Ruppichteroth – „Ich freue mich, Sie alle hier gesund zu sehen.“ So begrüßte Mario Loskill die Politikerinnen und Politiker in der ersten Sitzung des neugewählten Gemeinderates. Die wollte der alte und neue Bürgermeister zügig durchführen, um die Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus zu minimieren. Allerdings galt es, eine umfangreiche Tagesordnung abzuarbeiten. 38 Punkte, die vor allem garantieren sollten, „die Funktionstüchtigkeit und Arbeitsfähigkeit“ der Gremien herzustellen, so Loskill – und das erforderte Zeit und Geduld. Ausschüsse und Verbands-Versammlungen – von VHS über Aggerverband bis „bergisch hoch vier“ – mussten neu besetzt werden, aus den Reihen des Rates und der Kommunalverwaltung.
Zum Auftakt aber wurde der parteilose Gemeindechef vereidigt. Für den 48-jährigen Diplom-Verwaltungswirt beinahe Routine, denn Mario Loskill erlebte das Ritual seit 2008 zum dritten Mal. Als Ratsälteste nahm Rita Winkler die Zeremonie vor; von der CDU-Fraktionschefin gab es für Loskill auch eine Tüte mit gutem Wein für die raren Mußestunden. Eine ganze Batterie von Präsenten stand auch für jene Gemeindevertreterinnen- und Vertreter bereit, die aus dem Rat ausschieden.
Insgesamt neun sind es, die viele Jahre lang Politik in der Bröltalgemeinde gestaltet haben: Nach über 40 Jahren im Rat verabschiedete sich Klaus-Peter Smielick (FDP), Erika Marx und Richard Rohs (beide SPD) leisteten 20 Jahre Ratsarbeit, Horst Alenfelder (SPD), Björn Franken (CDU) und Werner Hainke (Grüne) engagierten sich über 15 Jahre hinweg, zehn Jahre war Harald Jarkulisch (FDP) dabei, außerdem verließen Dirk Wichmann (Linke) und Sarah Zordel das Gemeindeparlament.
Für Kontinuität bürgen zahlreiche Ratsmitglieder, die ebenfalls schon lange in diesem Gremium arbeiten, an der Spitze Rita Winkler mit 35 Jahren Erfahrung. Loskill bedankte sich nicht nur bei diesem „Urgestein“des Rates, sondern auch bei allen anderen.
„Es sind alles tolle Menschen, die sich zum Wohl der Gemeinde einbringen. Ich könnte über jeden eine Geschichte erzählen“. Der Bürgermeister würdigte den Austausch als „immer fair und gut. Es gab nie Streitigkeiten, wohl harte Diskussionen, aber das gehört sich in einer Demokratie so.“
Wie die funktioniert, konnten die Gäste in der Bröltalhalle bei der Wahl der beiden ehrenamtlichen Stellvertreter des Bürgermeisters beobachten. Weil diese Wahl per Gesetz geheim ablaufen muss, votierten die Ratsmitglieder einzeln in der Kabine. Einstimmig gewählt wurden wieder wie in der letzten Ratsperiode Jochen Breuer (CDU) und Friedhelm Kaiser(SPD).
Dass die Corona-Pandemie neue Formen der Bürgerbeteiligung erzwingt, zeigte sich im letzten Punkt der Tagesordnung. Die Einwohnerversammlung zum Ausbau der Hauptstraße in Winterscheid musste ausfallen. Nun plant die Verwaltung eine digitale Form der Partizipation: Ein Film, in dem das Ingenieurbüro Donner und Marenbach über die Pläne informiert, soll Mitte November online gestellt werden. Abschließend gibt es einen Webcast mit der Möglichkeit der Interaktion, und schließlich will die Gemeinde noch einzelne Sprechstunden anbieten. Der Baubeschluss soll noch in diesem Jahr gefasst werden.