Ruppichteroth – „Bröltalstrom & Bröltalgas. Ab sofort Energie aus Ruppichteroth“. Das klingt heimatlich und sieht auf dem Plakat in frischem Grün und Blau auch nett aus.
Zum 1. April haben die Gemeindewerke Ruppichteroth (GWR) den Vertrieb von Strom und Gas begonnen. „Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu unserem Ziel, ein klassischer Vollversorger für die Gemeinde zu werden“, sagt Geschäftsführer Rolf Hänscheid (53).
Fünfköpfiges Verwaltungsteam
Schritt für Schritt dehnt das Unternehmen seine Aktivitäten aus. Die Wasserver- und Entsorgung liegt bereits in den Händen der kommunalen Tochter, die das Stromnetz Anfang dieses Jahres von Innogy (RWE) gekauft hat.
„Derzeit verhandeln wir mit der Rhenag über den Kauf des Gasnetzes, der für 2019 geplant ist – ebenso die Betriebsführung der Straßenbeleuchtung“, so Hänscheid, der nun mit seinem fünfköpfigen Verwaltungsteam (dazu kommen aktuell drei Techniker) das Rathaus Schönenberg verlassen und an der Brölstraße Räume über der VR-Bank bezogen hat.
Deren Öffnungszeiten hat das Kundencenter der Gemeindewerke übernommen. „Die Beratung vor Ort ist unser Trumpf, ob es nun um Probleme mit dem Zähler ablesen oder Schwierigkeiten mit der Stromrechnung geht“, sagt Hänscheid. Ein weiterer Pluspunkt sei, dass die GWR alle Energien zum Jahresende abrechnet, was für die Verbraucher übersichtlicher sei.
Und schließlich biete die GWR „wettbewerbsfähige Preise“. So beträgt der Nettopreis je Kilowattstunde 22,05 Euro bei einem jährlichen Grundpreis von netto 70 Euro. Für wechselwillige Abnehmer gibt es 25 Euro Prämie. Aber: „Sicher gibt es noch günstigere Tarife; und einen Wechselrabatt von 150 oder 200 Euro können wir nicht bezahlen“, räumt Hänscheid ein. 4500 Haushalte, die mit Strom beliefert werden, gibt es in Ruppichteroth.
„Wir haben bei Null angefangen.“ Anders als vor 19 Jahren die Gemeinde Nümbrecht, die beim Netzkauf alle Endverbraucher von RWE übernehmen konnte – die damalige Gesetzeslage ließ es anders gar nicht zu.
Wie viele Kunden die GWR bereits gewonnen hat, will der Geschäftsführer „aus Konkurrenzgründen“ nicht sagen, allerdings sei er „verhalten optimistisch“. Trotz der zu erwarteten Anlaufverluste in der Sparte Stromnetz erwartet er für die kommenden Jahre ein positives Ergebnis für das Gesamtunternehmen.
Die fließen dann an die beiden Gesellschafter: an die Gemeinde Ruppichteroth, die mit 51 Prozent die Mehrheit hält, und an die Stadtwerke Aachen (Stawag), die mit 49 Prozent beteiligt sind. Letztere kaufen für Ruppichteroth den Strom an der Börse, der übrigens – wie Hänscheid betont – „zu hundert Prozent Öko-Strom ist.“
Dass die Energienetze demnächst in einer Hand liegen, davon sollen die Hausbesitzer profitieren: „Die Erschließung eines Grundstücks wird einfacher und günstiger, wenn für Strom, Wasser und Gas ein gemeinsamer Versorgungsgraben genutzt werden kann.“ Insgesamt könne man Synergien erzielen: „Denn das wird es nicht mehr geben: Dass für das Verlegen einer Wasserleitung eine Straße aufgerissen wird und ein Jahr später dasselbe für die Stromleitung passiert, weil verschiedene Anbieter im Spiel sind.“
Aufwendige Werbemaßnahmen werden die GWR nicht finanzieren. „Vielmehr wollen wir über die Förderung der Vereins- und Jugendarbeit auf uns aufmerksam machen“, so Hänscheid.
Der lokale Energieversorger hat bereits die Christophorusfahrt gesponsert. Sportclubs, Bürgervereine und Musikensembles werden unterstützt, wenn sie Werbung für „Bröltalstrom und Bröltalgas“machen.
Anders als es der Name suggeriert, wird die Elektrizität allerdings nicht in Ruppichteroth produziert. Das ist für Hänscheid Zukunftsmusik, denn „dazu fehlen uns aktuell die personellen Ressourcen“.