook-Gruppe. Wir fahren aber meist zu zehnt“, berichtet Bähr. „Hör auf“, antwortet er auf die Frage nach dem Sprit. „Das ist unangenehm, aber wir wollen ein bisschen unsere Freiheit genießen“, ergänzt Engelmann.
Gregor Schulte und der Belecker Bikerclub sind auf dem Weg aus Warstein im Sauerland zur luxemburgischen Grenze. Dort wollen sie in Bollendorf übernachten, am nächsten Tag das Großherzogtum erkunden und über die Eifel zurückfahren.
Der Schladernring und Dattenfeld liegen auf der Strecke. „Da gibt’s jetzt Geschwindigkeitsbegrenzungen“, berichtet Schulte. „Wir haben uns dran gehalten und sind von jemandem überholt worden, der wie eine gesengte Sau fuhr“, ärgert er sich.
Weil einzelne so schnell führen, seien Pauschalurteile über die Biker und Streckensperrungen die Folge, meint der Motorradfahrer, der sein Geld als Fahrlehrer auf dem Bike verdient. Zum Ärgern aber ist es ihnen in Dattenfeld dann doch zu schön. Da genießen die Warsteiner lieber Sonne und Gastlichkeit.