Rhein-Sieg-Kreis – Landrat Sebastian Schuster hat am Dienstag Kritik an der Impfstrategie des Kreises zurückgewiesen: „Wir haben alles richtig gemacht“, verteidigte er die Entscheidung, ein Sonderkontingent des Astrazeneca-Vakzins ausschließlich über die Hausärzte verimpfen zu lassen. Der Impfstoff werde im Laufe des Dienstags verteilt sein, am Mittwoch beginne die Verimpfung.
„So bekommen wir die 14.000 Impfdosen innerhalb von einer, höchstens zwei Wochen verimpft.“ Im Impfzentrum des Kreises in Sankt Augustin wären maximal 400 zusätzliche Termine pro Tag zu schaffen gewesen. Auch die Informationspolitik des Kreises verteidigte der Landrat. „Wir haben bestmöglich versucht, das zu kommunizieren“, man könne aber 132.000 Personen nicht vorab erreichen.
Warum wurde nicht am Wochenende auch Astrazeneca im Impfzentrum Sankt Augustin verimpft?
„Unsere Vorräte waren am Donnerstag bei Null“, sagt Gesundheitsdezernent Dieter Schmitz; alle verfügbaren Mengen seien an Hausärzte verteilt worden. Es sei nicht gewährleistet gewesen, dass die Sonderlieferung tatsächlich am Samstag zur Verfügung stehe. Durch die Entscheidung gehe kein Impfstoff verloren, sagte Landrat Schuster.
Grundsätzlich kann ab Mittwoch, 7. April, jeder Hausarzt auf der Basis des Impferlasses des Landes impfen. Laut Kreisverwaltung wurden die Hausarztpraxen von der Kassenärztlichen Vereinigung informiert und konnten in der Woche vor Ostern ihren Bedarf anmelden. Die 35 Schwerpunktpraxen sollen nur als Multiplikatoren dienen, falls die eigene Hausarztpraxis nicht direkt zum Impfnetzwerk gehört.
Und wer kann geimpft werden?
Aktuell ist die Gruppe der 79-Jährigen dran. Auch chronisch Kranke sollen in den Genuss der Impfung beim Hausarzt kommen. Das Sonderkontingent Astrazeneca wurde für über 60-Jährige zur Verfügung gestellt.
Wie viel Impfstoff steht derzeit zur Verfügung?
Im Impfzentrum werden täglich etwa 1600 Immunisierungen der 79-Jährigen mit dem Biontech-Pfizer-Vakzin vorgenommen. Auch bei der Immunisierung in Hausarztpraxen wird dieser Stoff eingesetzt. Dem Kreis gegenüber haben große Praxen gemeldet, dass sie mit 30 bis 40 Dosen je Woche rechnen können.
Wie werden sich diese Zahlen entwickeln?
Ob es noch einmal ein Sonderkontingent des Bundes mit Astrazeneca geben wird, ist der Kreisverwaltung nicht bekannt. Für die Impfkampagne in den Hausarztpraxen ist laut Landrat die Kassenärztliche Vereinigung zuständig; Zahlen zu Impfstoffmengen für Hausärzte kenne das Gesundheitsamt nicht.
Wer ist genau für welche Patienten zuständig?
„Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt“, sagt Dr. Kirsten Hasper, die Leiterin des Gesundheitsamts im Rhein-Sieg-Kreis. Das gelte auch dann, wenn die Praxis möglicherweise außerhalb des Kreisgebiets liege.
Ist der Hausarzt im Urlaub, soll man sich an die Vertretung wenden. Wer im Rhein-Sieg-Kreis keinen Hausarzt hat, kann eine E-Mail unter coronavirus@rhein-sieg-kreis.de an den Kreis senden.
Wer impft die Privatpatienten?
Privat Krankenversicherte sind nicht an Privatpraxen gebunden, die freie Arztwahl gilt auch hier.
Wie viele Menschen wurden im Rhein-Sieg-Kreis bisher geimpft?
106.000 Personen haben nach Angaben von Landrat Sebastian Schuster bereits ihre erste und auch die zweite Impfung erhalten. Davon seien 51.000 Bürgerinnen und Bürger im Impfzentrum in der Sankt Augustiner Asklepios-Kinderklinik versorgt worden.