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Details zur Tat in RuppichterothPolizei findet nach Schießerei 21 Schusswaffen bei Verdächtigem

Lesezeit 3 Minuten
Ein Wohnwagen steht hinter dichtem Gebüsch auf einem Grundstück.

In diesen Wohnwagen war der 24-Jährige eingebrochen, Spezialeinsatzkräfte sprengten ihn in der Nacht auf.

Rund um den Wohnwagen hatte der Mann Kameras installiert, die mit Selbstschussanlagen gekoppelt waren. Ein Spezialeinsatzkommando musste anrücken.

Weiße Kreidekreise auf der Fahrbahn der Straße Zum Weiher zeigen noch an, wo der 24 Jahre alte Mann zusammengebrochen ist, nachdem ein 74-Jähriger aus Much mutmaßlich auf ihn geschossen hatte. Zeugen waren am Donnerstag gegen 14.25 Uhr nahe Stranzenbach beim Spazierengehen auf Schüsse aufmerksam geworden. Sie hörten Hilferufe und sahen einen Mann über ein Feld laufen.

Sie beobachteten dann, wie ein älterer Mann auf den am Boden liegenden und offensichtlich Verletzten einschlug. Nach Informationen dieser Zeitung benutzte er dazu eine Handfeuerwaffe, möglicherweise die, mit der er geschossen hatte. Die Zeugen alarmierten Polizei und Rettungsdienst. Der Verdächtige flüchtete mit seinem Auto vom Tatort, kehrte aber wenig später zurück.

Das Opfer wurde mit schwersten Verletzungen in eine Klinik geflogen

Inzwischen eingetroffene Polizisten nahmen ihn vorläufig fest. Eine Schusswaffe fanden sie aber weder bei ihm noch in seinem Wagen. Ein Notarzt und die Besatzung eines Rettungswagens kümmerten sich um den lebensgefährlich verletzten Patienten. Ein Rettungshubschrauber wurde angefordert, um den polizeibekannten 24-Jährigen in eine Klinik nach Köln-Merheim zu fliegen. Dort konnte sein Zustand stabilisiert werden, er wird aber weiterhin intensivmedizinisch behandelt.

Die weiteren Ermittlungen ergaben, dass der Jüngere in einen Wohnwagen eingebrochen war, der dem Senior gehört. Dieser hat sein Grundstück mit zahlreichen Wildkameras ausgestattet. So bemerkte er offenbar, wie der 24-Jährige einstieg, und machte sich sofort auf den Weg nach Stranzenbach.

Weiße Kreidekreise sind auf einer schmalen Straße zu sehen.

Auf der Straße Zum Weiher in Ruppichteroth-Stranzenbach war der 24-Jährige zusammengebrochen. Die weißen Kreidekreise zeigen, wo er lag.

Dort schoss er auf den 24-Jährigen. Ob er ihn verfolgte oder ihm auf der Straße begegnete, ist noch unklar. Die Spurensicherung zog sich bis in die Nacht, am Freitag kam eine Drohne zum Einsatz. Auf einem Feld standen drei rot-weiße Pylone auf einer Rettungsdecke und einem Absperrband.

Schwierig gestaltete sich für die Einsatzkräfte die Situation auf dem Grundstück. Der Mann ist mutmaßlich ein Prepper, also jemand, der sich umfangreich auf mögliche Katastrophen vorbereitet. Erkenntnisse über einen Kontakt zur Reichsbürgerszene hat die Polizei genauso wenig wie zu Gewaltdelikten.

Wildkameras waren vermutlich mit Selbstschussgeräten verbunden

Die Wildkameras waren mit Selbstschussgeräten rund um den Wohnwagen verbunden, die Knallgeräusche erzeugten, aber wohl nicht scharf waren. Der Einsatzleiter entschied, Spezialeinsatzkräfte (SEK) und die Tatortgruppe des Landeskriminalamts anzufordern, um sowohl die Unterkunft in Ruppichteroth als auch die Mucher Wohnung zu durchsuchen.

Der Polizisten gehen mit Koffern auf ein Grundstück.

Am Freitagvormittag sind die Spurensicherer auf dem Weg zu dem Grundstück, auf dem der Wohnwagen steht..

Die Spezialisten sprengten die Türen des Wohnwagens sowie eines daneben stehenden Verschlages auf und schossen auf die Objektive der Kameras, um jegliche Gefahr auszuschließen. An einer Stelle fand sich nach Informationen dieser Zeitung ein Draht. Inwieweit er mit einem Selbstschussgerät oder mit Sprengstoff gekoppelt war, ließ sich bislang nicht verifizieren.

Auf dem Grundstück selbst waren, so die Informationen, ein Garten und mehrere Erdbunker mit Lebensmitteln angelegt. Die SEK fanden vor allem in der Wohnung des Mannes in Much insgesamt 21 unterschiedliche Schusswaffen, Munition, eine Armbrust und ein Messer. Eine gültige waffenrechtliche Erlaubnis besitzt er nach dem bisherigen Sachstand der Polizei nicht. Bei sich und in seinem Auto hatte er mehrere Messer.

Mehrere Streifenwagen stehen auf einer schmalen Straße.

Starke Polizeikräfte waren zum Tatort bei Ruppichteroth-Stranzenbach gekommen, das rote Fahrzeug ist das des Tatverdächtigen.

Der 74-Jährige äußert sich bislang nicht zu dem Tatgeschehen. Auf Antrag der Bonner Staatsanwaltschaft wurde er einem Haftrichter vorgeführt, der ihn wegen versuchten Totschlags in Untersuchungshaft schickte. Die Ermittler suchen weitere Zeugen, die den Ablauf beobachtet haben könnten, und bitten um Hinweise unter 0228/15-0 oder per E-Mail.