Lukas Tölkes setzt ausrangierte Weihnachtsbäume auf seinem Hof ein.
Größter Fan der Tannen? Das sind die 1000 Legehennen, die auf dem Hof des Bauern leben.
Ein Gewinn für alle: Wer seinen alten Tannenbaum abgeben will, der kriegt auch manchmal einen Einkaufsgutschein im Bio-Hofladen.
Ruppichteroth – Sie haben die Herzen erwärmt und standen beim Fest im Mittelpunkt, sie waren mit Kerzen und Kugeln geschmückt und brachten Stimmung in den kalten Winter. Jetzt sind sie kalt abserviert. Spätestens in der vergangenen Woche wurden die meisten Weihnachtsbäume lieblos in die Vorgärten geworfen, warten auf die Entsorgung oder sind schon in Kaminen in Flammen aufgegangen. Nicht so bei Lukas Tölkes. Er bereitet mit ausrangierten Christbäumen seinen Legehennen noch eine Freude.
„Die Tiere wollen beschäftigt werden“, erklärt der Bio-Landwirt. Sowohl in den beiden großen Ställen, in denen jeweils mehr als 1000 Hennen übernachten, als auch auf den Freiflächen, wo die Tiere tagsüber im Gras nach Würmern suchen, Körner picken und scharren, haben die ausgedienten Weihnachtsbäume ihre Plätze gefunden.
Bauer achtet auf die Stimmungsschwankungen seiner Hühner
Lukas Tölkes, der sich vor zehn Jahren auf Gut Fussberg im Bröltal zwischen Schönenberg und Kammerich selbstständig gemacht hat, kennt seine Tiere. Bevor er den Stall oder den benachbarten „Wintergarten“ betritt, klopft er ordentlich an. „Wenn ich reinkomme, höre ich sofort, ob alles in Ordnung ist.“ Jede Stimmungsschwankung sei spürbar, erklärt er. Neugierig wird er dann empfangen. Die einzigen, die sich für den Besuch kaum zu interessieren scheinen, sind die Hähne. „Die passen hier auf“, berichtet Tölkes.
1200 Hennen leben nachts und bei schlechtem Wetter in einem Stall auf drei Ebenen. Auf der Etagere, dem Stallboden und jetzt auch auf den kopfüber aufgehängten Tannenbäumen können sie sich frei bewegen.
Morgens ist Legezeit. Da geht es in den Nestern auf der mittleren Ebene raus und rein. Bis 10 Uhr, so Tölkes, seien die meisten Eier gelegt. „Wenn sich dann die Stalltüren öffnen, gehen die Hühner auf Party“, bemerkt der Landwirt.
Das Gut Fussberg
Als andere eher den Weg in die Stadt wählten, heraus aus der Landwirtschaft, hat Lukas Tölkes sich 2010 mit 20 Jahren selbstständig gemacht. Die Großeltern des Muchers waren einst Landwirte. Er selbst hat in Kleve die Ausbildung zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt mit Schwerpunkt ökologischer Landbau absolviert. Gut Fussberg hat Tölkes vor zehn Jahren gepachtet. Wie sehr sich die Landwirtschaft verändert hat, zeigt er an seinem Betrieb auf. In den 40er Jahren, so hat er von einem früheren Bewohner erfahren, hätten zwölf Menschen auf dem Hof gearbeitet. Unterstützt von moderner Technik führt er Gut Fussberg heute mit einem Mitarbeiter. Seine Waren vertreibt er über den eigenen Hofladen, aber auch über Rewe-Märkte in der Region. (sp)
In die Ställe des Gutes Fussberg kommen die jungen Hühner aus einer Biozucht mit etwa 20 Wochen. „Dann müssen wir sie erst einmal eingewöhnen“, erklärt Tölkes. Der Tagesablauf, die Lege- und die Futterstellen, der Auslauf im Freien – alles erfordert Übung. Jedes Huhn könne sich etwa 60 Artgenossinnen merken, mit denen es einen Sozialverband bilde. Da werde dann täglich gemeinsam „gefeiert“. Damit es auch an trüben Stalltagen nicht langweilig wird, hat der Landwirt ein Gerät installiert, das ab und an Getreide in den Stall streut. „Dann gibt es was zu scharren.“ Wenn die Hennen Lust haben, können sie zudem einen kleinen Ausflug in einen Nebenraum, den sogenannten Wintergarten, machen. Wählt die Henne zufällig den Weg über eine von der Decke hängende Plattform, wird sie nebenbei gleich noch gewogen.
Weihnachtsbäume für Einkaufsgutscheine
Draußen gibt es das Jahr über im Wechsel Sandbäder, Futterraufen mit Luzerne oder andere Attraktionen. Die Weihnachtsbäume stehen für die kommenden acht bis zehn Wochen auf dem Programm. Tölkes hat sie schon im zweiten Jahr gegen Einkaufsgutscheine für seinen Hofladen entgegengenommen. Inzwischen sind die Bäume im Freigelände verteilt. Dort böten sie außer Beschäftigung den Hennen auch Schutz vor Habicht und Fuchs.
Zusätzlich will der Landwirt 10 000 Euro in Fuchszäune investieren. Er habe bisher noch Glück gehabt, berichtet Tölkes. Kollegen hätten zum Teil Einbußen von bis zu einem Viertel ihrer Tiere gehabt. „Das ist einer der Gründe, warum Bio-Eier etwas teurer sind“, erläutert er. Bei der Förderung von Schutzzäunen vor Wölfen seien Hühnerhaltungen übrigens ausgenommen, bemerkt er am Rande.
Um seine Tiere optimal zu versorgen, lässt Tölkes seine Ställe – außer den 2200 Hennen hält er 500 Masthähnchen und 40 Rinder – von einem Computersystem überwachen. Das Futter wird gewogen, der Wasservorrat, aber auch der Verbrauch überwacht. Wenn irgendein Wert nicht stimmt, es zu warm oder zu kalt wird, schickt der Computer dem Bauern eine SMS aufs Smartphone. „Wenn nachts um drei die Leitungen eingefroren sind, muss ich raus aus dem Bett. Schließlich geht es uns um das Tierwohl.“