Auch wenn in der frisch sanierten Bröltalhalle weniger Zuschauer Platz fanden, tobte der Saal bei einer Sitzung, die vom Selbstgemachten lebte.
WinterfestRuppichterother Karnevalisten nehmen Bürgermeister Mario Loskill ins Visier
„Komm ich in den Ratssaal, wird es immer stiller, denn jetzt kommt Mario Loskiller“, der Rap von Markus Neuber, einer der „Zwei echte Keerls“ löste heftiges Gelächter aus. Der Bürgermeister von Ruppichteroth, eben jener Mario Loskill, stand im Mittelpunkt des lang erwarteten Beitrags von Neuber und Arno Schiefen beim Winterfest in der sanierten Bröltalhalle.
Vier Jahre hat es gedauert, bis die legendäre Veranstaltung wieder laufen konnte. Erst Corona, dann die Bauarbeiten, nur einmal gab es ein Interim im Sommer. Aber das ist ja kein Winterfest. Unter der Regie von Britta Löbach setzt der Turnverein Ruppichteroth fast ausschließlich auf Eigenbeiträge. Und mehr noch als bei anderen Sitzungen liegt der Schwerpunkt auf Tanzgruppen und Redebeiträgen.
Der „Döörper Prätscher“ beteiligte sich am närrischen „Bürgermeister-Bashing“
Das Konzept geht auf. Der Saal brodelte, lachte, sang und tanzte mit. Die Mini Funken setzten den ersten Akzent, Chor war angesagt beim Mitsingkonzert von Paul Radau. Dann schlug die große Stunde des Döörper Prätscher, der ohne die Pandemie sein 30-jähriges Bühnenjubiläum hätte feiern können. Natürlich beteiligte auch er sich am närrrischen „Bürgermeister-Bashing“. Der Geschmähte nahm das übrigens souverän gelassen hin.
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Dem „Homeoffice-Mario“ setzte er drei Kandidaten für die nächste Wahl entgegen, Größen aus der Gemeinde, deren jeder Name mit lautem Hallo begrüßt wurde. Unter anderem schlug er Andreas Schmidt vor. Der sage laut und deutlich seine Meinung und habe ja auch mehrere Trecker. In einem Nebenhieb verpasste der Döörper Prätscher Greta Thunberg den Titel „Heilige Mutter Teresa der Festgeklebten“.
Sonnenkönig Ludwig I. Neuber bekam sein Fett weg, der Joe Biden vom Dörp, der in ein paar Tagen 83 Jahre alt wird. „Dat dat so is mit dem Mario, ist der Ludwig schuld.“ Als Grundschulleiter habe er ihn eingeschult und unterrichtet. Neuber habe drei Visionen, die er „schaffe kann mösse will“: die Nutscheid-Autobahn, den Reichtum für Laos und wieder ein CDU-Bürgermeister. Prätscher Hans-Peter Hohns Vorträge sind immer auch feine sprachliche Abhandlungen des Dialekts.
Der alte Nörgler, der zu allem eine Meinung hat, der aber nie gefragt wird, seziert das Dorfgeschehen mit genauer Beobachtungsgabe und spitzer Zunge. Da haut er auf die „Dampflok von Oeleroth“ drauf, die frühere, kettenrauchende CDU-Fraktionsvorsitzende Rita Winkler, untersucht die Unternehmens- und Einzelhandelsszene, macht sich über Treppenlift-Testfahrer lustig – die Zuschauer feierten ihn mit stehenden Ovationen.
Der Bürgermeister hat die Gemeindefinanzen ins Lottogeschäft gebracht
Nach einem fulminanten Auftritt der Bröltalpänz, die als Feuer und Wasser einen spannenden Kampf hinlegten, schljg die Stunde der Zwei echten Keerls. Arno Schiefen machte die Buchhändlerin Aneglika Abels, Markus Neuber den Mario Loskill. Der will ein Buch kaufen, hat aber nur noch einen Euro. Den Rest des Gemeindegeldes hat er ins Lottogeschäft ausgegeben. Statt BWL-Lektüre bietet ihm Abels ein Heft zur Mathematik für die zweite Klasse an.
Von platt bis originell zauberten sie ihr Gags. So steht Loskill im Guiness-Buch der Rekorde, mit den Füßen im aufgeschlagenen Band. Zum Nachdenken heißt es dann: „Nur weil man mich nicht sieht, heißt das ja nicht, dass ich da bin.“ Echte Kracher waren ihre musikalischen Beiträge, neben dem Rap Schiefens Schädlingsbekämpfer-Arie nach Papageno.
Eine tolle Geste war der erste Auftritt der Tanzgarde Rot Weiß Hänscheid beim Winterfest überhaupt, die Choreografien auf hohem Niveau ablieferten. Der Elferrat begeisterte mit Charakteren aus dem Dorf, die sich beim „Last Dörper Laughing“ battelten. Sitzungspräsident Albert Brummenbaum spielte Witzeerzähler Markus Krebs, um sofort danach als Frontmann von Mir Zwei Die Zwei den Saal zu rocken.